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21.08.04 / Durchaus mit gemischten Gefühlen / Abzug der US-Streitkräfte aus Deutschland ist ein Zeichen für den Frieden in Europa, aber auch ein wirtschaftliches Problem

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. August 2004


Durchaus mit gemischten Gefühlen
Abzug der US-Streitkräfte aus Deutschland ist ein Zeichen für den Frieden in Europa, aber auch ein wirtschaftliches Problem

Letzte Woche ging eine Meldung durch die deutschen Medien, die die Bundesrepublik Deutschland noch vor nur zwei Jahrzehnten stark erschüttert hätte, heute jedoch außer in einigen Gemeinden in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz allenfalls Verwunderung ausgelöst hat. So planen die USA im Zuge ihres internationalen Anti-Terror-Kampfes den Abzug von bis zu 100.000 US-Soldaten aus Asien, speziell Japan und Südkorea, sowie Europa. Allein aus Deutschland soll rund die Hälfte der hier stationierten 75.000 Mann abgezogen werden. 75.000 US-Soldaten in Deutschland? Der Norddeutsche wird sich über diese hohe Zahl wohl eher überrascht zeigen, bekommt er doch von der noch recht beachtlichen militärischen Präsenz der USA kaum etwas mit. Damals zu Zeiten des Kalten Krieges war die Anwesenheit sinnvoll und von einem Großteil der Deutschen auch als Unterstützung gegen den kommunistischen Osten erwünscht. So wußten die USA sehr wohl, daß sie einer ihnen nicht genehm agierenden deutschen Bundesregierung stets mit Abzug ihrer Streitkräfte aus Westdeutschland drohen konnten.

Natürlich gab es auch Stimmen gegen US-Streitkräfte auf deutschem Boden. Für sie war es noch ein Relikt aus den Zeiten des verlorenen Zweiten Weltkrieges. Sie fühlten sich beobachtet und kontrolliert und demonstrierten regelmäßig vor US-Basen für die Räumung. Doch auch sie sind leise geworden. Nur kurz vor dem Beginn des Irakkrieges besannen sich einige Deutsche dieser Einrichtungen und demonstrierten vor den Toren gegen das zweifelhafte Engagement der US-Streitkräfte im Irak.

Genau dieses zwingt nun die USA, mit ihren Gedankenspielen vom Abzug der Truppen aus befriedeten Regionen Ernst zu machen. Rund 130.000 Soldaten sind im Irak stationiert, weitere 10.000 in Afghanistan, 5.000 auf dem Balkan. All dies sind Regionen, die die dortigen Einheiten stark strapazieren. Vor allem die Kampftruppen im Irak, deren Auslandeinsatz um ein Jahr verlängert wurde, sehen nicht ein, warum sie länger in einer Gefahrenregion ihr Leben riskieren und von Familien und Freunden getrennt sind, während zahlreiche ihrer Kollegen in Deutschland friedlich und unaufgeregt ihren Dienst absitzen.

In Deutschland soll laut Angaben der New York Times die 1. Infanteriedivision in Bayern (Bamberg, Katterbach, Kitzingen, Schweinfurt, Vilseck und Würzburg) sowie die 1. Panzerdivision in Hessen (Friedberg, Gießen, Hanau, Wiesbaden) und Rheinland-Pfalz (Baumholder, Wackerheim) abgezogen werden. Beide Divisionen haben eine Gesamtstärke von 28.000 Soldaten. Hinzu kommen ihre Angehörigen.

Aus jenen Orten kommt dann auch der Aufschrei, denn hier sind die USA ein wichtiger Arbeitgeber. Es ist sogar die Rede von 80.000 betroffenen deutschen Arbeitsplätzen.

Die Bundesregierung reagiert auf die Pläne der USA mit Verständnis. Die Befürchtung, daß der jetzige Abzug der US-Divisionen aus Deutschland eine verspätete Strafe für die abweisende deutsche Haltung im Irakkrieg sei, hegt keiner. Es ist vielmehr so, daß die USA durch den Abzug ihrer Truppen aus friedlichen Regionen Geld einsparen, das sie für den kostenintensiven Irakeinsatz bitter nötig haben. Die Schlußfolgerung ist, daß die USA derzeit weiter versuchen, daß Probelm "Irak" auf eine Weise zu lösen, die Deutschland weiter außen vor läßt. Alles, was diesem Ziel dient, ist im Sinne der Bundesregierung. Zudem bedeutet der Abzug auch eine Ersparnis von mehreren hundert Millionen Euro, da die USA 21 Prozent der Stationierungskosten der Bundesrepublik in Rechnung stellen.

Die Union ist sich bezüglich des Abzuges weniger einig. Stoiber will so viele US-Militärbedienstete im Land behalten wie möglich, eine Forderung, mit der er wirtschaftlichen Regionalinteressen entgegenkommt.

"Die Welt hat sich verändert, und deshalb müssen sich auch unsere Stationierungskonzepte verändern", sagte US-Präsident Bush, als er die Abzugspläne bekanntgab. Ob zum Besseren, mag dahingestellt sein, aber immerhin finden die Kriege, ob "warm" oder "kalt", nicht mehr vor unserer Haustür statt. R. Bellano


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