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21.08.04 / Auf verlorenem Posten?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. August 2004


Auf verlorenem Posten?

Der Däne Søren Jessen-Petersen hat Mitte des Monats seinen Dienst als neuer Leiter der UNMIK, der Uno-Verwaltung im Kosovo, angetreten, nachdem sein Vorgänger, der Finne Harri Holkeri, dieses Amt vor drei Monaten niedergelegt hatte. Jessen-Petersen verfügt über Balkanerfahrung, konkret in Bosnien und in Makedonien, wo er die Uno-Flüchtlingsorganisation UNHCR repräsentierte. Dennoch wird ihm ein rauher Wind ins Gesicht wehen, ist er doch schon der fünfte UNMIK-Chef in fünf Jahren. Die vorauseilende Skepsis der Kosovo-Albaner fand auch in deren Medien entsprechenden Ausdruck: Man riet ihm, gar nicht erst zu kommen.

Derzeit gibt es mindestens vier verschiedene internationale Initiativen und Studien, die sich alle darin einig sind, daß im Kosovo etwas geschehen müsse. Von "Dezentralisierung", "Kantonalisierung", Kompetenzverlagerung und zusätzlichen Polizeikräften ist meist die Rede, aber das Kernproblem, den völkerrechtlichen Status des Kosovo, hebt man sich für später auf. Allerdings ist es gerade diese Unsicherheit, die Investoren abhält und für eine nahezu lückenlose Arbeitslosigkeit sorgt. Dazu kommt, daß auch die in der Vergangenheit enorm hohen Unterstützungszahlungen der Auslandsalbaner deutlich nachlassen.

Für Oktober sind Wahlen geplant, deren Ergebnis wenig ändern wird. Ja, es wird nicht einmal eine indirekte Feststellung der Volkszugehörigkeit herauskommen, denn die

Serben werden vom serbischen Ministerpräsidenten Kostunica zum Boykott, vom neuen serbischen Präsidenten Tadic zur Teilnahme aufgerufen. Die Albaner sehen Tadic mit besonderem Mißtrauen: Er gilt als Mann der "Staatengemeinschaft".

Belastet wird die Lage auch wieder durch Ereignisse in der Nachbarschaft: In dem mehrheitlich von Albanern bewohnten und an Kosovo angrenzenden Teil Südserbiens kommt es neuerdings verstärkt zu bewaffneten Überfällen. In Makedonien, wo unter dem Begriff "Dezentralisierung" eher eine "Kantonalisierung" im Gange ist, protestieren Makedonier, die mehrheitlich albanischen Gebieten zugeschlagen werden sollen. Zwei betroffene Städte wollen sich ganz abspalten und "nach dem Muster von Monaco" unabhängig werden. RGK


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