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04.09.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 04. September 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

heute ist unsere Rubrik mal wieder eine kleine Fundgrube. Immer noch finden sich in Ostpreußen in alten Häusern, sofern diese überhaupt betretbar sind, in versteckten Winkeln Relikte aus der Zeit ihrer Besitzer, zumeist Dokumente der verschiedensten Art. So entdeckte ein Russe, der in Domtau bei Preußisch Eylau ein Haus erworben hat, bei Renovierungsarbeiten ein ganzes Bündel von Dokumenten, die auf eine Königsberger Familie schließen lassen. Aber der Reihe nach erzählt! Die Redaktion erhielt von unserer Leserin Erika Wegner aus Ellerbeck die Kopie eines Berichts, der in einer russischen Zeitung erschienen war. Schon die Abbildungen machten uns neugierig, da sie Dokumente in deutscher Sprache und alte Fotos zeigen. Als unsere Russisch-Expertin Manuela Rosenthal-Kappi den Text übersetzt hatte, stellte sich heraus, daß es sich in der Hauptsache um Privatpapiere der Familie Holland aus der Wrangelstraße 18 in Königsberg handelt. So sind einige Rechnungen und Zahlungsbelege auf den Namen Gertrud Holland, andere auf den Kaufmann Otto Holland ausgestellt. Unter den Papieren befinden sich aber auch persönliche Schreiben und Fotos. Seltsam ist nur, daß alle Dokumente aus der Zeit zwischen 1926 und 1931 stammen, teilweise sogar aus dem Ersten Weltkrieg, wie ein Foto, das im April 1918 zwei deutsche Soldaten vor einem Zelt zeigt. Ob diese Familienpapiere erst bei der Flucht oder Ausweisung in dem Haus, das rund 50 Kilometer von Königsberg entfernt liegt, versteckt wurden oder bereits aus irgendwelchen Gründen schon früher, ist rätselhaft. Der heutige russische Bewohner, Walerij Schulga, entdeckte das Bündel unter dem Dachgiebel hinter einem Abflußrohr. Er möchte nun gerne seinen Fund den Nachkommen der Familie Holland übergeben, für die vor allem die Fotos interessant sein dürften. Zuschriften bitte an Erika Wegner, Achter de Höf 9 in 25474 Ellerbek, Telefon (0 41 01) 3 67 24.

Das ist nicht der einzige Fund. Unserem Leser Dr. Georg Freiwald wurde auf einer Reise durch das südliche Ostpreußen von einer Polin eine alte deutsche Familienbibel übergeben, die diese in den Resten eines abgebrochenen Hauses unweit von Osterode gefunden hatte. Sie stammt aus dem Besitz einer Familie Schwarz, wie die auf den ersten Seiten eingetragenen Namen - August Schwarz, * 1877 zu Rapatten, und Vater Adam Schwarz, * 1851 - beweisen. Als Nachkommen werden Ernst Schwarz, * 1922, und Christel Schwarz, * 1930, genannt. Die Bibel ist in keinem guten Zustand, einige Seiten fehlen. Aber sie dürfte doch für die ehemaligen Besitzer oder deren Nachkommen von Wert sein. Die Angelegenheit hat allerdings etwas Zeit, da Herr Dr. Freiwald erst ab 22. Oktober wieder unter seiner Adresse zu erreichen ist. (Dr. Dr. Georg Freiwald, Am Hellingel 2 in 35232 Dautphetal, Telefon 0 64 68 / 70 54, E-Mail: georg.freiwald@t-online.de .)

Auch ich besitze noch einen ähnlichen Fund, der mir von einer Zuhörerin auf einer Lesung übergeben wurde. Es handelt sich um eine Ausgabe des Evangelischen Gesangbuches für Ost- und Westpreußen, gedruckt in der Ostpreußischen Druckerei- und Verlagsanstalt in Königsberg 1926. Jetzt erst habe ich entdeckt, daß auf der Rückseite des Einbandes in Golddruck ein Name vermerkt ist: Grete Szelies. Auch eine Jahreszahl ist eingeprägt, aber diese führt zu Verwirrungen, denn sie lautet "1924". Das Gesangbuch kann aber nicht zwei Jahre vor der Herausgabe schon in Privatbesitz gewesen sein. Es könnte sein, daß es sich um das Geburtsjahr der Besitzerin handelt, die es dann später geschenkt bekam. Das Gesangbuch ist sehr gut erhalten, die Goldprägung leuchtet wie neu. Vielleicht lebt die Besitzerin noch, oder Nachkommen oder andere Angehörige sind an dem Gesangbuch interessiert. Wie gesagt, es ist in meinem Besitz, also bitte an mich wenden!

Es ist natürlich immer schwer, auf eine erfolgversprechende Suche zu gehen, wenn die Angaben ungenau oder sogar unrichtig sind. So ergeht es mir mit der Suchfrage, die uns aus England erreichte. Mr. David Lewin von Search & Unite, London, möchte gerne Kontakt zu den früheren Einwohnern von Groß Borken aufnehmen. Den Grund schildert uns Mr. Lewin in seiner E-Mail so: "Wir sind von einer Frau angesprochen worden, die nach einer ostpreußischen Familie sucht. Sie war ein Kind von fünf Jahren, als sie Anfang der 40er Jahre mit ihrer Mutter aus dem Ghetto Minsk floh. Sie wurden aber gestellt und kamen auf ein Gut in Ostpreußen zur Zwangsarbeit. Das war nur möglich, weil die Frau gefälschte Papiere hatte, die für sie einen anderen Namen auswiesen: Sofia Matusevitch. Die Familie, zu der sie kamen, hieß den Erinnerungen der Frau nach ,Freitag', das Gut ,Groß Borken' bei Königsberg. Die Familie war sehr kinderreich. Die kleine Anna und ihre Mutter wurden freundlich aufgenommen und gut behandelt. So konnten sie überleben. Anna hat noch heute den Traum, diese Familie zu finden, die nach Deutschland gegangen sein soll." Soweit die Ausführungen von Mr. Lewin. Nun ist im Geographischen Ortsregister Ostpreußen nur ein Groß Borken verzeichnet, und das liegt nördlich von Ortelsburg, also weit entfernt von Königsberg. Im Güter-Adreßbuch der Provinz Ostpreußen ist dort als Besitzer keine Familie Freitag zu finden. Wer kann hier helfen, die richtige Spur zu finden? Vielleicht erinnert sich ja noch jemand von den damals Gleichaltrigen an die kleine Anna Matusevich? (David Lewin, The Search & Unite Team, 156 Totteridge Lane, N20 8JJ, London, England. Telefon 44 208 446 0404, Fax 44 208 445 8732, E-Mail: davidlevin@btinternet.com .)

Manchmal ist es wirklich schwer, ein Buch zu finden, das im Buchhandel nicht erhältlich ist. Nur über Internet, aber da ist es auch nicht aufspürbar, jedenfalls nicht für Hannelore Kulina-Meesch und ihre bisherigen Mitsucher. Also: Das Buch heißt "Wie es damals war ..." , geschrieben von einer Frau T. J. Henry. Das vor etwa zehn Jahren erstmals erschienene Buch, über dessen Autorin auch in unserer Zeitung berichtet wurde, schildert die abenteuerliche Flucht mit vielen Kindern aus Ostpreußen. Wer hilft da weiter? (Hannelore Kulinna-Meesch, Merseburger Straße 4 in 28215 Bremen, Telefon 04 21 / 37 09 02.)

Eure Ruth Geede


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