Er war so anders als die italienischen Männer. Statt übertriebenen Komplimenten und schnellem Sex wollte er einfach nur spazierengehen und reden. Antonella Romeo verliebte sich bei einem Journalistenaustauschprogramm in den USA völlig überraschend in ihren deutschen Kollegen Ulrich. Nach dem sie ihre Gefühle für einander akzeptiert hatten, stand ihnen jedoch bevor, ihre Familien darüber zu informieren. Doch hier begannen für Antonella die Probleme. Ihr Großvater war im Widerstand gegen die Deutschen gewesen und ihre Mutter haßte die Deutschen noch aus der Besatungszeit. Spannungen waren da kaum zu umgehen, doch als ihr Nonno über die Nationalität des neuen Freundes seiner Enkelin aufgeklärt wurde, sagte der alte Herr nur: "Das Wichtigste ist es, sich lieb zu haben." Somit hatte das greise Familienoberhaupt gesprochen.

Antonella zog schon bald zu Ulrich nach Hamburg, wo sie schnell lernte, daß sie einem anderen Menschenschlag gegenüberstand, der sie manchmal ziemlich überraschte. In "La deutsche Vita" hat die Journalistin nun viele dieser Erlebnisse aufgeführt. Erfrischend beschreibt sie Gewohnheiten, die uns so vertraut sind, daß man gar nicht mehr merkt, daß es auch anders geht. Aber auch die typischen Eigenarten der Italiener läßt sie nicht unerwähnt.

Doch "La deutsche Vita" ist keineswegs ein Buch, das nur den Deutschen, das wundersame Wesen, behandelt, es ist zugleich auch ein sehr persönliches und sogar politisches Buch. "Wie oft mußte ich dieses Land verteidigen!", schreibt die Autorin. "Manche italienische Kollegen waren sehr enttäuscht, als sie hörten, daß ich in Deutschland nicht leide. Vor allem aber mußte ich Deutschland vor den Deutschen in Schutz nehmen." Dies fällt der Turinerin jedoch nicht schwer, denn ihr Herz schlägt auch für ihre neue Heimat, das Land, in dem ihre beiden Töchter Cecilia und Alessia geboren sind und dessen zugegeben etwas spröden Charme sie verfallen ist. Sympathisch frisch! Rebecca Bellano