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25.09.04 / "Ab in die rechte Ecke!" / Wie sich die Illustrierte Stern mit dem früheren BDI-Chef Hans-Olaf Henkel anlegte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 25. September 2004


"Ab in die rechte Ecke!"
Wie sich die Illustrierte Stern mit dem früheren BDI-Chef Hans-Olaf Henkel anlegte
von Hans-Joachim von Leesen

Vor gar nicht langer Zeit noch war er Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, der Nation bekannt aus Hunderten von Zeitungsartikeln, Fernsehinterviews, Talkshows, umbuhlt von Politikern und Journalisten. Er fiel auch solchen, die keine engeren Beziehungen zur Welt der Wirtschaft hatten, durch eine allgemein verständliche Ausdrucksweise, auch wohl durch eine kesse Lippe und gelegentliche Flapsigkeiten auf.

In der Endphase seiner Amtszeit leuchtete hier und da auch etwas auf, was auf ein Ausscheren aus den Bahnen der politischen Korrektheit schließen ließ. Am 16. Mai 2003 zum Beispiel veröffentlichte die Fernseh-Programmzeitschrift "HörZu" einen Beitrag von Hans-OlafHenkel, in dem er die Meinung vertrat, die Deutschen seien durch den "deutschen Schuldkomplex" gelähmt; dieser verhindere die notwendigen Reformen.

Jetzt hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel "Die Kraft des Neubeginns", in dem er, wie er sagt, seine Erfahrungen mit Deutschland zu ziehen versucht. Dabei schlägt er Töne an, die alle Hexenjäger und Leibwächter der politischen Korrektheit in Alarmzustand versetzen müssen, denn hier redet einer Klartext, der bisher eher zu den Lieblingen der Medien und zu den Symbolfiguren des politischen Systems, so wie es sich hierzulande darstellt, gehörte.

Das Buch soll nicht Gegenstand dieser Erörterung sein; die Preußische Allgemeine Zeitung wird sich in Kürze ausführlich mit den Thesen Henkels, die er in diesem Buch ausbreitet, befassen. Hier geht es um etwas anderes:

Die Illustrierte Stern, die sich gern als etwas ernsthafteres Magazin versteht und der dennoch die Blamage mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern anhängt, die aber davon unangefochten zu den Gralshütern der politischen Korrektheit gehört, hat den Versuch unternommen, Henkel fertigzumachen. Er, auf dessen Worte zumindest während seiner Dienstzeit im Bundesverband der Deutschen Industrie die Nation hörte, sollte von einem Stern-Mitarbeiter als "Rechtsextremer" abgestempelt werden.

Der Grund: Hans-Olaf Henkel vertritt in seinem Buch die Ansicht, die schon Winston Churchill geäußert hatte, der Zweite Weltkrieg sei lediglich die Fortsetzung des Ersten Weltkrieges gewesen, an dem Deutschland keineswegs die alleinige Schuld trage.

Es sollte, so Henkel weiter, Schluß sein mit den ständigen Schuldbeteuerungen unserer Politiker, die sich lähmend auf die nachwachsenden Generationen auswirken und ihnen die Zukunft verbauen. Er spricht davon, daß die Deutschen auch Opfer waren. Und - dem Stern-Reporterr dürften die Zornesadern geschwollen sein - er meint, der Bundesabgeordnete Martin Hohmann, von der CDU - wenn auch noch nicht rechtskräftig - aus der Fraktion und der Partei ausgeschlossen, habe nicht die Juden diskriminiert, sondern sei selbst diskriminiert worden.

Damit hatte Hans-Olaf Henkel die Grenzen des Erlaubten überschritten. Stern-Reporter Stefan Schmitz hatte ihn um ein Gespräch gebeten, das dann offenbar so unerfreulich und fern jeder Fairneß verlief, daß Henkel ihm die Veröffentlichung des Interviews durch seine Rechtsanwälte verbieten ließ. Der Journalist nämlich hatte sich, so Henkel hinterher, "gar nicht für mein Buch interessiert. Er wollte mir nur das Geständnis entlocken, vom Boden der politischen Korrektheit abgerückt zu sein."

"Zum ersten Mal erlebte ich, wie es sich anfühlt, wenn man in die rechte Ecke gestellt wird, ich betonte ‚gestellt', denn als leidenschaftlicher Anhänger unserer freiheitlichen Ordnung und erklärter Freund Amerikas liegt mir nichts ferner als braunes Denken."

Der langjährige Wirtschaftsführer konnte noch von seinem bisherigen Amtsbonus zehren, als ihm die Welt am Sonntag Raum zur Entgegnung auf den Versuch des Stern anbot, durch moralische Tiefschläge "Hans-Olaf Henkel in Schieflage zu bringen", wie er sich ausdrückte. Diese Gunst war anderen, die im Laufe der Jahrzehnte in solcher oder ähnlicher Manier als "Nazi" oder wenigstens "Rechtsradikaler" fertiggemacht werden sollen, nicht vergönnt.

Aus seiner Replik meint man Henkels wirkliche Bestürzung heraushören zu können über die unfaire und tückische Art, wie man ihn hereinzulegen versuchte. Es dürfte ihn nicht trösten, aber zur Aufhellung seines Blickes beitragen, wenn er erfährt, daß dergleichen schon vielen vor ihm widerfahren ist, seien es Politiker wie der von ihm zitierte Fuldaer Abgeordnete Martin Hohmann oder der zeitweilige Präsidentschaftskandidat Steffen Heitmann aus Dresden, seien es verdiente Generale der Bundeswehr, von denen in der letzten Zeit mehrere ein vergleichbares Schicksal getroffen hat, oder Schriftsteller wie etwa Martin Walser.

Wenn sich nach der Stern-Attacke die Meute der antifaschistischen Hexenjäger - von der Süddeutschen Zeitung über die einschlägigen linken Fernsehmagazine der öffentlich-rechtlichen Sender bis zur Zeit und zur Neuen Welt - auf ihn stürzt, wird er erfahren, daß plötzlich alte Freunde ihn nicht mehr kennen, und ihm wird ein Licht darüber aufgehen, wie enge Grenzen der Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik Deutschland inzwischen gesteckt sind.

Hans-Olaf Henkel verwahrt sich in seiner Antwort auf die Stern-Attacke dagegen, "in die rechte Ecke" gestellt zu werden, da er doch "ein leidenschaftlicher Anhänger der freiheitlichen Ordnung und erklärter Freund Amerikas" sei und ihm nichts ferner liege als "braunes Denken". Hier bedient er sich Klischees, die eigentlich nicht seinem Niveau entsprechen. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und die Freundschaft zu Amerika werden wohl eher von der linken Seite unseres politischen Spektrums in Zweifel gezogen, und "braunes Denken" liegt der aufgeklärten demokratischen Rechten unserer Zeit so fern wie "rotes Denken".

In seiner Replik schreibt Henkel, sein neues Buch sei "durchdrungen von der Liebe zu unserem Land". Dadurch bekennt er sich zum demokratisch-aufgeklärten rechten Lager, denn eben diese Haltung geht seinen linken Gegnern, wie die Stern-Polemik gegen ihn belegt, ab. Sie stehen eher für deutsche Kollektivschuld, für die These, die Deutschen seien nichts als Täter und hätten dafür bis in alle Ewigkeit zu büßen.

Und diese Haltung mündet in dem Schlachtruf: "Nie wieder Deutschland!" und "Deutschland verrecke!" Hans-Olaf Henkel aber steht auf der Gegenseite. Herzlich willkommen im Club!

Steht jetzt allein: Als unbequemer Mahner ist der ehemalige Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie prompt bei den Hütern der politischen Korrektheit angeeckt. Doch läßt sich Hans-Olaf Henkel davon nicht einschüchtern, im Gegenteil ... Foto: Archiv

Nicht immer war das Verhältnis zwischen Henkel und der in Hamburg erscheinenden Illustrierten so feindselig wie in diesen Tagen. noch vor Jahresfrist berichtete die Welt unter der Überschrift "Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel feiert mit dem Stern": Mehr als 300 Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien feierten das Stern-Sommerfest von Chefredakteur Thomas Osterkorn und Ulrich Jörges, Leiter des Hauptstadtbüros. Ins Atrium an der Friedrichstraße kam FPD-Chef Guido Westerwelle. Weitere Gäste: Innenminister Otto Schily, die Fraktionschefs Franz Müntefering (SPD) und Wolfgang Gerhard (FDP), Umweltminister Jürgen Trittin, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit...


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