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02.10.04 / Kindheit in den Bergen Virginias / Thrillerautor Baldacci besticht in "Das Versprechen" durch leise Töne

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. Oktober 2004


Kindheit in den Bergen Virginias
Thrillerautor Baldacci besticht in "Das Versprechen" durch leise Töne

Als der Wagen zurück über die Straße auf den unbefestigten Seitenstreifen schleuderte, stürzte Amanda nach hinten auf die Rückbank. Ihre Arme schlossen sich um ihre Kinder, zogen sie fest an sich ... und dann geschah das, was Amanda von Anfang an befürchtet hatte: Der Lincoln überschlug sich." Jack, ihr Mann, war sofort tot, Amanda selbst fiel in ein undurchdringliches Koma, und somit ließen beide Elternteile die zwölfjährige Louisa Mae und den siebenjährigen Oscar allein.

Der Roman "Das Versprechen" des US-amerikanischen Thrillerautors David Baldacci beginnt rasant, doch schon bald werden seine Töne leiser, denn die Kinder finden Aufnahme bei ihrer Ururgroßmutter in den Bergen Virginias. Für die aus dem New York der 40er Jahre stammenden Kinder ist ihr neues Zuhause mehr als von vorvorgestern. Elektrizität, fließend Wasser, Telefon - all das gibt es hoch oben in den Bergen bei ihrer Großmutter nicht. Hier verdienen sich die Menschen ihren Lebensunterhalt mit harter Arbeit auf dem Land oder im Kohlebergbau.

Eigentlich beruht "Das Versprechen" auf keinerlei spannenden Verwicklungen, und trotzdem gelingt es dem Autor, seine Leser zu fesseln. Nicht umsonst war der Roman in den USA lange auf den Bestsellerlisten und wird in Virginia sogar als Schullektüre gelesen. Baldacci beschreibt die Natur und die Bewohner dieser kargen Gegend so anschaulich, daß deren Erlebnisse und Erfahrungen zum weiteren Lesen animieren.

Louisa Mae, genannt Lou, und Oscar, genannt Oz, haben aber durchaus ihre Probleme morgens um 4 Uhr aufzustehen, um Kühe zu melken, auch werden die beiden Yankees in der einklassigen Dorfschule nicht gern gesehen. Lou ist vor allem von der Sehnsucht nach ihrem über alles geliebten Vater so eingenommen, daß sie die Sorge ihres Bruders um die im Koma liegende Mutter nicht richtig beurteilt. Trotzig gibt sie dieser sogar die Schuld am Unfall, da Amanda kurz zuvor einen Streit begonnen hatte.

Erst als eine Bergbaugesellschaft auf dem Land ihrer Ururgroßmutter Erdgasvorkommen entdeckt und versucht, sich das Land gegen den Willen der Eigentümerin anzueignen, bemerkt Lou, wie sehr sie schon mit den Bergen verwachsen ist.

Baldacci ist mit "Das Versprechen" ein bewegender Familieroman gelungen, der durch eindringliche Naturbeschreibungen besticht. Allerdings trägt er in seiner Aufeinanderfolge von Schick-salsschlägen, den verzwickten Beziehungen der Charaktere untereinander und dem übergroßen Happy End doch manchmal ein wenig zu dick auf. Weniger wäre hier doch realistischer gewesen. R. Bellano

David Baldacci: "Das Versprechen", Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, broschiert, 365 Seiten, 8,90 Euro


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