28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.10.04 / Stalins Grenze / Wie die Nato "sowjetische" Relikte verteidigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. Oktober 2004


Stalins Grenze
Wie die Nato "sowjetische" Relikte verteidigt

Wenn Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer dieser Tage an EU, USA, Rußland und Ukraine appellierte, das "dringliche Problem Transnistrien" zu lösen, wird wohl vielen das Verständnis fehlen. Denn selbst wenn jemand weiß, wo Transnistrien liegt (die PAZ berichtete in Folge 29/2003), so kennt er sicher Dutzende wichtigerer Probleme. Tatsache ist zwar, daß der "völkerrechtliche" Status des Gebietsstreifens am linken Dnestr-Ufer und die tatsächlichen Machtverhältnisse einander widersprechen. Tatsache ist weiter, daß die Machthaber in Transnistrien der organisierten Kriminalität "zugeneigt" sind. Doch das trifft auch andernorts zu, und immerhin ist kein Bürgerkrieg im Gange.

Das Vorpreschen des Nato-Generalsekretärs ist Ausdruck der Sinnkrise des Bündnisses. Denn die Nato, die unschätzbare Verdienste um die Abwehr des sowjetischen Imperialismus hat, was selbst die Neutralen anerkennen müssen, ist seit der Wende auf ein Instrument der amerikanischen Interventionspolitik reduziert. Besonders deutlich wird dies am Balkan und im Kaukasus, wo die Nato (so wie die Uno oder die anonyme "internationale Staatengemeinschaft") für Grenzen eintritt, die von Stalin gezogen wurden:

Die Sowjetrepublik Moldawien war aus einem Teil des einstigen Fürstentums Moldau und jenem nun Transnistrien genannten Gebiet zusammengekleistert worden. Das rumänische Fürstentum Moldau, lange unter türkischer Oberhoheit, war schon in der Zarenzeit teilweise von Moskau erobert worden.

Dieses "Bessarabien" genannte Gebiet gehört heute teils zur Ukraine, teils bildet es die Republik Moldawien, war aber zwischenzeitlich wieder mit Rumänien vereinigt.

Moskau und Kiew widersetzen sich der Angliederung Transnistriens an Moldawien, denn Transnistriens Bevölkerung besteht größtenteils aus Russen und Ukrainern. Und Bukarest darf keine Wiederangliederung Moldawiens betreiben, denn "rumänischer Nationalismus" würde die Fleischtöpfe der EU in unerreichbare Ferne rücken. So wird das kommunistisch regierte Moldawien als multinationale Fiktion bestehen bleiben - wie Makedonien, Bosnien und andere. RGK


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren