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16.10.04 / Jammertal

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Oktober 2004


Michels Stammtisch:
Jammertal

"Ist es Absicht, Dummheit oder politisch korrekte Geschichtsdemontage?" fragte sich der Stammtisch im Deutschen Haus, als berichtet wurde, daß unlängst im südniedersächsischen Bereich der Bundesautobahn A 7 zwischen Göttingen und der Landesgrenze zu Hessen die Abfahrt "Friedland" der neuen Bezeichnung "Drammetal" weichen mußte. Bürokratische Schildbürger haben einen geschichtsträchtigen Namen einfach weggewischt.

Millionen Deutsche erinnern sich daran, daß in Friedland, nahe der Grenze zum damaligen sowjetischen Machtbereich, viele tausend Heimkehrer aus sowjetischer Gefangenschaft und Zwangsarbeit erstmals freien heimatlichen Boden betraten, sehnsüchtig erwartet von ihren Familien. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte 1955 bei seinem Besuch in Moskau ihre Heimkehr erreicht - gegen die Hinnahme politischer Realitäten.

Das Lager Friedland wurde zur Stätte ergreifender Heimkehr, der Hoffnung, der Freude wie des Schmerzes, es wurde das Tor zur Freiheit für Abertausende. Nach den Heimkehrern kamen Ausgewiesene, Vertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge aus der DDR und bis in die Gegenwart viele tausend Rußlanddeutsche.

Eindrucksvolle Denkmale und die Friedland-Glocke wurden zur Erinnerung geschaffen. Aus der Abfahrt "Friedland" wurde nun die Abfahrt "Drammetal" - die Dramme ist ein kleiner Bach, den kaum jemand kennt. Es ist wohl die Abfahrt in das Jammertal deutscher Geschichtslosigkeit, meint der Stammtisch.


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