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16.10.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. Oktober 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

auf dem Foto von der Weihnachtsfeier im Gemeindehaus der Neuroßgärter Kirche in Königsberg, das uns Frau von Kalben aus Kanada übersandte, hat sich Anneliese Drevsen nicht wiedergefunden, aber sie besitzt eine ähnliche Aufnahme von der Jungschar der Neuroßgärter Kirche. Sie zeigt fast den selben Personenkreis, vor allem die Begleitpersonen. Aufgenommen wurde das Foto auf einem Sommerausflug nach Neuhäuser am 24. August 1941. Wenn sich jemand aus unserm Leserkreis darauf erkennt und Frau Drevsen schreibt, würde sie sich sehr freuen. (Anneliese Drevsen, Rönneburger Freiheit 12 in 21079 Hamburg, Telefon 0 40 / 7 68 34 92.)

Aus Kanada kommt auch die nächste freudige Nachricht. Irme d'Erceville aus Vancouver hat in Werner Mischke aus Telgte einen Landsmann gefunden, der ihr auf der Spurensuche nach ihrem Vetter Edmund Panter aus Boettchersdorf hilft und ihr schon Interessantes mitteilen konnte. Fast gleichzeitig sandte mir Herr Mischke die Kopie seines Briefwechsels mit Frau d'Erceville zu, aus dem ich ersehe, welch eine große Mühe er sich in diesem Fall bisher schon gemacht hat - worüber die Suchende wirklich sehr gerührt ist, wie sie schreibt. Herr Mischke war ein Schulfreund ihres Vetters und konnte etliche Angaben zu dessen Lebenslauf machen. Er legte seinem Schreiben an Frau d'Erceville auch Abbildungen von dem Gasthaus ihres Onkels in Böttchersdorf bei sowie Kopien von alten Briefen, darunter den von einer Böttchersdorferin, die mit der Tante von Frau d'Erceville in einem russischen Lager gewesen war. "Ich finde immer wieder dieses wunderbare Zusammenhalten von uns alten Ostpreußen", schreibt unsere Leserin, die als Irmgard Wiechert in Neukirch geboren wurde. Sie selber bekam, als sie ihre Eindrücke von einer Reise durch das nördliche Ostpreußen im Heimatbrief des Kreises Elchniederung schilderte, überraschende Telefonanrufe aus aller Welt, sogar von einer Frau aus Hawaii! "Wir haben wohl eine Stunde erzählt und erzählt, da war sofort eine Vertraulichkeit, die man nur mit alten Ostpreußen fühlt!"

Und dann kam die wohl überraschendste Meldung mit einem kurzen Telefonanruf aus London: "Familie gefunden!" Was soviel bedeutet, daß Mr. David Levin von Search & Unite, der für die aus Weißrußland stammende Sofia Matusevitch nach der ostpreußischen Gutsfamilie gesucht hatte, bei der diese als Kind eine unvergeßliche Zeit erlebte, Erfolg gehabt hat. Und zwar einen ihn sehr überraschenden, an den er kaum glauben konnte. Denn in dem sehr kurzen Telefonat, dem ein ausführlicher Bericht folgen soll, sagte Mr. Levin noch: "Da haben wir jahrelang über internationale Institutionen gesucht - und jetzt kommt die Lösung in wenigen Tagen!"

Da sage einer noch, unsere Ostpreußische Familie sei nicht einmalig!

"Ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich nach meiner Schwester suchen könnte. Nun hoffe ich von ganzem Herzen auf Ihre Hilfe!" schreibt Christel Labinski, geborene Göthing. Eine Hilfestellung will ich gerne geben, aber ich glaube kaum, daß sie zu einem Erfolg führen wird, denn es handelt sich bei der Vermißten um eine wahrscheinlich nach Rußland zwangsverschleppte Ostpreußin. Sie heißt Else Göthing, * 22. Mai 1926 in Willkassen, Kreis Lötzen. Der letzte Wohnort der damals 18jährigen war bei ihren Eltern in Rosengarten, Kreis Angerburg. Anfang Februar 1945 wurde das junge Mädchen zusammen mit dem Vater Fritz Göthing aus dem russischen Zivilgefangenenlager Bankmannstraße in Rastenburg nach Insterburg gebracht und soll von dort aus zur Zwangsarbeit nach Rußland verschleppt worden sein. In der Dokumentation der Deutschen Zwangsarbeiter ist Else Göthing als vermißt gemeldet. Frau Labinski und ihr Bruder Siegfried haben aber immer noch die Hoffnung, daß sie die Verschleppung überlebt hat. Vielleicht hat sie ihre Angehörigen nicht gesucht, weil sie glaubte, sie seien umgekommen. Sie könnte auch durch Heirat einen anderen Namen tragen. Im Bundestelefonbuch ist zwar unten rund 1.200 Namensträgern eine Else Götting verzeichnet, aber sie ist nicht die Gesuchte. Bleiben also die Fragen: Wer war bei der Verschleppung mit Else Göthing zusammen? Wer weiß, in welches Lager sie gekommen ist? Wer ist nach dem Krieg irgendwo einer Frau dieses Namens begegnet? Des weiteren sucht Frau Labinski von ihren zahlreichen Geschwistern auch ihren Bruder Oskar Adalbert Friedrich Götting, * 25. März 1925 in Willkassen, der wohl Meldereiter bei Wittebs war. (Christel Labinski, Am Hohrkamp 31 in 24537 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 5 33 82.)

Neuleser Dieter Lotzkat hat, als er unsere "Ostpreußische Familie" entdeckte, sofort daran gedacht, daß dies ein Weg wäre, endlich seiner 82jährigen Mutter den Wunsch erfüllen zu können, ihr gezielt bei der Suche nach Erika Brandt aus Königsberg zu helfen. Liesbeth Lotzkat geborene Nitsch, aus Cavern, Kreis Preußisch Eylau lebte von 1940 bis 1945 in Preußisch Eylau. Sie war dort bei Albert und Elise Bran(d)t, die in der Landsberger Straße eine Gemischtwarenhandlung hatten, als Hilfe im Haushalt und Geschäft tätig. In dieser Zeit - vermutlich 1944 - kam Erika Brandt mit ihrer Mutter und der jüngeren Schwester als Evakuierte aus Königsberg zu Onkel und Tante nach Pr. Eylau und schloß mit Liesbeth Freundschaft. Durch die schrecklichen Ereignisse 1945 trennten sich ihre Wege. Etwa fünf Jahre später erhielt Frau Lotzkat ein Lebenszeichen von Erika Brandt aus der damaligen DDR, leider kam kein weiterer Kontakt zustande. Sie besitzt aber ein Paßbild von der Gesuchten, das auf der Rückseite den Stempel eines Fotografen aus Wurzen trägt. Nun hoffen sie und ihr Sohn auf ein Lebenszeichen von Erika Brandt oder Auskunft über deren Verbleib. (Anschriften: Liesbeth Lotzkat, Strückenstraße 9 in 31311 Uetze sowie Dieter Lotzkat, Cottbuser Straße 16 in 38444 Wolfsburg, Telefon / Fax: 0 53 61 / 83 61, E-Mail: d.lotzkat@web.de .)

Eure Ruth Geede

Sommerausflug nach Neuhäuser am 24. August 1941: Wer sich wiedererkennt, wende sich an Anneliese Drevsen, Rönneburger Freiheit 12, in 21079 Hamburg, Telefon (0 40) 7 68 34 92. Foto: Drevsen


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