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Preußische Allgemeine Zeitung / 23. Oktober 2004
Seit der so knapp verpatzten Bundestagswahl von 2002 taumelt die Union von Sieg
zu Sieg, auf Kommunal-, Länder- und Europa-Ebene. Nichts scheint dem Einzug ins
Berliner Kanzleramt spätestens im Herbst 2006 mehr im Wege zu stehen, nichts
scheint auch die - selbstverständlich erfolgreiche - Kandidatur der CDU-Chefin
Angela Merkel verhindern zu können.
Dann die Wende innerhalb weniger Wochen, ja Tage: Plötzlich mögen Deutschlands
Wähler keine bürgerliche Mehrheit mehr, und ebenso plötzlich mögen immer mehr
Christdemokraten eine Kanzlerkandidatin Merkel nicht mehr.
In den Umfragen kam der sich abzeichnenden schwarz-gelben Koalition erstmals
nach zwei Jahren die Kanzlermehrheit abhanden. Und die "üblichen Verdächtigen",
die stets mit ihren kühnen Verschwörungstheorien zur Stelle sind, wenn etwas
nicht wunschgemäß läuft, wähnten finstere Mächte - vorzugsweise aus dem Süden
und Westen der Republik - am Werke, die angeblich die "Frau aus dem Osten"
stürzen wollen.
Unfreiwillige Hauptdarsteller im christdemokratischen Intrigantenstadl: Bayerns
Ministerpräsident Edmund Stoiber, der verdächtigt wird, die Differenzen in der
Gesundheitspolitik nur als Vehikel für eigene Machtansprüche zu nutzen, und
Friedrich Merz, dessen Abgang aus der CDU-Spitze als Frontalangriff auf Merkels
Führungsanspruch, zugleich aber auch als Fahnenflucht gewertet wird (wozu sein
Talent, das Richtige im falschen Moment zu sagen, gewiß beigetragen hat).
Unterstützung fand die CDU-Vorsitzende nur bei einigen östlichen Landesfürsten,
die sich pflichtgemäß beleidigt fühlten; Wulff und Koch, beide als langfristige
Alternativen gehandelt, hielten sich auffällig zurück.
Doch sind die Verschwörungstheorien reichlich haltlos. Zur Zeit wäre Stoiber der
einzige, der Merkel vom Spitzenplatz im Kampf um das Kanzleramt verdrängen
könnte; der Bayer ist aber viel zu klug, um sich zwei Jahre lang als Kandidat
verschleißen zu lassen. Der Hesse und der Niedersachse hingegen dürften eher das
Jahr 2010 im Visier haben. Vor allem Wulff braucht noch Zeit, um im Land seine
erfolgreiche Politik zu stabilisieren und sich seine Siegfähigkeit in einem
weiteren Landtagswahlgang bestätigen zu lassen.
Auch wenn die CDU-Vorsitzende durch die schroffe Absage Wolfgang Schäubles für
die Merz-Nachfolge zusätzlich lädiert wurde - zur Zeit dürfte niemand in der
Union ein Interesse daran haben, Merkel vollends zu demontieren. Statt jetzt
Intrigen zu inszenieren, dürften ihre Kontrahenten eher darauf setzen, daß sie
eh keine Chance hat, Deutschlands erste Kanzlerin zu werden. Alle, die an diesem
Spiel beteiligt sind, können in Ruhe abwarten, bis die Karten neu gemischt
werden. Alle - außer Angela Merkel. H.J.M.
Haben sich nichts mehr zu sagen:
Der Abgang von Friedrich Merz
aus der CDU-Spitze hat Angela Merkel sehr geschwächt. Die Absage
Wolfgang
Schäubles tat ein übriges. Daß die potentielle
Kanzlerkandidatin jetzt Merz' Position mit zwei Männern aus der zweiten Reihe
besetzen muß, ist
für sie auch
eine persönliche Niederlage. Foto: pa |