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30.10.04 / Entschieden wird anderswo / Auf dem Balkan schwelt unter der Oberfläche der Konflikt weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. Oktober 2004


Entschieden wird anderswo
Auf dem Balkan schwelt unter der Oberfläche der Konflikt weiter

Den vorläufigen Daten zufolge bringen die Wahlen im Kosovo keine nennenswerte Verschiebung der Kräfteverhältnisse unter den Albanerparteien. Die Partei von Präsident Ibrahim Rugova liegt somit weiterhin unangefochten an der Spitze. Die Serben, für die ohnehin 10 der 120 Parlamentssitze reserviert sind, blieben zu 99,9 Prozent den Urnen fern. Die Wahlbeteiligung insgesamt lag knapp über 50 Prozent.

Die meisten sehen die Trockenübung in Demokratie als Erfolg: Die UNO-Verwaltung, weil es keine Zwischenfälle gab und weil die Wahlbeteiligung auch nicht sichtbar schlechter war als etwa in den USA. Die albanischen Führer, weil dies "ein wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit" sei - Rugova träumt bereits von der Aufnahme in die EU und die NATO. Und die serbischen Führer, weil sie sich durch die Wahlenthaltung in den von ihnen vorgeschobenen "Sicherheitsbedenken" bestätigt sehen. Insbesondere gilt dies für den serbischen Ministerpräsidenten Vojislav Kostunica, von dem der Boykott-Aufruf ausgegangen war und der nun gegenüber seinem Erzrivalen, dem serbischen Präsidenten Tadic, gestärkt ist. Nur die Multikulti-Europäer geben sich enttäuscht - und interpretieren die niedrige Wahlbeteiligung als Niederlage der albanischen Politiker. In Wahrheit sind die Wähler schon fast "europareif", denn wozu soll man ein Parlament wählen, wenn die Entscheidungen ohnehin anderswo getroffen werden? Grund zur Enttäuschung hat man jedoch, wenn man nachhaltige Lösungen für die betroffene Bevölkerung anstrebt. Denn für eine Änderung titoistischer Republiksgrenzen ist "die Staatengemeinschaft" weiterhin noch nicht reif, und selbst eine Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien würde die ethnischen Konflikte nicht lösen, sondern sie nur mit umgekehrtem Vorzeichen und auf kleinerem Gebiet fortsetzen. RGK


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