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13.11.04 / Das Ende

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. November 2004


Das Ende von "Multikulti"
Die Niederlande befinden sich nach dem Mord an Theo van Gogh in einer tiefen Identitätskrise

Die Niederlande stehen unter Schock. Am selben Morgen, als aus den USA die Nachricht vom Bush-Wahlsieg über den Atlantik kam, erschoß und (!) erstach ein 26jähriger marokkanischer Islamist mit niederländischem Paß den 47jährigen Filmemacher Theo van Gogh in Amsterdam auf offener Straße. Anschließend rammte er dem Opfer mit einem Messer ein Bekennerschreiben in den Bauch.

Van Gogh galt als der "politisch inkorrekte Michael Moore der Niederlande". Obwohl selber aus dem linken Milieu stammend, waren dem Berufsprovokateur die immer sichtbarer werdenden Schattenseiten der grenzenlosen Duldsamkeit gegenüber bestimmten Einwanderergruppen nicht verborgen geblieben. In seinem jüngsten Film "Submission" (Unterordnung) prangerte er mit drastischen Bildern die Unterdrückung der Frau im Islam an. Dafür mußte er jetzt sterben.

Van Gogh steht in einer Reihe mit dem kometenhaft aufgestiegenen Politneuling Pim Fortuyn, der im Mai 2002 von einem Linksradikalen vor dem Fernsehstudio in Hilversum erschossen worden war. Auch Fortuyn, ein bekennender Homosexueller, hatte lautstark darauf hingewiesen, wie die niederländische Toleranz gerade jenen Kräften das Feld bereite, die die Freiheit nur nutzten, um sie zu beseitigen, allen voran religiös fanatische Einwanderer. In Amsterdam mit seinem rund 40prozentigen Ausländeranteil gehen auf zahlreiche Schulen nur noch "Schwarze". In gewisse Stadtteile traut sich selbst die Polizei nicht mehr hinein, weiße Niederländer können die Gegenden kaum noch betreten. Die multikultibegeisterte, tonangebende Politschickeria ignorierte die fatale Entwicklung eisern, doch im Volk rumorte es schon länger. Statt respektvoll von "unseren Mitbürgern ausländischer Herkunft" zu sprechen, wurden die besonders gefürchteten arabischen Zuwanderer tuschelnd mit Schimpfwörtern belegt wie "Sandneger" oder "Rif-Ratten" (nach dem nordwestafrikanischen Gebirgszug). Den verkniffenen "Doppelsprech" von öffentlicher Schönrednerei und heimlicher Furcht und Verachtung durchbrach Filmemacher van Gogh mit Verve und bewußter Frechheit.

Der bestialische Mord traf die Holländer ins Mark - aber längst nicht nur sie, galten die Niederlande doch der europaweiten Linken als Vorbild an Toleranz und Offenheit. Drogenfreigabe, freizügige Einwanderungspolitik und eine geradezu unendliche Akzeptanz gegenüber jedweder Randgruppe mit Ausnahme von Konservativen oder Rechten machten das kleine Land jahrzehntelang zum Schnee-Ei linksbürgerlicher Zukunftsträume, als real gewordene Vision des bunten, fröhlichen Miteinanders der unterschiedlichsten Kulturen, das alle die Lügen strafte, die vor "Überfremdung" warnten und auf das latente Konfliktpotential von Vielvölkergesellschaften hinwiesen. Jetzt dämmert - blutverschmiert - die späte Erkenntnis, daß die Kassandras recht gehabt haben könnten. Damit wird nicht bloß die Grundlage eines ganz eigenen niederländischen Nationalbewußtseins erschüttert. Es geht längst um die Frage, ob die bislang praktizierte Gleichmütigkeit gegenüber der Ausbreitung des Islam in Europa womöglich Folgen zeitigt, die unsere liberalen Gesellschaften insgesamt erschüttern. Eine Botschaft, die weit über das Land der Deiche und Grachten hinausweist.

Nach dem Mord an van Gogh mußten Hundertschaften berittener Polizei rechte Demonstrationen im sonst so friedlichen Amsterdam auflösen, wurde das für gewöhnlich frei zugängliche Regierungsviertel hermetisch abgeschirmt und werden Moscheen unter strenge Bewachung gestellt. "Ist das multikulturelle Zusammenleben gescheitert?" fragen sich die niederländischen Medien quer durch alle politischen Lager. Bezeichnenderweise richtet sich die Furcht der politischen, intellektuellen und medialen Eliten indes nicht etwa vor allem auf weitere islamistische Attentate, sondern auf mögliche Reaktionen der Ur-Holländer. Die spontanen Wut-Demos auf Amsterdams Straßen werden als böses Zeichen eines heraufdämmernden "Rassismus" gedeutet. Die eingeübten Reflexe funktionieren also noch.

Doch sind auch bizarre Reaktionen zu vermerken, die das Ausmaß der Verwirrung im linken Milieu begreifbar machen. Aufgeschreckte Intellektuelle schmieden öffentlich Auswanderungspläne. Meistgenanntes Ziel ist ausgerechnet Deutschland, dabei gehörte es gerade im dominierenden linksliberalen Lager der Niederlande seit jeher zum "guten" Ton, sich besonders antideutsch zu gebärden und auf die "Moffen" arrogant einzudreschen, weil sie nicht so tolerant seien wie die Niederländer und im Grunde genommen alle verkappte Nazis. Der Antigermanismus gilt in Holland als die einzig "erlaubte" Form von Rassismus.

Überdies stammen die vermeintlichen Flüchtlinge weitgehend aus jenen Kreisen, die die "multikulturelle Gesellschaft" besonders eifernd propagiert hatten und jeden Abweichler unter Faschismusverdacht stellten. Die Zauberlehrlinge haben es nun mit der Angst zu tun bekommen und lassen die gewöhnlichen Holländer mit ihrem gescheiterten "gesellschaftlichen Experiment" allein. Hans Heckel

 

Holland in Aufruhr: Der brutale Mord an dem Filmemacher van Gogh hat in der Niederlanden eine lange gesellschaftlich unterdrückte Debatte zum Thema Einwanderung eröffnet. Foto: AFP


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