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20.11.04 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. November 2004


Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

in diesen grauen Novembertagen leuchten die frischen Kränze und Gebinde auf den mit Tannengrün eingedeckten Gräbern tröstend durch den Nebel. Aber nicht jeder kann zu den letzten Ruhestätten seiner Lieben gehen, gerade wir Vertriebenen können oft nur an die Gräber in der Heimat oder in fremder Erde denken, oder wir wissen nicht, wo sie sich befinden. Ich habe hier den Brief von Elfriede Baumgartner geborene Onuseit vor mir liegen, die in diesem Sommer das Grab ihres Vaters auf dem Westfriedhof in Kopenhagen fand. Friedrich Onuseit aus Gumbinnen, der im Februar 1946 in Dänemark verstarb, wurde im Krematorium Bispebjerg-Kirkegaard eingeäschert und fand schließlich in einem Urnengrab auf dem Westfriedhof seine Ruhe - hier gilt das Ruherecht auf unbestimmte Zeit! Zusammen mit 4.019 anderen Deutschen aus den Flüchtlingslagern - insgesamt sind etwa 14.000 Vertriebene während der Lagerzeit in Dänemark verstorben und auf 34 Friedhöfen beerdigt worden. Die Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat eine Broschüre über die Friedhöfe in Dänemark und Skandinavien herausgegeben, die über diese Institution bezogen werden kann. (Werner Hilpertstraße 2 in 34112 Kassel, Telefon 05 61 / 70 09 - 1 97, Frau Kalbhen.) Auf dem Westfriedhof in Kopenhagen liegen die verstorbenen Flüchtlinge mit 4.636 deutschen Soldaten vereint. In einer Urne befindet sich die Asche von acht Verstorbenen, jedes Grab enthält vier Urnen, die liegenden Marmortafeln zeigen ihre Namen und Daten - ein weites, weites Gräberfeld, das in seiner Schlichtheit besonders ergreifend wirkt. Wenn man die langen Reihen entlang geht, bemerkt man, daß unter den hier Bestatteten viele Kinder sind, zumeist im Lager geboren, die kaum das erste Lebensjahr erreichten.

Und um einige dieser Kinder geht es Frau Baumgartner, denn in der Urne ihres Vaters befindet sich auch die Asche von sechs kleinen Kindern. Nun sucht sie die Angehörigen dieser Kinder, wenn die Eltern nicht mehr leben, vielleicht die Geschwister oder andere Verwandte. Es ist durchaus möglich, daß so manch einer nicht weiß, daß hier Bruder oder Schwester liegen. Dies sind die Namen der in Kopenhagen geborenen Kinder: Benno Hauff, * 7. Dezember 1945, = 26. Februar 1946 im Lager Klövermarken, Kopenhagen / Hans-Jürgen Schaefer, * 9. November 1945, = 26. Februar 1946 im Lager Klövermarken / Klaus-Dieter Hauser, * 27. August 1946, = 26. Februar 1946 in der Deutschen Kinderklinik, Baldersgate Kopenhagen / Peter Michalek, * 15. Oktober 1945, = 2. März 1946 im Lager Klövermarken / Marianne Penk, * 20. Oktober 1945, = 2. März 1946 in der Klinik Baldersgade / Hans-Joachim Tiede, * 5. September 1945, = 1. März 1946 im Lager Klövermarken. Außerdem sucht Frau Baumgartner Angehörige von Jutta Onuseit, * 6. Juni 1941 in Wehlau, = 27. Frbruar 1946 in der Deutschen Inneren Klinik Kopenhagen, sowie Dagmar Onuseit, * 19. November 1945 in Kopenhagen, = 8. März 1946 in Kopenhagen, Emdrupvej 101. Wer über diese oder andere Lagerkinder etwas sagen oder wissen möchte, wende sich an Elfriede Baumgartner, Bondelstraße 25 in 78086 Brigachtal, Telefon (0 77 21) 2 23 06.

Ob wir hier den gewünschten Ansprechpartner finden, ist fraglich. Denn die Bitte von Frau Ilse A. Bannick hängt davon ab, ob der von ihr gesuchte Student diese Ausgabe unserer Zeitung liest. Ältere Exemplare besitzt er wenigstens, denn er hat in ihnen geblättert und ist dabei auf den Suchwunsch von Frau Bannick nach dem Buch über die Atamanen gestoßen. Am Nachmittag des 27. Oktober rief er bei Frau Bannick an, um ihr seine Literatur zu diesem Thema zum Lesen anzubieten. Er selber möchte über die Atamanen mehr wissen und forschen. Leider vergaß die Angerufene, bei dem sie überraschenden Gespräch nach dem Namen des Studenten zu fragen. Er ist 28 Jahre alt, sein Großvater war Förster in Insterburg - die Ahnenlinie geht bis auf das Jahr 1300 zurück. Frau Bannick möchte ihm gerne bei den noch offenen Fragen seiner Familienforschung weiterhelfen, deshalb hätte sie gerne seine Anschrift und Telefonnummer. Sie bittet den Anrufer, ihr zu schreiben oder ein Fax zu senden. (Ilse A. Bannick, Marienhofweg 29 in 25813 Husum, Telefon 0 48 41 / 9 30 63, Fax 0 48 41 / 9 30 63.)

Um sein Königsberg-Archiv dürfte ihn so manch ein interessierter Landsmann beneiden - auch mir hat er schon so manches Mal geholfen. Er - das ist Gerhard Mannke aus Elmshorn, der mir nun seinerseits ein ganzes Fragenbündel zusandte. Ich greife zuerst einmal die wohl für ihn wichtigste Frage heraus, denn es geht um Angehörige seiner Familie, über deren Schicksal trotz emsigster Suche bisher nichts zu erfahren war. Sein Großvater Heinrich Mannke, * 9. Mai 1860, bis 1944 in der Tragheimer Pulverstraße 42 wohnhaft, verlebte die letzten Tage vor dem Inferno in Tannenwalde. Er wohnte dort südlich der Bahn bei Alma Gramberg geborene Mannke, * 1884, und Julius Gramberg, * 1872. Die letzte konkrete Nachricht stammt von Nachbarn, die am Tag vor dem Russeneinfall, am 29. Januar 1945, aus dem Haus erregte Stimmen hörten - das Gebäude steht übrigens noch und ist bewohnt! Was ist aus dem 85jährigen und den beiden anderen Verwandten geworden? Auch von der damals 80jährigen Großtante von Herrn Mannke, Helene Samel geborene Arendt aus der Sternwartstraße 61, fehlt jede Spur. Es ist anzunehmen, daß die alten Menschen die fürchterlichen Stunden nicht überlebten. Aber wer weiß etwas darüber? (Gerhard Mannke, Haferkamp 8 in 25337 Elmshorn, Telefon 0 41 21 / 7 15 30.)

Erinnerungen auch kulinarischer Art tauchten bei Brigitte Bergmeier auf, als sie in unserer Familienkolumne von der ostpreußischen Malerin und Musikpädagogin Elsa Neiß las, deren Radierung von der "Tilsiter Stadtkirche" über uns einen richtigen Platz fand. Das geschah etwas verspätet, denn Frau Bergmeier geborene Deinas lebt im kanadischen Kitchener / Ontario - unsere Zeitung bringt der aus Auersfeld, Kreis Goldap Stammenden die ostpreußische Heimat immer ins Haus. Sie schreibt nun: "Fräulein Neiß war ein gern gesehener Gast in der engen Flüchtlingsbehausung meiner Eltern in Berchtesgaden in den Nachkriegsjahren. Trotz unserer Armut konnte meine Mutter einen ausgezeichneten Streuselkuchen und zum Abendbrot einen genau so guten Kartoffelsalat servieren. Fräulein Neiß liebte das Essen und wollte das nicht verheimlichen. Wenn mein Vater sie die steile Treppe hinab geleitete, hörte man sie sagen: ,Hat das aber auch geschmeckt! Nein, so sehr gut hat das geschmeckt!' Noch vor 15 Jahren, wenn ich in Gegenwart meiner Mutter diese Sätze aussprach, kam ein Lächeln über ihr Gesicht und sie sagte: ,Ja, das liebe Fräulein Neiß! Sie war ein feiner Mensch, und ich freue mich, daß sie zu meinen Lebenserinnerungen gehört!'" Und wir freuen uns über Ihre Zeilen, liebe Frau Bergmeier, und senden herzliche heimatliche Grüße nach Kanada!

Gesucht wird ein Bild von einem anderen Gebäude in Tilsit: Es handelt sich um das Haus Meerwischpark 2 a, in dem sich bis 1939 das litauische Konsulat befand. Anläßlich seines kürzlichen Besuches im heutigen litauischen Konsulat in Tilsit wurde unser Leser Hans-Jürgen Sasse gebeten, sich um ein Foto des Hauses zu bemühen, denn man bedauert dort sehr, daß man keine Abbildung von dem alten Konsulatsgebäude besitzt. Deshalb unsere Frage: Gibt es noch irgendwo eine Abbildung - Foto, Postkarte oder Zeichnung - von dem Haus Meerwischpark 2 a, damit eine Kopie für das heutige Konsulat angefertigt werden kann? (Hans-Jürgen Sasse, Fahrenholzer Weg 6 in 21423 Winsen (Luhe), Telefon / Fax 0 41 33 / 73 07.)

Ein Suchwunsch aus Australien, diesmal von Tasmanien. Er ist so kurz und knapp gehalten, daß ich kaum glaube, daß er Erfolg haben wird, zumal mir auch die wenigen Angaben fraglich erscheinen. Vielleicht liegt es daran, daß die Fragestellerin Französin ist, sie entschuldigt sich auch für ihr schlechtes Deutsch. Marie-Paule Leroux sucht eine Familie, die während des Krieges in der Nähe von Hohenstein wohnte. Ihr Name soll Grapentien oder Grapentin lauten. Der Großvater von Frau Leroux war damals Kriegsgefangener im Stalag 1 B Hohenstein. So, das ist alles. Ob der Name der gesuchten Familie wirklich so geschrieben wird? Da hege ich auch Zweifel? Aber vielleicht kann doch unsere große Familie weiterhelfen. (Marie-Paule Leroux-Rousseau, PO Box 251, 18 Bathurst Street, Richmond 7025 Tasmania, Australien, Telefon / Fax 61 / 3 / 62 60 22 39, E-Mail: mariepauleleroux@our.net.au .)

Der Advent steht vor der Türe, und das heißt "Erwartung". Und ich bin auch voller Erwartung auf das nächste Wochenende, denn dann trifft sich unsere Ostpreußische Familie im Ostheim in Bad Pyrmont. Ich freue mich auf das Wiedersehen oder Kennenlernen mit allen Leserinnen und Lesern, die an diesem dritten Familien-Seminar teilnehmen wollen und können. Übrigens: Durch Absagen sind noch einige Plätze frei. So können sich Kurzentschlossene noch beim Ostheim, Jugendbildungs- und Tagungsstätte, Parkstraße 14, 31812 Bad Pyrmont, Telefon (0 52 81) 93 61 - 0, Fax (0 52 81) 93 61 - 11, E-Mail: info@ostheim-pyrmont.de , für das Seminar anmelden. Bis dahin ...

Eure Ruth Geede

 

Hinweis auf dem Westfriedhof in Kopenhagen: "Hier ruhen 4.636 deutsche Soldaten und 4.019 Flüchtlinge, Opfer des Zweiten Weltkrieges." Foto: privat


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