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27.11.04 / Blutrausch ohnegleichen / Düsterer Kampf der Magier und Alchimisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. November 2004


Blutrausch ohnegleichen
Düsterer Kampf der Magier und Alchimisten

Es ist der Vorabend des 30-jährigen Krieges, der Europa in eine unvorstellbare Tragödie stürzen sollte. Auf dem Prager Hradschin regiert mehr schlecht als recht Rudolf II. (1552-1612). Der Kaiser der Deutschen aus dem Geschlecht der Habsburger gilt als menschenscheuer Sonderling, der sich der Alchimie verschrieben hat. An seinem Hof geben sich Mathematiker, Künstler von hohen Graden, Astrologen und auch Alchimisten die Klinke in die Hand. Alle sind sie auf der Suche nach dem allein selig machenden Gold. Mit seiner Mätresse Katharina Stradova hat Rudolf einen Sohn gezeugt, Don Julis Caesar d'Austria (1587-1609). Dieser nach dem Vater kommende Sproß des Hauses Habsburg vereint in sich alle schlechten Eigenschaften des Vaters. Auch er glaubt an die Künste der Alchimisten, auch er neigt zur Schwermut, wenn nicht gar zum Wahnsinn. Auf die Residenz ins böhmische Krumau verbannt, soll er, weit weg von Prag, sein Leben fristen. Don Julius aber hat nur eines im Sinn: die Herrschaft auf dem Hradschin anzutreten und seinem Vater zu beweisen, daß er ein ganzer Kerl ist.

Um diese Begebenheiten aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg hat Andreas Gößling eine spannende Geschichte geschrieben, voller Phantasie und Einfühlungsvermögen in dunkle Machenschaften, in Zauberei und Intrigen. Der bizarre Kampf der Magier und Alchimisten, der Guten gegen die Bösen (doch wer ist böse, wer gut?) eskaliert in einem Blutrausch ohnegleichen. Ein Buch, das man nicht an dunklen Tagen lesen sollte, zu schnell breitet sich die Düsternis des Geschehens im Gemüt des Lesers aus. Auch wenn man nicht an die Magie glaubt, aus Dreck Gold machen zu können oder Menschen aus der "gläsernen Mutter" entspringen zu lassen, Gößling schildert diese unheimliche Welt so meisterhaft, daß man meint, den Irrsinn selbst zu erleben. man

Andreas Gößling: "Der Alchimist von Krumau", Eichborn Verlag, geb., 432 Seiten, 22,90 Euro


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