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11.12.04 / Billigjäger mit Düsenantrieb / Vor 60 Jahren unternahm der "Volksjäger" Heinkel He 162 seinen Jungfernflug

© Preußische Allgemeine Zeitung / 11. Dezember 2004


Billigjäger mit Düsenantrieb
Vor 60 Jahren unternahm der "Volksjäger" Heinkel He 162 seinen Jungfernflug

Die Heinkel He 162, auch "Volksjäger" oder "Salamander" genannt, war aus der Not geboren. Seit Mitte 1944 hatte die Luftwaffe mit der Messerschmitt Me 262 ein Jagdflugzeug, das mit seinem Düsenantrieb eine sehr wirkungsvolle Waffe gegen die alliierten Bomber darstellte, aber der Zweistrahler war in Anschaffung und Betrieb zu teuer, als daß er von den Deutschen in luftkriegsentscheidender Menge hätte produziert und eingesetzt werden können.

Die Folge war die Forderung nach einem in Anschaffung und Betrieb ungleich günstigeren Düsenjäger. Am 8. September 1944 schrieb das Technische Amt im Reichsluftfahrtministerium (RLM) ein Flugzeug aus, das diesen Forderungen entsprach. So sollte es im Gegensatz zur Me 262 nur ein Triebwerk besitzen, die Zelle sollte weitestgehend aus Holz bestehen, die Panzerung sollte sich auf den Schutz vor Frontalangriffen beschränken, und auf technische Raffinessen sollte verzichtet werden, um ohne große Erprobungsphase die Großproduktion innerhalb kürzester Zeit aufnehmen zu können. Das Bauprogramm der bereits vorhandenen Düsenflugzeuge Me 262 und Ar 234 sollte unter der Produktion des zusätzlichen Strahlflugzeuges nicht leiden und aus Rücksicht auf die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Flugpläze sollte die Maschine ohne Starthilfe mit einem halben Kilometer Startstrecke auskommen.

Wie verzweifelt die damaligen Planungen vom Mangel an allem und der Suche nach Ersatzlösungen geprägt waren, zeigt anschaulich die Idee, Mitglieder der Flieger-HJ und des Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) als Piloten auf diesem "Volksjäger" einzusetzen. Zum Glück für die Betroffenen, die durch den Düsenjet total überfordert worden wären, blieb dieser Plan unrealisiert.

Die Ausschreibung ging außer an Heinkel an Blohm & Voß, Focke-Wulf und Junkers. Heinkel reagierte am schnellsten und erhielt am 15. September 1944 den Bauauftrag. Neben der angesichts der verzweifelten militärischen Lage wichtigen Geschwindigkeit imponierte dem Amtschef im Reichsministerium für Rüstung, Karl Otto Saur, und dem Generalstabs-Ingenieur Roluf Lucht die einfache Bauweise. Als Beispiel sei hier die für das Aussehen des "Salamander" so charakteristische Anbringung des Triebwerkes auf dem Rumpfrücken genannt. Ungeachtet der damit verbundenen Nachteile ersparte man sich so die bei Einstrahlern sonst übliche aufwendige Integration der Strahlturbine in den Rumpf. Zudem war bei einer Bruchlandung die wertvolle Düse vor dem Boden durch den dazwischenliegenden Rumpf geschützt.

Schon am 6. Dezember 1944 erfolgte der Jungfernflug des "einsitzigen Einstrahltrieb-Kleinstjägers" mit Testpilot Gotthold Peter am Steuerknüppel. Anfang 1945 ging die He 162 in Serie. In den bis Kriegsende verbleibenden vier Monaten wurden in Mödlingen, Rostock und Bernburg noch rund 100 bis 200 Maschinen hergestellt. Im April flog sie bereits als Einsatzflugzeug bei der Truppe. Es gibt glaubhafte, wenn auch unbestätigte Meldungen über Abschüsse alliierter Maschinen durch den "Volksjäger", aber luftkriegsrelevant wurde er nicht mehr. Ausgerechnet für den Mai 1945 war die erste Auslieferung in nennenswerter Stückzahl vorgesehen. Manuel Ruoff

"Salamander": "Eine übergroße V1 auf Rädern" (Eric Brown) Foto: Archiv


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