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18.12.04 / Begehrt bis auf den letzten Stein / Das traurige Schicksal der neuapostolischen Kapelle in Kreuzburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. Dezember 2004


Begehrt bis auf den letzten Stein
Das traurige Schicksal der neuapostolischen Kapelle in Kreuzburg

Vor wenigen Jahren, 1999, war es das Molkereigebäude gewesen, in diesem Jahr traf es in Kreuzburg die neuapostolische Kirche. Wenn ein Gebäude, das aus guten deutschen Ziegelsteinen gebaut ist, nach dem Zerfall der Kolchosen nicht sofort einer anderen Nutzung zugeführt wird, ist sein weiterer Bestand in Gefahr. Die Industrie des Königsberger Gebietes befriedigt nicht die Nachfrage nach roten Ziegeln, die von den Moskauer Neureichen, die vermehrt hier, besonders entlang der Ostseeküste, privat investieren, hoch geschätzt werden, und der Import aus Litauen oder Polen ist teuer. Somit besteht eine große Nachfrage nach guten deutschen Ziegelsteinen.

Als Armin Matt mit seiner Mutter und drei Geschwistern im April 1945 nach mißglückter Flucht wieder nach Kreuzburg zurückgetippelt war, war das Kirchengebäude voll mit wertvollen Möbeln und Antiquitäten wie Klavieren, Flügeln und große Standuhren. Drei der vier Fenster auf den Längsseiten waren zugemauert, die einzige Eingangstür schwer verrammelt und verschlossen, bewacht von der örtlichen Kommandantur. Erst Wochen später kamen Lastkraftwagen mit deutschen Gefangenen aus Tharau-Wittenberg, die die Einrichtungsgegenstände dann nach und nach aufluden und davonfuhren. Diese Aktion dauerte einige Tage, was darauf schließen läßt, daß der der große Versammlungssaal bis unter die Decke vollgestapelt war.

Anschließend sollte das leerstehende Kirchengebäude zu einem Kulturhaus hergerichtet werden. Dafür sollte das reliefartige rund zehn Zentimeter Balkenbreite besitzende und zwei Meter hohe Kreuz von der Giebelwand weggemeißelt werden. Es wurde ein notdürftiges Gerüst erstellt und zwei Frauen waren tagelang damit beschäftigt, an dem betonartigen Kreuz herumzumeißeln. Armin Matts älteste Schwester Gerda, damals 16 Jahre alt, war eine von den Frauen. Mit Befriedigung stellten sie fest, daß man danach immer noch die Form des Kreuzes an der lädierten Giebelspitze erkennen konnte.

Bei seinem ersten Besuch seit 1947, im September 1991, suchte Armin Matt sofort nach den Spuren des Kreuzes und sie waren immer noch deutlich zu erkennen. Nur war das Gebäude jetzt die Maschinenwerkstatt der Kolchose. In die hintere Giebelwand war ein großes Loch gerissen worden, um eine Einfahrt für die großen Landmaschinen und Traktoren zu schaffen. Bei einer diesjährigen Reise nach Kreuzburg hat Armin Matt das untenstehende Foto gemacht. Das Dach war bereits weggerissen, hinten schon ein Teil des Giebels und der Wände abgetragen. Auf diesem Foto hielt er noch einmal die Umrisse des Kreuzes als trauriges Mahnmal auf der Giebelspitze fest. Die hier noch in der Kirchenruine zu sehenden guten deutschen Steine sind jetzt vielleicht schon in irgendwelchen Villen in Cranz oder Rauschen verbaut. A. M.

Dem Untergang geweiht: Neuapostolische Kapelle in Kreuzburg Foto: Matt


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