Manchmal sprachen meine Schwester und ich beim Essen finnisch, und Vater verstand nicht, was wir sagten. Und mein Vater dachte: ,Sie sind Teil von mir, und ich verstehe sie nicht.' Und manchmal sprachen wir beim Essen arabisch, und Mutter verstand nicht, was wir sagten. Und meine Mutter dachte: ,Sie sind Teil von mir, und ich verstehe sie nicht.' Und mein Vater wollte uns ganz und meine Mutter wollte uns ganz ... Meine Mutter liebte an mir und meiner Schwester das, was sie selbst war, und mein Vater liebte an uns das, was er selbst war. Ich frage: Bedeutet das nicht, daß sie aufgehört hatten, einander zu lieben?"

Ranya Paason schreibt in "Der Stand der Sonne" vom Leben einer jungen Frau im Widerstreit mit ihrem ethnischen Erbe.

"Manchmal wandert der Vater in der finnischen Sommernacht im Zimmer umher und wartet vergebens auf den Sonnenuntergang, um zu Allah zu beten. Manchmal wissen die Töchter nicht, auf welche Weise sie eine Orange schälen sollen; auf die praktische Art der finnischen Mutter (vier Spalten ...) - oder nach der Art des arabischen Vaters, als Spirale, die man als Schmuck, um das Handgelenk winden kann."

Die Autorin beschreibt die Unterschiede zwischen der arabischen und der finnischen Kultur, sie schildert die unterschiedlichen Milieus, Sitten und Gebräuche. Dazu dient ihr unter anderem immer wieder das Beispiel der Orange.

Nur zu logisch erscheint da dem Leser die innere Hin- und Hergerissenheit der Töchter zwischen den Kulturen und den beiden Elternteilen.

Paason berichtet, wie der Vater sich in die Mutter verliebte, weil er sie mit ihren blonden Haaren und ihren blauen Augen für die Personifizierung eines Engels hielt, und erklärt, warum keiner der beiden Elternteile es vermochte, in dem Heimatland des anderen zu leben und glücklich zu sein.

Ein farbiger Roman, voll fremdartiger Gerüche, bunter Bilder und tiefer Gefühle, der die Hitze Ägyptens und zugleich die Kälte des finnischen Winters widerspiegelt und somit nur zu deutlich die schwere Vereinbarkeit der beiden Kulturen aufzeigt. A. Ney