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Preußische Allgemeine Zeitung / 25. Dezember 2004
Wenn linke Politiker verantwortlich sind für Sicherheitsfragen, etwa die
Bestrafung verurteilter Krimineller, gilt es, wachsam zu sein. Sie haben nicht
umsonst den Ruf, allzu großzügig mit den Straftätern umzugehen, weil sie im
Hinterkopf die Vorstellung hegen, der Kriminelle sei das bedauernswerte Opfer
der Verhältnisse. Daß ein solcher Verdacht nicht aus der Luft gegriffen ist,
bestätigt ein schwerwiegender Vorfall in Schleswig-Holstein. Aus der
Justizvollzugsanstalt Lübeck-Lauerhof entwich der Schwerstkriminelle Christian
Bogner und ermordete einen ihm ähnlich sehenden Mann, um sich seiner Papiere zu
bemächtigen und mit ihm die Identität zu tauschen.
Nach vier Tagen wurde er wieder gefaßt, aber dann kam der ganze Umfang des
Versagens des Strafvollzuges ans Tageslicht. Obwohl dem Justizministerium wie
der Leitung der Justizvollzugsanstalt bekannt war, wie gefährlich Bogner war –
er war bereits einmal aus der Haft ausgebrochen und stand im Verdacht, schon
damals einen Menschen umgebracht zu haben, mußte aber mangels Beweises
freigesprochen werden, weil die Leiche des Mannes nie gefunden wurde –, konnte
er in der Schlosserei des Gefängnisses in aller Gemütsruhe ein Stahlgestell zur
Flucht bauen. Zwar bemerkte ein Sicherheitsbeamter die Flucht, doch drückte er
nicht auf den Alarmknopf, sondern griff umständlich zum Telefon. Ein anderer
Beamter, der Bogner vor der Haftanstalt bemerkte, machte nicht einmal den
Versuch, den Flüchtigen zu fassen.
Die Fülle von Versäumnissen ließ die Opposition zu dem Schluß kommen, daß am
ganzen System etwas faul sei. Sie konstatierte massive Fehler der Fachaufsicht
des Ministeriums, das aufgrund der ihm vorliegenden Unterlagen genau gewußt
haben mußte, daß dieser Mann auch in Lübeck eine potentielle Gefahr für seine
Umwelt war. Trotzdem hat keiner daraus die Konsequenzen gezogen.
Nun ist die schleswig-holsteinische Justizministerin Anne Lütkes
Spitzenkandidatin der Grünen bei der Landtagswahl 2005. Träte sie aufgrund der
erdrückenden Vorwürfe von ihrem Posten zurück, wäre dies ein
Schuldeingeständnis. Das würde sie als Spitzenkandidatin wie auch ihre Partei
beschädigen. Darum wird sie mit Klauen und Zähnen auch von ihrer
Ministerpräsidentin Simonis gehalten, zumal Lütges auch deren Stellvertreterin
ist.
Bemerkenswert ist ihre Verteidigungsstrategie. Sie sei bereit, die politische
Verantwortung zu tragen, doch könne sie das nur, wenn sie auf ihrem Posten
bleibe. Vermutlich wird sie demnächst die Wähler dazu auffordern, ihr die Stimme
zu geben, damit sie weiterhin die politische Verantwortung tragen kann ...
Forderungen nach Rücktritt lehnt sie mit dem Argument ab, das würde „Wasser auf
die Mühlen der NPD“ leiten. Daher warnt sie CDU und FDP, sie könnten mit der
Forderung in die Nähe der NPD geraten. So lehnten SPD, Grüne und der dänische
SSW die Forderung der Opposition ab, die Justizministerin zu entlassen. H.-J.
von Leesen |