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Preußische Allgemeine Zeitung / 25. Dezember 2004
Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen“ – dieses Zitat von Immanuel Kant
ist weitläufig bekannt. Die nun im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen
eröffnete Sonderschau „Erkenntnis – Freiheit – Frieden“ bringt dem Betrachter
einen tieferen Einblick in das Leben, das Wirken und die Lehre des vor 200
Jahren verstorbenen Philosophen.
Einen Blick auf die Lebensgeschichte des großen, wenn nicht gar bedeutendsten
Philosophen Deutschlands gab bei der Ausstellungseröffnung Lorenz Grimoni, der
Leiter des Museums Stadt Königsberg in Duisburg. Grimoni ist auch für Idee und
Gestaltung dieser Sonderschau verantwortlich, die mit ihren Schautafeln und
Exponaten nun nach der Vorstellung in Duisburg in Ellingen Station macht.
Am 22. April 1724 wurde Emanuel Kant als viertes von neun Kindern einer
Handwerkerfamilie in Königsberg geboren und besuchte die Schule des St.
Georgs-Hospitales. Mit acht Jahren wechselte er an das „Collegium Fridericianum“, ein vom Pietismus geprägtes Gymnasium, das adelige und bürgerliche
Kinder für höhere Ämter vorbereitete. Für Kant war dies ein sozialer Aufstieg,
nach dem Erlernen der hebräischen Sprache änderte er seinen Vornamen in
„Immanuel“, da er darin die perfekte Vokalisierung seines Namens, der „Gott mit
uns“ bedeutet, sah. 1740 begann Kant als einer von damals 9.000 Studenten in
Deutschland ein Studium an der Universität „Albertina“ in Königsberg, der er ein
Leben lang verbunden war. Bereits 1746 wußte Kant, daß er Professor an dieser
Universität werden wollte, aber erst 1770 wurde nach mehreren vergeblichen
Versuchen seine Bewerbung um eine Professur angenommen. Zwischenzeitlich nahm
Kant Hauslehrerstellen in Pfarrhäusern und auf Gutshöfen an, führte Grimoni
weiter aus. 1746 veröffentlichte Kant mit „Gedanken von der wahren Schätzung der
lebendigen Kräfte“ – eine Auseinandersetzung mit der Philosophie von Leibnitz –
seine erste Schrift. Die Berufungen an die Universitäten Erlangen, Jena, Mitau
im Kurland und Halle in diesen Jahren schlug Kant aus.
Nach zehnjähriger Lehrtätigkeit an der „Albertina“, in der man nichts von Kant
hörte, veröffentlichte dieser dann 1781 mit „Kritik der reinen Vernunft“ eines
seiner bedeutendsten Werke, wobei er Elemente aus den beiden konkurrierenden
Erkenntnistheorien, dem auf Erfahrung beruhenden „Intellektualismus“ und dem die
Sinneselemente betrachtenden „Sensualismus“, herausfiltert. Diese neue Theorie
sollte den Streit der beiden Vertretergruppen beenden.
Weitere Werke Kants sind „Die Kritik der praktischen Vernunft“, „Die Kritik der
Urteilskraft“ und „Das kategorische Imperativ“, auf die Lorenz Grimoni bei der
Ausstellungseröffnung näher einging.
1796 beendete Kant seine Vorlesungstätigkeit an der Universität Königsberg und
wurde zwei Jahre später von der Anwesenheitspflicht bei den Seminarsitzungen
entbunden. Am 12. Februar 1804 schließlich verstarb Immanuel Kant und wurde im
Professorengewölbe am Königsberger Dom beigesetzt. Das Grab überdauerte den
Zweiten Weltkrieg. Auch die heute in Königsberg lebenden Russen verehren den
bedeutenden Philosophen. Bei offiziellen Anlässen, so Grimoni, wird das seit
1992 von einem Nachguß des Kant-Denkmals verzierte Grab besucht und nicht
zuletzt legen viele Brautpaare, die sich im wieder aufgebauten Königsberger Dom
trauen lassen, Blumen an der Grabstätte nieder.
Beim Rundgang durch die Ausstellung wies Lorenz Grimoni auf weitere Texte hin,
die Freunde und Tischgenossen Kants, aber auch dessen Wirken als Naturforscher
beschreiben. Kants Gedanken über Religion und Pädagogik, seine Beiträge zum
Völkerrecht sowie Portraits, Medaillen, Münzen und Briefmarken runden das
Gesamtbild des bekannten Deutschen ab.
Zu Beginn der Vernissage hatte der Leiter des Kulturzentrums Ostpreußen,
Wolfgang Freyberg, eine große Anzahl Gäste begrüßt, darunter den Bürgermeister
der Stadt Ellingen, Walter Hasl, Vertreter der Landsmannschaften sowie Dietrich
Zlomke aus Ravensburg, der die Ausstellung mit mehreren Exponaten ergänzt hatte.
M. Fritsche
Die Ausstellung „Immanuel Kant – Erkenntnis – Freiheit – Frieden“ ist bis zum
13. Februar 2005 täglich außer Montag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr
geöffnet. Zur Ausstellung ist ein 256 Seiten starker, farbiger Katalog
erschienen, der auch über das Kulturzentrum Ostpreußen bezogen werden kann.
Die Kantausstellung auf „Wanderschaft“: Lorenz Grimoni (rechts) bei der
Eröffnung der Ausstellung im Kulturzentrum Ostpreußen. Foto: mef |