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08.01.05 / Tragik, Liebe, Poesie / Waisenkind sorgt für Wirbel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 1 vom 08. Januar 2005

Tragik, Liebe, Poesie
Waisenkind sorgt für Wirbel

Der neunjährige Icare, von allen Pflaume genannt, hat alles andere als eine glückliche Kindheit. Seit sein Vater "mit einer Pute auf Weltreise gegangen ist", sitzt seine Mutter ungewaschen vor dem Fernseher, trinkt ein Bier nach dem nächsten und schimpft über den Himmel, der "nur Pech auf sie herabpinkelt". Icare wird von ihr nur noch wahrgenommen, wenn sie ihm vor Wut über seinen Vater eine "Abreibung" verpaßt. Der kleine Franzose versteht die Welt nicht mehr, und als er einen Revolver findet, will er den Himmel erschießen, damit das Pech nicht weiter auf sie herabpinkelt und seine Mutter ihn wieder lieb hat. Doch Icare erschießt nicht den Himmel, sondern seine Mutter, die ihm die Waffe entreißen will. Statt ins Gefängnis bringt der nette Gendarme Raymond den Jungen jedoch ins Kinderheim, und das Waisenkind Icare erfährt erstmals, was es heißt, geliebt zu werden. Nicht nur die Betreuerin Rosy überschüttet "ihre Kinder" mit Liebe, auch unter den Kinder herrscht enger Zusammenhalt, auch wenn jedes Kind aufgrund seiner häufig traumatischen Erfahrungen zahlreiche Schrullen hat. So der dicke Jujube, der sich alle möglichen Krankheiten einbildet und sich erst wieder beruhigt, wenn die Krankenschwester ihm irgendwo ein Pflaster hinklebt. Oder die achtjährige Béatriece, die von ihrem Vater mißbraucht wurde und nun ständig verschreckt in der Nase pobelt. Pflaume findet vor allem in der gleichaltrigen Camille eine verwandte Seele. Und der ihn regelmäßig besuchenden Gendarme Raymond wird für Icare sogar zum Ersatzvater.

Der zweite Roman des Pressesprechers eines großen Pariser Verlagshauses Gilles Paris wurde in Frankreich sofort zum Bestseller. Sein Roman vereint eine gelungene Mischung aus Tragik, Liebe, Poesie, Humor, Nachdenklichkeit und Optimismus, die den erwachsenen Leser in die durch Staunen geprägte Welt der Kindheit eintauchen läßt. Pflaume und seine Freunde sind trotz mancher Lausbubenscherze so liebenswert, daß sie einem schnell ans Herz wachsen und man ihnen nur das beste wünscht. Erfrischend! R. B.

Gilles Paris: "Autobiographie einer Pflaume", Knaus, München 2004, geb., 237 Seiten, 19,90 Euro

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