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08.01.05 / Nach dem deutschen Reinheitsgebot / Die ehemalige Ostmark-Brauerei knüpft erfolgreich an Traditionen aus Deutschland an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 1 vom 08. Januar 2005

Nach dem deutschen Reinheitsgebot
Die ehemalige Ostmark-Brauerei knüpft erfolgreich an Traditionen aus Deutschland an

Genau ist es nicht überliefert, vielleicht war es eine Magenverstimmung oder nur ein entsetzlicher Kater, jedenfalls zog Wilhelm IV., Herzog von Bayern, am 23. April 1516 die Konsequenzen aus der bis dahin üblichen Bierpanscherei in seinem Lande. Er verordnete per Gesetz, daß zum Brauen von Bier nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden dürfen. Bis heute wird das Reinheitsgebot von allen deutschen Brauereien befolgt.

Natürlich wurde auch im alten Königsberg nach diesem Gebot Bier gebraut. Dies galt für die 1838 von Johann Philipp Schifferdecker gegründete Ponarther Brauerei ebenso wie für die 1910 im Stadtteil Devau gegründete Ostmark-Brauerei. Letztere hat den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstanden. Von 1945 bis 1995 wurde hier unter rein russischer Leitung Bier gebraut. Nach Öffnung des Königsberger Gebietes übernahm eine Hamburger Firma den Betrieb und begann, diesen zu modernisieren. 1998 übernahm dann eine russisch-amerikanische Investorengruppe, die Detroit Brewing Company, das Unternehmen und brachte die Brauerei zügig und ohne Produktionsstillstand auf den neuesten Stand der Technik. Anfang 2003 wurde das alte Sudhaus aus dem Jahr 1910 außer Betrieb gestellt und damit auch der alte Gär- und Lagerkellerbereich.

Bemerkenswerterweise braut die Brauerei, die heute unter dem Namen "Bierbrauerei Ivan Taranow" firmiert, wie vor dem Kriege nach dem deutschen Reinheitsgebot.

Im Jahre 2003 erfolgte der Start der Biermarke "Königsberg". "Nach dem ,Reinheitsgebot' aus dem Jare 1516 gebraut", steht auf dem Etikett. Daß hier Jahre ohne "h" geschrieben wird, ist ein sicher verzeihlicher Fehler. Zunächst war die Sorte nur für den lokalen Markt gedacht. Nicht zuletzt durch die Werbung im Ersten Russischen Fernsehen (ORT) konnte sich die Marke "Königsberg" jedoch mittlerweile im russischen Markt als nationale Premiummarke positionieren. Über 40 Millionen Flaschen haben inzwischen ihren Käufer gefunden. Dazu hat sich neben der Werbung und dem Geschmack auch der Markenname "Königsberg" beigetragen. Bier braucht Heimat und Tradition. Beides kann die Brauerei bieten.

Aufgrund des hohen technischen Standards werden mittlerweile in der früheren Ostmark-Brauerei auch drei bekannte internationale Biersorten in Lizenz gebraut und abgefüllt, darunter die Marke "Bitburger". Für das Bitburger Unternehmen war ausschlaggebend bei der Auswahl des Partners für den russischen Markt, daß in der Königsberger Brauerei nicht nur mit deutscher Technik und mit deutschen Braumeistern gebraut wird, sondern auch streng nach dem deutschen Reinheitsgebot.

Damit die Geschichte des Unternehmens - im Jahre 2010 wird die Brauerei 100 Jahre alt - lebendig bleibt, soll in das noch erhaltene und inzwischen vorbildlich restaurierte Verwaltungsgebäude bald ein Museum einziehen. Marianne Neuman

Die frühere Ostmark-Brauerei: In dem vorbildlich restaurierten Verwaltungsbau (links) soll ein Museum eingerichtet werden.

Etikett der "Königsberg"-Flasche: "Nach dem ,Reinheitsgebot' aus dem Jare 1516 gebraut" heißt es in deutscher Sprache unter dem Wappen. Fotos (2): Neuman


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