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22.01.05 / Preußen lockt Millionen / 300 Jahre Charlottenburg: Wird Rekordjahr 2004 noch übertroffen? 

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 3 vom 22. Januar 2005

Preußen lockt Millionen
300 Jahre Charlottenburg: Wird Rekordjahr 2004 noch übertroffen? 
von Hans-Jürgen Mahlitz

Preußens erster König hatte einen ausgeprägten Sinn dafür, gewisse Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Am 18. Januar 1701 krönte er sich selbst in Königsberg als Friedrich I. zum König in Preußen. Wenige Jahre später hatte er den Tod seiner Gemahlin Sophie Charlotte (1668-1705) zu beklagen, benannte deren Lieblingsschloß Lietzenburg um in Charlottenburg, verlieh der umliegenden kleinen Siedlung das Stadtrecht - und ernannte sich selbst zum Bürgermeister. Dem jungen, aber kräftig heranwachsenden Gemeinwesen bekam die Personalunion offensichtlich recht gut, und leidige Diskussionen über Nebentätigkeiten führender Politiker gab es damals auch noch nicht.

So kann Charlottenburg, inzwischen zu einem der größten Stadtteile der deutschen Hauptstadt Berlin gewandelt, in diesem Jahr 300jähriges Jubiläum feiern, so wie einst die Namensgeberin die Einweihung des Schlosses (das damals, am 11. Juli 1699, noch Lietzenburg hieß) mit barocker Opulenz gefeiert hatte - zeitgenössische Quellen wissen zu berichten, man sei dabei "über Tische und Bänke gesprungen".

Im Juli 2005 laden der Bezirk Charlottenburg und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zum viertägigen Schloßgartenfest, mit Maskerade und Schauspiel, Musik, Tanz und Literatur, festlichen Gelagen und höfischem Zeremoniell. Umrahmt wird das Fest von der Serie unterschiedlichster Veranstaltungen, zum Beispiel Kino und Hörspiel unterm Sternenhimmel sowie regelmäßigen Sonderführungen. Im Oktober öffnet sich dann der Neue Flügel des Schlosses für die Ausstellung "Die Kaiser und die Macht der Medien". Auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche erfährt der Besucher Verblüffendes über Darstellung und Selbstdarstellung der Hohenzollern-Dynastie. Zwar sprach man damals noch nicht vom Medienzeitalter, doch war das Spektrum der genutzten Medien viel breiter als heute, da sich alles auf wenige Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, verengt hat.

Die Hohenzollern-Kaiser bedienten sich geschickt und erfolgreich des Films und der Fotografie, der bildenden Künste, der Literatur und der Musik, um sich und ihr Wirken dem Volke nahezubringen. Vor allem Wilhelm II. verstand es, mit den Medien seiner Zeit professionell umzugehen. Heute würde man ihn wohl, in Analogie zum derzeitigen Kanzler, den Medienkaiser nennen.

Diese Ausstellung soll nicht nur der Höhepunkt des Charlottenburg-Jubiläums werden, sondern des gesamten Jahresprogramms der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das deren Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh jetzt vorstellte (natürlich im Schloß Charlottenburg). Auch für diese verdienstvolle Organisation ist 2005 ein Jubiläumsjahr: Sie wird zehn Jahre alt. In dieser für Historiker eher kurzen Zeitspanne hat sie Beachtliches geleistet: 127 Millionen Euro wurden in Berlin und Brandenburg investiert, 14 Häuser konnten nach meist sehr umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten wiedereröffnet werden, die Potsdamer Gartenlandschaft, die ja weit mehr ist als Sanssouci, wurde zu bedeutenden Teilen wiederhergestellt.

Der verdiente Lohn für solch engagierte Arbeit: Seit dem Zusammenschluß der Schlösserverwaltungen von Berlin und Brandenburg (übrigens ein gelungenes Modell für die überfällige Länderneuordnung im preußischen Kernland) wurden rund 20 Millionen Besucher gezählt. Auch für das Jahr 2004 konnte Prof. Dorgerloh eine positive Bilanz ziehen. Über 2,2 Millionen Gäste aus dem In- und Ausland wandelten auf den Spuren der preußischen Geschichte. Die elf Berliner Häuser kamen auf ein Besucherplus von 7,5 Prozent gegen-über dem Vorjahr, Schloß Grunewald glänzte mit plus 41 Prozent, und Schloß Glienicke konnte die Besucherzahlen sogar verfünffachen. Eine Steigerung um 20 Prozent verbuchten die Schlösser und Gärten außerhalb der beiden großen Zentren. Daß Potsdam um 1,6 Prozent zurückfiel, ist allein mit der sanierungsbedingten Schließung von Schloß Babelsberg zu erklären.


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