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22.01.05 / Schatzhäuser Deutschlands / Eine Ausstellung in München zeigt nationales Kulturerbe in Privatbesitz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 3 vom 22. Januar 2005

Schatzhäuser Deutschlands
Eine Ausstellung in München zeigt nationales Kulturerbe in Privatbesitz

Illustre Gäste finden sich ein am nächsten Montag, um im Münchner Haus der Kunst über die Bestandssicherung von national wertvollem Kulturgut im Privatbesitz zu diskutieren (20 Uhr). Eingeladen sind unter anderen Christoph Prinz zu Schleswig-Holstein, Rupert Graf Strachwitz als Direktor des Maecenata Instituts in Berlin, Prof. Dr. Hans Ottomeyer als Generaldirektor des Historischen deutschen Museums in der Hauptstadt und der Kunsthändler Christoph Graf Doug-las. Die Moderation wird Wilfried Rogasch übernehmen, der als Kurator der Ausstellung "Schatzhäuser Deutschlands" und Autor des gleichnamigen prachtvollen Buches (Prestel Verlag, München, 264 Seiten mit 260 Abbildungen, davon 210 in Farbe und 5 Karten, geb. mit Schutzumschlag, 49,95 Euro) seinen ganzen Sachverstand einbringen wird.

Vor dem Hintergrund der Ausstellung, die noch bis zum 13. Februar zu sehen sein wird, diskutiert man die Frage, wie für den Erhalt dieses in Privatbesitz befindlichen kulturellen Erbes zukünftig zu sorgen sei, eine Frage, die besonders wegen des anstehenden Generationswechsels die Gemüter bewegen dürfte. Dieser wird auch durch Gloria Fürstin von Thurn und Taxis deutlich, die am 31. Januar, 20 Uhr, von ihrer Tätigkeit als Sammlerin zeitgenössischer Kunst und als Mäzenatin erzählen wird.

Um welche Schätze und Kostbarkeiten es sich handelt, davon kann sich der Besucher der Münchner Ausstellung, aber auch der Leser des mit brillanten Farbfotos ausgeschmückten Bandes "Schatzhäuser Deutschlands" einen Überblick verschaffen. Seit Jahrhunderten fühlt man sich in deutschen Adelshäusern verpflichtet, Kunst zu sammeln. "Kultur braucht viele Träger, und Kunst braucht viele Besitzer", betonte einer der Leihgeber, Alex-ander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, anläßlich der Ausstellungseröffnung. "Die schöne Last der Kunst kann der Staat allein nicht satteln", es sei aber selbstverständlich, die Öffentlichkeit an den privaten Kunstschätzen teilhaben zu lassen. Eine weithin unbekannte Zahl an unvergleichlichen Kunstschätzen ist heute noch in privater Hand, daran haben auch Revolutionen und Kriege nicht viel ändern können. Kenner sprechen in diesem Zusammenhang gar von einem "privaten deutschen Nationalmuseum". Über 350 Exponate warten auf die Besucher der Ausstellung - eine Fülle, die natürlich in dem Buch nicht dargestellt werden kann. Dafür entschädigen die Textbeiträge zur Geschichte der "Schatzhäuser" (mit Telefonnummern und / oder Internetadressen), die von Schloß Glücksburg im äußersten Norden der Republik über Burg Eltz in Rheinland-Pfalz bis zur Burg Hohenzollern in Baden-Württemberg und Schloß St. Emmeram in Bayern reichen. So vielfältig wie die Schicksale der Familien, die Bauweise der Schlösser, so vielfältig ist auch die Kunst, die gesammelt wurde. Vom Armreliquiar der Heiligen Elisabeth (um 1240), einer Bibel aus dem Jahr 1483 oder einem Holzschnitt Albrecht Dürers, ein gewaltiges Rhinozeros zeigend (1515), Werken von Lucas Cranach d. J. oder Rembrandt über Möbel der Brüder Roentgen oder einen von Leo von Klenze für König Ludwig I. von Bayern geschaffenen Sessel, Silber-und Goldarbeiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert bis hin zur Kunst unserer Zeit reicht die bunte Palette. Sie reizt nicht zuletzt, sich selbst auf Reisen zu begeben, um den Kostbarkeiten, die ja demnächst wieder an Ort und Stelle sein werden, also in den einzelnen Schatzhäusern, nachzuspüren. Ganz gewiß wird man bei dieser Gelegenheit auch das eine oder andere unbekannte Stück entdecken. Rogasch spricht von einer "beträchtlichen Binnenexotik", die den Besucher der Burgen und Schlösser Deutschlands erwartet. Abseits der Autobahnen und ICE-Verbindungen ist noch viel Unbekanntes zu entdecken. Die Ausstellung in München will auch darauf aufmerksam machen und "das allgemeine Bewußtsein für den Rang und Wert dieser Sammlungen schärfen und dadurch einen nachhaltigen Beitrag zu ihrem Erhalt leisten". Silke Osman

 

Tabatiere Friedrichs des Großen: Immer noch im Besitz des Hauses Hohenzollern Foto: Jörg P. Anders, Berlin

Die Heilige Maria Magdalena: Gemalt um 1520-1540 von einem Meister der weiblichen Halbfiguren und zu sehen im Museum Wasserburg Anholt des Fürsten zu Salm-Salm. Foto: Arnold Meine Jansen, NL-Baarn

Burg Eltz im Bundesland Rheinland-Pfalz: Gehört heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Deutschland und beherbergt wie alle anderen in der Ausstellung vertretenen Schatzhäuser viele Kostbarkeiten. Foto: Museum


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