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22.01.05 / Eine Woche im Zeichen der Heimat / Politik und Geschichte Ostpreußens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 3 vom 22. Januar 2005

Eine Woche im Zeichen der Heimat
Politik und Geschichte Ostpreußens von der Völkerwanderung bis heute

Nachdem sich das letztjährige Politische Seminar mit der Besiedlungspolitik in Ostpreußen befaßt hatte, die nur auf Grund der politischen Vorgaben aus Berlin möglich war, wurde auch in diesem Jahr ein Grenzbereich zwischen Politik und Geschichte behandelt. Das wie immer gutbesuchte Frauenseminar im Ostheim von Bad Pyrmont unter der bewährten Leitung der Bundesvorsitzenden der ostpreußischen Frauenkreise Uta Lüttich und unter der umfassenden Organisation von Peter Wenzel von der LO stand unter dem Motto "Ostpreußische Politik und Geschichte von der Völkerwanderung bis heute".

Nach der Begrüßung am ersten Abend durch Uta Lüttich hörten die 38 Teilnehmerinnen, unter ihnen sechs Teilnehmerinnen aus dem südlichen Ostpreußen und zwei Teilnehmerinnen aus dem Memelland, ein Einführungsreferat, verfaßt von Peter Wenzel, das bildhaft und anschaulich das Land zwischen der Passarge im Westen und der Rominter Heide im Osten, zwischen der Memel im Norden und den Kernsdorfer Höhen im Süden beschreibt mit seiner langen traditionsreichen und wechselvollen Geschichte.

Die Anwesenden erfuhren, daß die ersten menschlichen Hinterlassenschaften in Ostpreußen auf die sogenannte "mittlere Steinzeit" zurückführten. Erst in der jüngeren Steinzeit, (Beginn um 2500 v. Chr.), wurde der Mensch seßhaft. Deutlichste Spuren aus dieser Zeit weisen Gräber auf. Wie in Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein finden sich auch in Ostpreußen Riesengräber, die sogenannten Megalithgräber. Uta Lüttich wies darauf hin, daß die Völkerwanderung die baltische und prußische Bevölkerung Ostpreußens im großen und ganzen nicht bewegt hat.

Es folgte eine Schilderung über den Deutschen Orden, zahlreiche Kriege bis hin zu den letzten beiden Weltkriegen und ihre fatalen Auswirkungen für Ostpreußen und seine Menschen. Für das diesjährige Seminar-Thema, das von der Völkerwanderung bis heute reicht, wurden wieder hervorragende Referenten eingeladen, die souverän über ihren Stoff berichteten und bei den Zuhörern so manche Tür öffneten.

So begann Reinhard Grunenberg aus Berlin mit einem Eröffnungsreferat über die Geschichte, die Sitten und Bräuche der prußischen Urbevölkerung in Ostpreußen und über das prußische Erbe. Bei den anschließend präsentierten sechs Stationen ost- preußischer Geschichte machte Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Kieler Christian-Albrechts-Universität mit dem Thema "Die Archäologie und die Kulturdenkmäler Ostpreußens" den Anfang. Sehr informativ und verdeutlichend schlug er einen Bogen von der alten Wikingersiedlung Haitabu zur Archäologie Ostpreußens und den Kulturdenkmälern des Landes aus vorgeschichtlicher Zeit. Er wurde tatkräftig unterstützt von seinem Assistenten Timo Ibsen. Dieser führte aus, daß man zurzeit viel und auch erfolgreich in Ostpreußen graben würde. Er berichtete über gemeinsame Ausgrabungsprojekte mit Studenten der Kieler Universität und russischen Studenten in Gr. Ottenhagen, Pilgrammsdorf und Kellaren.

Das nächste Thema "Der Deutsche Orden und seine Bauten im Ordensland Preußen" brachte Günter Stukowski den Anwesenden näher. In einem Lichtbildervortrag verwies er auf die kulturhistorische Bedeutung der Ritter mit dem schwarzen Kreuz am Beispiel der Bauten im Preußenland. Er sprach davon, daß es in Potsdam zurzeit ein kleines, aber bemerkenswertes Prußenmuseum gäbe.

Ein weiterer Referent war der Historiker Prof. Dr. Wolfgang Stribrny, der vielen bereits als versierter Redner bekannt war. Stribrny erläuterte die historische Entwicklung von der Einführung der Reformation im Herzogtum Preußen im Jahre 1525 bis hin zu Friedrich dem Großen. Er wies unter anderem darauf hin, daß Herzog Albrecht von Hohenzollern-Ansbach 1544 die Universität Königsberg gründete. Er war ein hochkultivierter Mann und sorgte dafür, daß Königsberg zu einem Kulturzentrum wurde. Sogar die Predigten in der Kirche wurden zu seiner Zeit ins Prußische übersetzt.

Das Thema der wechselvollen Geschichte Ost- und Westpreußens von der ersten polnischen Teilung im Jahre 1772 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war Gegenstand eines Beitrages von Dr. Hans-Werner Rautenberg, der bereits zum wiederholten Male als Referent des Frauenseminars fungierte. Dr. Rautenberg kam in seinem von informativem Wissen strotzenden Referat zu dem Resümee, daß die Bestimmungen des Vertrages von Versailles das deutsch-polnische Verhältnis mit seinen für beide Seiten schwer erträglichen Hypotheken seither unheilvoll belastet hätte. "Die Memellandfrage" war das Thema von Prof. Dr. Dietmar Willoweit aus Würzburg. Mit einem Rückblick auf die geschichtlichen Grundlagen, die Entstehung des Memelgebietes und der Memelkonvention 1918 bis 1924, einem Exkurs zum Thema Autonomie und Minderheitenrecht und über die Verfassung des Memellandes und dem Verfassungskonflikt 1931/32 gab es außerordentlich viel verdeutlichende Informationen.

Der niederländische Völkerrechtler Dr. Frans du Buy aus Reppenstedt, auch zum wiederholten Mal dabei, sprach zum Thema "Die Vertreibung der Ostdeutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges". Mit einleuchtenden Argumenten zeigte er auf, wie komplex und kompliziert die Vertreibungsfrage ist. Wer eine Verständigung unter den Völkern Europas anstrebt, sollte wissen, daß die Lösung der Vertreibungsfrage unumgänglich ist. Die Landesfrauenleiterin der LO in Sachsen/Leipzig Dora Arnold hielt einen erschütternden Zeitzeugenbericht unter dem Thema "60 Jahre Bombardement auf Königsberg (27. bis 30. August 1944)" und Magdalena Piklaps, die Vorsitzende des Deutschen Vereins in Memel, sprach über das heutige Wirken der Deutschen Volksgruppe in Ostpreußen am Beispiel des Memellandes.

Alle Referenten erhielten stürmischen Beifall und es ergaben sich stets lebhafte Diskussionen danach. Einen sehr guten Beitrag für das Abendprogramm leistete die Vorsitzende der LO-Gruppe Frankfurt/Main, Gerlinde Groß, mit einem Vortrag über die Prußen. Bereichernd war die Anwesenheit der sechs Damen aus dem südlichen Ostpreußen und der zwei Damen aus dem Memelland. Besonders diesmal wurden in den Abendstunden, wenn das Programm erledigt war, gemeinsam sehr viele ostpreußische Volkslieder gesungen. Die Bundesvorsitzende Uta Lüttich dankte dem Heimleiter-Ehepaar Winkler für den ausgezeichneten Service und erhielt selbst viel Lob und Dank für diese großartig gelungene Woche. Ilse Rudat

 Die politische Arbeit des Frauenseminars ist wichtig: Teilnehmerinnen der Tagung im Ostheim Foto: IR


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