© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 3 vom 22. Januar 2005

In den Wirren der Bauernkriege
Gut recherchierter Roman

Sie steht zwischen Krieg und Liebe, zwischen Pflicht und Leidenschaft: Anne Katharina, Salzsiedergattin aus Schwäbisch Hall, hat nicht damit gerechnet, ihrer Jugendliebe wieder zu begegnen." Die meisten Männer dürften nach diesem kurzen Satz aus dem Kladdentext des Buches "Das Kreidekreuz" eine mögliche Lektüre des Romans von Ulrike Schweikert verwerfen. Zu Unrecht! Denn so schwülstig, wie man vermuten möchte, ist die Liebesgeschichte zwischen Anne Katharina und dem Landsknecht Rugger auch wieder nicht und wird zudem durch die interessante Beschreibung der Bauernkriege wieder aufgewogen. Auch die allmähliche Verbreitung der Lehren Luthers und der Widerstand dagegen von Seiten der alten Eliten ist durchaus gut dargestellt und offenbar von der Autorin entsprechend nachrecherchiert worden. Historische Figuren wie der Reformator Johannes Brenz, der Pfarrer und Chronist Johannes Herolt, der Kanzler der Bauern Wendel Hipler und der Hauptmann der Bauernarmee Georg Metzler sind überzeugend in die Geschichte um die Salzsiedergattin eingeflochten.

Vor allem die Details der damaligen Ereignisse um die Stadt Hall sind sehr eindringlich ausgeführt. Tradition, Alltagsleben und sogar einen gesellschaftlichen Skandal aus der Stadtgeschichte der 30er Jahre des 16. Jahrhunderts hat die Verfasserin gekonnt in Szene gesetzt. Damit die vor allem weiblichen Leser auch ein bißchen was fürs Herz bekommen, gibt es natürlich die Liebesgeschichte der unglücklich verheirateten dreifachen Mutter Anne Katharina, die couragiert und für die damalige Zeit überzeichnet emanzipiert in den Wirren des Krieges für ihre Liebe und ihre Familie eintritt. Anspruchsvollere Unterhaltung! R. Bellano

Ulrike Schweikert: "Das Kreidekreuz", Knaur, München 2004, geb., 636 Seiten, 19,90 Euro