© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 4 vom 29. Januar 2005

Ein deutsches Trauma
Ewiger Generationskonflikt

Immer wieder auftretende Angstattacken, besonders in der Gegenwart des Vaters, veranlaßten Monika Jetter in den 90er Jahren die Spurensuche in ihre Kindheit anzutreten. Ihre Erlebnisse als kleines Mädchen im Nachkriegsberlin, vom Vater gequält und gedrillt, hatte die ehemalige NDR-Moderatorin so gut es ging verdrängt. Doch irgendwann begriff sie, daß sie sich mit allen Lebensstationen ihres Vaters auseinandersetzen mußte. Als Fallschirmspringer war er 1941 über Kreta abgesprungen und gehörte 1943 zu den Truppen, die den internierten "Duce" Mussolini befreiten. Er war außerdem NSDAP-Mitglied und wurde auf der NS-Ordensburg Crössinsee erzogen, wo er für den Krieg "abgerichtet" wurde. Rigoros wurden ihm Gefühle für die Mitmenschen ausgetrieben. Der Vater war schließlich zutiefst erschüttert über den Niedergang des Nationalsozialismus, an dessen Werte er wie so viele seiner Generation geglaubt hatte. Als er aus dem Krieg heimkehrte, versuchte er diese Wertvorstellungen seiner kleinen Tochter zu vermitteln - mit Gewalt, um aus ihr ein "gutes folgsames, ordentliches deutsches Kind" zu machen.

Während dieser Zeitreise durch die Erinnerung entdeckte Monika Jetter jedoch auch positive Dinge wie etwa die Einstellung des Vaters: "Ihr sollt eine gute Schulbildung bekommen, denn die kann euch nie jemand nehmen. Koste es, was es wolle." Der Vater ließ es auch zu, daß seine Tochter Ballettunterricht nehmen konnte. Am Ende ihrer Reise durch ihre Erinnerungen schreibt Monika Jetter in ihrem Buch "Mein Kriegsvater": "Die Suche hat sich gelohnt, denn die Albträume und Ängste sind verflogen."

Entstanden ist eine persönliche Aufarbeitung einer Vater-Tochter-Beziehung, aber auch ein erschütterndes Buch über Abgründe zwischen zwei Generationen. B. Mußfeldt

Monika Jetter: "Mein Kriegsvater - Versuch einer Versöhnung", Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg 2004, 223 Seiten, geb., 16,90 Euro