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29.01.05 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 4 vom 29. Januar 2005

Vaterschaften ... sind auch in der Politik nicht immer leicht zu ermitteln: Wer war der Erzeuger des "Volmer-Erlasses"?
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Vertrauen ist wichtig, ja unerläßlich. In der Nation wie in der Partnerschaft. Hollywood hat uns erst vor wenigen Jahren mit einem Filmidyll das Herz erwärmt, in dem vorgeführt wird, was Vertrauen Großartiges vermag: Der Hauptdarsteller spielt einen kleinen Verkehrspolizisten in einem Kaff im kleinsten US-Bundesstaat Rhode Island. Er vertraut seiner Frau grenzenlos und liebt sie abgöttisch. Der gute Mann ist folglich außer sich vor Freude, als das erste Kind kommt, dem bald weitere Niederkünfte folgen. Dabei trübt es sein Vertrauen in die Treue seiner Gattin auch nicht im Mindesten, daß, obschon er und sie weiße Haut haben, "seine" Kinder allesamt fast so schwarz sind wie ein guter Freund der Familie.

Was hätte er auch tun sollen? Sie bestand darauf, daß die Sprößlinge von ihm stammen. Dem spitzen Hinweis einer Familienrichterin, daß die Kleinen dem Vater aber nicht besonders ähnlich sähen, wäre sie mit dem Versprechen begegnet, die Bälger künftig früher aus der Sonne zu nehmen. Ein heimlicher Vaterschaftstest hätte den trauten Hort glatt zerrissen und, schlimmer: er hätte der Frau den weiteren Lebensweg verbaut, ihr Recht auf freie Entfaltung zunichte gemacht. Eines Tages erkennt sie nämlich, daß die Sache mit den Kindern eigentlich nicht die ihre ist, haut mit dem schwarzen Freund ab und überläßt dem verdatterten Wachtmeister die "gemeinsamen" Gören, der sie artig großzieht.

Den Film hat Justizministerin Zypries offenbar gesehen und sich danach vorgestellt, welch tragischen Verlauf das Leben dieser entschlußfreudigen Frau wohl genommen hätte, wenn ihr Mann sich nicht so vorbildlich verhalten sondern heimlich Sabberproben von den Kleinen ins Labor geschickt hätte. Die Befürworter heimlicher DNS-Proben argumentieren dementgegen, die Gewißheit über die Vaterschaft habe doch auch Vorteile, schaffe immerhin Klarheit, die anders kaum zu gewinnen sei. Ludger Volmer kann ein Lied singen von den Leiden ungeklärter Vaterschaft. Bis heute weiß er nicht genau, wer den Balg namens "Volmer-Erlaß" nun eigentlich gezeugt hat - er oder der Fischer oder gar ganz jemand anderes?

Zunächst war der grüne Ex-Staatsminister voller Stolz auf sein Kind. Ein Beispiel fortschrittlicher Zuwanderungspolitik sei das. Selbst als herauskam, daß jahrelang Menschenhändler ihre Ware über Volmers fortschrittlichen Schleichweg nach Deutschland transferierten, blieb er standhaft. Er würde es wieder so machen, basta. Aber dann passierte das Unglaubliche: Über Nacht schrieb Volmer seine angebliche Schöpfung dem Außenminister zu. Er habe nichts mit dem Erlaß zu tun gehabt. So ein Staatsminister im Außenamt sei nämlich ein politischer Eunuch, gänzlich zeugungsunfähig, was Erlasse angehe, und deshalb auch nicht dafür verantwortlich zu machen.

Da hatte nun auf einmal der Außenminister höchstselbst den Erlaß am Hals und war nicht entzückt - obwohl Volmer äußerst vernünftige Gründe angeben konnte, warum er die Vaterschaft dringend loswerden mußte. Es war auf möglicherweise anrüchigen Wegen, die dem Erlaß folgten, Geld in Taschen geflossen, von denen eine seine war. Fischer wollte trotzdem nicht und hat den Volmer offenbar gebeten, mal kurz die Brille abzunehmen, woraufhin dieser erneut zumindest eine Mitzeugerschaft einräumte, was immer das bedeuten soll.

Der Opposition war das genug. Sie machte den heimlichen Test, der darin bestand, die Zuständigkeiten im Außenamt genau zu untersuchen. Heraus kam: Fischer war's. Hätte Frau Zypries das nicht verhindern können? Die Grünen sind stinksauer und drohen, den Volmer vom Hof zu jagen, den Verräter. Wichtig ist in den Augen der Grünen nämlich nicht, wer der Vater ist, sondern wer es in den Augen der Leute sein sollte. Und da Joschka Fischer im Moment gerade als Wahlkampfstar auf den Brettern steht, kann er keine mißratenen Kinder an seinem Stammbaum gebrauchen, zumal die Union immerzu draufzeigt.

Doch wo soviel Ungemach sich breitet, da naht auch Rettung. Diesmal kam der neue CDU-General Kauder aus den dichten Nebeln der grassierenden NS-Vergleiche geritten und brachte Rot-Grün Erlösung aus der Defensive. Das Antidiskriminierungsgesetz verglich er mit den Zeiten als man die "richtige Rasse" und später die "richtige Klasse" haben mußte, um vorgelassen zu werden. Heute müsse man die "korrekte politische Einstellung haben". Wichtig an Kauders Ritt ist nicht, daß da mal wieder einer irgendwas mit der NS-Zeit verglichen hat. Das tun Exponenten der Linken ständig bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit. Selbst, wer nur irgendwann mal ein bestimmtes Lied mit der ersten statt mit der dritten Strophe angestimmt hat, wird noch Jahre später als Wiederkehr des ultimativ Bösen entlarvt - und keiner schreit auf, daß der Vergleich von Liedersingen und Genozid das Andenken der Opfer besudele.

Nein, erfreulich an dem Kauder-Zitat ist vielmehr, daß nach bisheriger Erfahrung sogleich Unionisten zur Stelle sein werden, die von einer "vielleicht unglücklichen Formulierung", von "Mißverständnis" oder gar einem "nicht statthaften Vergleich" grummeln werden. Dafür werden sie die Medien mit dem Prädikat "unbequemer Querdenker" belohnen und erst dann hat die Regierung einen CDU-Generalsekretär, den unparteiische Journalisten bei jeder Gelegenheit nach seinem "umstrittenen Vergleich" fragen werden. Dann ist der immer gleich einen Kopf kleiner. Und seine getreuen Parteifreunde werden geflissentlich Abstand von ihm halten, bis das Eingangsgemetzel vorüber ist. Sonst kriegt man noch was ab.

Erstaunlich ist, daß die SPD auch den Vergleich mit der DDR hinsichtlich des Antidiskriminierungsgesetzes von sich weist. Man koaliert mit der PDS. Und die 99-Prozent-Resultate bei den Wahlen spiegelten vielleicht nicht die Meinung des Volkes in der DDR wider. Aber konnte man denn sicher sein, daß das Volk auch das Richtige sagt? Die Grünen wollten beim schleswig-holsteinischen Wahlkampf jedenfalls auf Nummer Sicher gehen und ließen in ihrem Programm "15 Menschen" zu Wort kommen, die alle eins gemeinsam haben: sie existieren gar nicht, sondern sind am Mischpult der grünen Gesellschaftsutopie entstanden. Hätten sie nicht echte Menschen nehmen können? Na ja, die haben dann immer so unüberlegte "Meinungen" und außerdem: wo findet man Fünfjährige wie die Grünen-Erfindung Niklas, die sich in geschliffenem Deutsch über die Vorzüge der staatlichen Kinderbetreuung und die Hölle des Familienlebens ausmähren?

 

Wind von vorn   Zeichnung: Götz Wiedenroth


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