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05.02.05 / Ein einziges Bündel Schmerz / Klassiker "Der kleine Quast" 60 Jahre nach Kriegsende wieder aufgelegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 5 vom 05. Februar 2005

Ein einziges Bündel Schmerz
Klassiker "Der kleine Quast" 60 Jahre nach Kriegsende wieder aufgelegt

Kann man wirklich so erwachen? Die Augen öffnen und dabei seinem Tod ins Gesicht sehen? Können Schmerzen so peinigend sein, daß man sie nicht irgendwie und irgendwo spürt, sondern daß man von Kopf bis Fuß ein einziges Bündel Schmerz ist?"

Authentisch schildert Hasso G. Stachow in seinem erstmals in den 80er Jahren veröffentlichten Roman "Der kleine Quast", was sein Romanheld Herbert Quast, Jahrgang 1924, als Jungvolkpimpf, Hitlerjunge, Kriegsfreiwilliger erlebt hat. Hasso G. Stachow selbst 1924 in Stettin geboren, diente als 18jähriger als Soldat in einer Infanterie-Division bei Leningrad, später im Sturm-Bataillon der 18. Armee vor Puschkin und im Kurland-Kessel. Sein maßgeblicher Antikriegsroman "Der kleine Quast" wurde nun 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg vom Verlag Herbig neu herausgegeben.

Die erschreckenden Ereignisse, die der Autor in diesem Buch beschreibt, zeigen die unendliche Fülle an Grausamkeiten, die der Zweite Weltkrieg für die Menschen bereit-hielt.

Zu Beginn eines jeden Kapitels steht wie in einem kurzen Interview eine Frage des Autors, zu der Herbert Quast ein ebenso kurzes Statement abgibt. Es handelt sich um Fragen, die wohl fast jedem Leser, der den Krieg nicht am eigenen Leib erfahren hat, auf der Zunge brennen.

Bei diesem Buch vermittelt der Autor dem Leser das Gefühl, als würde er bei dem Soldaten Quast auf der Schulter sitzen und ihn durch die furchtbare Zeit des Krieges begleiten. Der Leser hockt ebenso verzweifelt wie Quast im Bunker, lauscht dem Lärm der Panzer und Schüsse und nimmt Anteil an der inneren Entwicklung des jungen Mannes, der mit Fortschreiten des Krieges und seiner Grauen plötzlich beginnt, an dessen Sinn und Zweck und schlimmer noch an der Richtigkeit seines eigenen Tuns zu zweifeln.

",Mein Vater war Gewerkschaftler, er war Sozi und er hatte das EK Eins.' Wellmann tippt sich an die Brust: ,Aus dem Ersten Weltkrieg! Aber die Gestapo hat ihn zum Krüppel geschlagen und rote Sau und Verräter zu ihm gesagt.' Dremel nimmt seinen Feldbecher, sagt: ,Ja, Quast, davon hast du nichts gehört auf deiner HJ-Führerschule, was? Du hast noch ne Menge nachzuholen!' ... Quast ist verwirrt. Es ist ihm, als beginne der Boden unter ihm zu schwanken. Nichts ist mehr wie früher. Wer, um Himmels willen, sind denn nun wirklich die Guten, wer die Schlechten?"

Ein Buch, das durch die knallharte Wahrheit, die aus ihm spricht, besticht und gerade jungen Menschen, für die der Krieg lediglich etwas Fremdes, aber nicht wirklich Bedrohliches darstellt, wovon die Großeltern ab und zu erzählen, die Augen öffnet. A. Ney

Hasso G. Stachow: "Der kleine Quast", Herbig Verlag, München 2004, geb. 304 Seiten, 19,90 Euro


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