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12.02.05 / Nirgends Täter?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. Februar 2005

Nirgends Täter?
von Ronald Gläser

Nein, es wäre falsch zu behaupten, daß die Berliner RAF-Ausstellung die Gewaltorgie in den 70ern verherrlichte. Aber die ganze Ausstellung erinnert fatal an den scheußlichen "Witz" von jemandem, der erklärt, er verstehe beim Thema Konzentrationslager keinen Spaß. "Mein Vater ist nämlich auch da gestorben - besoffen vom Wachturm gefallen."

Die RAF-Ausstellung zeigt in der Halle "Die Toten" die Opfer und die Täter nebeneinander. Nicht getrennt nach Opfern und Tätern, sondern zeitlich sortiert. So als seien Jürgen Ponto und Andreas Baader "gleichwertige" Opfer in einem Konflikt, der gottgegeben war. So, als gäbe es in dieser Frage kein Gut und kein Böse, sondern nur Opfer, aber nirgends Täter.

Tatsache ist, daß es an der RAF nichts zu beschönigen gibt. Selbst vom Standpunkt eines Linksextremisten aus nicht. Denn die Baader-Meinhof-Bande hat mit ihren Verbrechen doch fast nichts Politisches zu bewirken versucht. Vielmehr konzentrierte sich die Kamarilla auf Fragen der Beschaffungskriminalität und Befreiungsaktionen. Dafür waren die Folgen das Gegenteil von dem, was die Bande zu bekämpfen vorgab: mehr Polizei, mehr Überwachung, weniger Bürgerrechte, weniger Freiheit.

So eine Ausstellung ist nur denkbar in einem Land, in dem 30jährige in Diskotheken nachts Schni-Schna-Schnappi schmettern und sich 40jährige schamlos mit Kuschelbären als Talisman in Quizshows setzen. Unser Land wird immer kindischer. Die RAF-Ausstellung ist der Gipfel der Trivialisierung und Banalisierung. Es paßt gut zu der DDR-Nostalgie-Welle, die vor Monaten das Land überfallen hat. "Es war ja nicht alles schlecht", versichern sich dann gealterte SED-Genossen und verweisen auf die vielen Kindergärten und die Arbeiterwohlfahrt. "Und außerdem hatten alle Arbeit."

Aber das "funktioniert" natürlich nur bei Linksextremisten und ihren Gewalttaten. Seien es unterdrückerische Regime, seien es - wie im vorliegenden Fall - simple Mordbanden. Mit der RAF-Ausstellung wird der ganze Komplex so lange "verarbeitet", bis selbst Mörder nahezu Opfer werden. Täter und Opfer erscheinen am Ende wie austauschbar und niemand empört sich über die Verharmlosung der Verbrechen.

Das ganze wird dann als "Kunst" bezeichnet und aufwendig erklärt. Obwohl es nicht viel zu erklären gibt. Es waren Verbrecher. Punkt. Früher nannte man so etwas wie die RAF-Ausstellung Etikettenschwindel. Aber da wußte man ja auch noch zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.


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