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19.02.05 / Erziehung ist gefragt / Geld allein wird die Probleme der deutschen Universitäten nicht lösen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Februar 2005

Erziehung ist gefragt
Geld allein wird die Probleme der deutschen Universitäten nicht lösen

Das müßte den Politikern schon seit Jahren zu denken geben: Deutschland ist Weltmeister bei den Studienabbrechern. Am Geld kann es nicht liegen. Denn das Studium kostet hierzulande nichts, vom Lebensunterhalt, den man aber auch außerhalb des Studiums zu bestreiten hat, einmal abgesehen. In anderen Ländern, etwa in den USA, Großbritannien, Japan oder Italien, muß man kräftig Gebühren zahlen für die Vermittlung von Wissen. Und noch ein Faktum müßte den Politikern zu denken geben: Trotz der Gebührenfreiheit gehört die Studienanfängerquote in Deutschland zu den niedrigsten aller Industrieländer, während sie in den teuren Ländern wie Australien und USA ungefähr doppelt so hoch ist wie im Land der Dichter und Denker. Es muß etwas faul sein bei Humboldts Erben.

Der Mangel an Wißbegier und Ausdauer hat vermutlich wenig mit Geld, dafür aber um so mehr mit dem Konzept von Bildung zu tun. In den angelsächsischen Ländern ist dieses Konzept sehr viel weiter gefaßt als im Land der Erfindung des Nürnberger Trichters. Bildung umfaßt dort auch die Persönlichkeit, es gibt keine strikte Trennung von Bildung und Erziehung. Die gab es bei uns früher auch nicht. Aber seit den Zeiten, da Leute wie Joschka Fischer, Rudi Dutschke und Gerhard Schröder emsig Zöpfe und Traditionen abschnitten, ist Erziehung verpönt und Bildung eine Frage des Gusto. Spätestens seit Ende der 60er Jahre ist auch der Zusammenhang zwischen Bildung und ihrer Voraussetzung, der Erziehung oder der Persönlichkeitsbildung, verlorengegangen. Ideologie hat die Herzensbildung ersetzt. Erziehung erschöpft sich ja nicht in formalen Benimmkriterien, sondern ist vor allem, wie Johannes Paul II sagt, "Beschenkung mit Menschlichkeit". Auch diese Festung des Bildungsbürgertums wurde geschleift.

Zur Persönlichkeitsbildung gehören auch harte Verhaltensmuster sich selbst gegenüber. Der liberale Ökonom Gary Becker, der den Nobelpreis bekam, weil er die Bedeutung des Humankapitals für die Wirtschaft erkannte und beschrieb, und Andreas Schleicher, der Kopf der Pisa-Studie, haben dem Autor in einem Doppelinterview einmal auf die Frage, welche Eigenschaft die Wirtschaft am meisten braucht, die nur in der Familie erworben werden könne, unisono gesagt: Ausdauer. Kein Wissen kann diese Eigenschaft ersetzen. Aber kein Studium kommt ohne diese Eigenschaft aus.

Geld wird die Probleme der deutschen Universitäten nicht lösen. Die Lösung liegt tiefer, sie liegt in der Erziehung. Vor allem in der liebevollen Erziehung der ersten Jahre. Dafür aber hat ein ideologiebefrachtetes politisches Personal kein Auge. Das zeigt schon die klammheimliche Freude über die Verunglimpfung des Begriffs Humankapital. Nur: Sieht man in der Opposition diese Zusammenhänge? F. Salzmacher

 Deutschland hat die meisten Studienabbrecher - außerdem zählt die Studienanfängerquote in Deutschland trotz der Gebührenfreiheit zu den niedrigsten aller Industrieländer. Foto: TU-Chemnitz


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