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19.02.05 / Meisterhaft und unmittelbar / Ausstellung mit Werken

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Februar 2005

Meisterhaft und unmittelbar
Ausstellung mit Werken von Max Liebermann in Erfurt und eine neue CD

Vor wenigen Wochen schloß in der Alten Nationalgalerie zu Berlin eine Ausstellung ihre Pforten, die das Herz eines jeden Gartenfreundes, aber auch eines jeden Kunstliebhabers höher schlagen ließ. Max Liebermann hatte mit Pastellen und Ölgemälden in seinen Garten am Wannsee geladen und auch Einblicke in sein Familienleben gegeben. Der Wannseegarten war zweifellos ein besonderer Höhepunkt im Spätwerk des Malers, dessen 70. Todestages wir am 8. Februar gedachten. 1909 hatte Liebermann ein 6.730 Quadratmeter großes Doppelgrundstück am Großen Wannsee 42 erworben. Der Architekt Paul Baumgarten (1873-1953) schuf nach den Vorstellungen des Meisters eine geräumige Villa. An der Ausgestaltung des Gartens war kein Geringerer als Alfred Lichtwark (1852-1914), Direktor der Hamburger Kunsthalle, Freund des Malers und ein Anhänger der Gartenreformbewegung, maßgeblich mit beteiligt. Die Ausführung lag bei Albert Brodersen.

Wie sehr sich Lichtwark um die Gestaltung des Gartens, der übrigens mit der Villa bis Ende des Jahres restauriert und rekonstruiert sein soll, bemühte, geht aus der etwa 470 Briefe umfassenden Korrespondenz zwischen ihm und Liebermann hervor. Eine Auswahl lesen Niels-Peter Rudolph und Wolfgang Immenhausen jetzt auf einer CD (80 Minuten, Solo Verlag für Hörbücher / Eichborn Vertrieb, 16,90 Euro) unter dem Titel "... mein Garten lechzt nach Ihnen". Ein wundervolles Hörvergnügen, das viele der Wannseebilder vor dem geistigen Auge erstehen läßt und Lust macht auf mehr Bilder von Max Liebermann.

Dazu hat man noch bis zum 28. März im Angermuseum Erfurt Gelegenheit. Dort ist eine zuvor im Saarlandmuseum Saarbrücken gezeigte Ausstellung zu sehen, die Arbeiten auf Papier von Liebermann präsentiert. "Zeichnen heißt weglassen" ist der Titel der Ausstellung wie auch des im Verlag Hatje Cantz erschienenen Begleitbandes (172 Seiten, 107 farbige Abb., Leinen mit farbigem Schutzumschlag, 35 Euro), der neben informativen Texten über die Kunst des Berliners vor allem auch Abbildungen der ausgestellten Werke enthält. Vielen Motiven begegnet man dort, die man in der Ausstellung mit den Wannseebildern, allerdings in Öl gemalt, schon gesehen hat, etwa Liebermanns Enkelin Maria, die gemeinsam mit ihrer Kinderfrau ein Buch studiert. Liebermann sah in der Zeichnung "die Grundlage aller bildenden Kunst". Sie führe bis ins Innerste einer Künstlerpersönlichkeit. Auch könne man in der Zeichnung die Phantasie des Künstlers vom ersten Augenblick an verfolgen, zeige sie sich doch deutlicher als im vollendeten Bild. Neben Druckgraphik sind Beispiele aus dem Werk Max Liebermanns zu sehen, die er mit Bleistift, Kohle, Kreide und Pastell gearbeitet hat, meisterhaft und unmittelbar. Silke Osman

Max Liebermann: Wärterin mit Kind (Liebermanns Enkelin Maria), um 1920 Foto: Katalog


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