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19.02.05 / Klein aber fein / Im Café Luitpold trifft man sich noch heute

© Preußische Allgemeine Zeitung / 19. Februar 2005

Klein aber fein
Im Café Luitpold trifft man sich noch heute

Wo sich der 1865 bei Danzig geborene Schriftsteller Max Halbe (gestorben 1944 auf Gut Neuötting / Oberbayern) in München heftig Redeschlachten mit dem Dramatiker Frank Wedekind lieferte, polemisierte und kräftig dem Alkohol zusprach, wurde ein kleines, aber feines Museum eröffnet. Das Münchner Cafe Luitpold, benannt nach dem einstigen Prinzregenten, war ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 30er Jahre das "literarische Hauptquartier" von Autoren der politisch-satirischen Wochenschrift Simplizissimus und Caféhaus für Ludwig Ganghofer, Stefan George, Detlev von Liliencron und Hans Carossa.

Legendär sind die Vortrags- und Rezitationsabende der literarischen Vereinigung "Orion", die künstlerische Freiheit auf ihr Banner geschrieben hatte und zu der unter anderen Gerhart Hauptmann, Hermann Sudermann und Otto J. Bierbaum gehörten. Mit von der Partie waren, wie es in einer Begleitschrift zur Eröffnung der Privatsammlung des heutigen Pächters Paul Buchner heißt, die Zeichner und Karikaturisten Eduard Thörry, Meister Gulbransson und als Texter Ludwig Thoma.

Die Sammlungen im ersten Stock des Cafés werden in einem glänzenden architektonischen Wurf präsentiert. Auf kleinster Fläche sind mehr als 100 Exponate zu besichtigen: Skulpturen, Medaillen, Briefmarken und Photos aus der Zeit des Prinzregenten Luitpold (1886-1912), Stücke alter Caféhauskultur von der Kaffeemaschine, Gedecken, Bestecken bis zu Menue- und Festkommerseinladungen. Zu hören ist alte Caféhausmusik. Ein Fenster gewährt den Blick auf die Zuckerbäcker und Konditoren. Ist das Fenster geschlossen, laufen dort Kurzfilme über die Herstellung der Café-Luitpold-Spezialitäten.

Der 1942 von Bomben zerstörte Luitpoldblock umfaßte einst Säle mit insgesamt 2.000 Plätzen. Hans Carossa schrieb dazu in "Das Jahr der schönen Täuschungen": "Bald umfing mich der Kaffeepalast mit seinen Prachträumen, darin sich die Schritte von selber verlangsamten. Alles war hier danach angetan, dem Neuling vorzuspiegeln, er habe ein Heiligtum betreten. In gläsernen Lilien glühten Fäden elektrischen Lichts, das leuchtete weiter in schwarzen Marmorsäulen." Frank Wedekind spricht in seinem Schauspiel "Der Marquis von Keith" von einem "Feenpalast".

Geöffnet ist das Café Luitpold täglich von 10 bis 19 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geschlossen. Führungen dienstags 11 Uhr. Norbert Matern


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