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26.02.05 / Konservative Bekenntnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. Februar 2005

Gedanken zur Zeit:
Konservative Bekenntnisse
von Wilfried Böhm

Deutschland steckt derzeit in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise, deren Ende nicht abzusehen ist. Fast 50 Prozent des erwirtschafteten Volkseinkommens geht durch die Hände des Staates, was bedeutet, daß jeder Bürger knapp die Hälfte des Jahres für die Leistungen des Staates arbeiten muß. Ein solcher Staat lebt auf Kosten der folgenden Generationen, der Kinder, Enkel und Urenkel, und, das bei dem schlimmen Zustand der Familien, die mit Scheidungsrekorden und Degeneration zum Single-Dasein aufwarten.

Deutschland wurde trotz dieser sich immer mehr abzeichnenden inneren Entwicklung über Jahrzehnte als Motor der Europäischen Union ausgenutzt und ist nach wie vor deren wichtigster Finanzier, obwohl es mit dieser Aufgabe mittlerweile überfordert ist. EU-Netto-Empfänger, an der Spitze Spanien, machten und machen sich über viele Jahre ein schönes Leben auf Kosten der deutschen Steuerzahler. Obwohl der sogenannte Stabilitätspakt von Deutschland seit drei Jahren nicht mehr eingehalten werden kann, soll nunmehr mit zusätzlichen finanziellen Leistungen Deutschlands an die EU-Kasse verhindert werden, daß die immensen Strafzahlungen für diese Verstöße gegen den Pakt fällig werden. Wer erinnert sich schon noch daran, daß dieser Pakt ursprünglich der Trick war, mit dem Kohl und Waigel den Deutschen den Verlust ihrer starken D-Mark schmackhaft zu machen versuchten.

Infolge dieser wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ist das Vertrauen der Bürger in die Politik zusammengebrochen. Das gilt auch für den Bereich der Bildungspolitik, denn obwohl alle Politiker vom Bundespräsidenten bis zu den fast 2.000 Landtagsabgeordneten nicht müde werden, die Bildung als Schlüssel zur Zukunft und das wichtigste Kapital zu bezeichnen, verheddern sie sich immer wieder im Gestrüpp des Föderalismus.

Der konservative Philosoph Günter Rohrmoser hat unlängst mit seinem neuen Buch "Kulturrevolution oder Niedergang?! Sozialstaat - Bildung - Kultur" (Gesellschaft für Kulturwissenschaft, Bietigheim / Baden, 2005) überzeugend darauf hingewiesen, daß die Tiefendimension aller gesellschaftlichen und politischen Prozesse die Kultur ist. Das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel veröffentlichte einen 40 Seiten starken Bericht "Gewalt in der Schule" und verwies darin auf das Beispiel des französischen Staatspräsidenten Mitterand, der vor einigen Jahren mit Blick auf die Verwahrlosung in den französischen Schulen eine Schul-reform durchgesetzt habe. Mitterand habe die Wiederherstellung der Autorität des Lehrers ebenso verlangt, wie die Durchsetzung von Ordnung und Disziplin. Man müsse begreifen, daß Lernen auch Arbeit bedeute. In Deutschland, so Rohrmoser, würden solche Forderungen einen aufgeregten Sonderparteitag der Grünen herbeiführen, der Zeter und Mordio schreie über "Rückfall in autoritär-repressive Zeiten" und die Verwandlung der Schulen in eine "antidemokratische Anstalt". Die sogenannte "Kulturrevolution der 68er" habe keinen Fortschritt der Demokratisierung Deutschlands gebracht, sondern führe mehr und mehr zum Zweifel an der Demokratie selbst. Ihre Hintergrundphilosophie von Marcuse bis Habermas habe in die Irre geführt. Der seit den letzten 30 Jahren herrschende Zeitgeist sei zu einem Zeitgeistdogma mit verheerenden Folgen geworden. "Kultur" aber heiße im Grunde genommen "Lebensweise". Darum sei jeder Mensch ein ethisches Wesen. Ohne Ethik sei kein Mensch, am wenigsten in unserer modernen Massengesellschaft, überlebensfähig.

Deutschland sei ein postchristliches, sich immer mehr entchristlichendes Land. Globalisierung bedeute unter diesem Gesichtspunkt nicht nur, daß wir wirtschaftlich mit allen anderen Systemen der Welt konkurrieren, "sondern es konkurrieren die Systeme selbst, kulturell, religiös, geistig, ökonomisch und politisch. Wir sind nicht mehr in der Lage, uns die Gesellschaft auszusuchen, die wir gerne möchten, sondern wir werden gezwungen, die Gesellschaftsform zu entwickeln, mit der die Chance verbunden ist, in dem weltweiten globalisierten Wettbewerb mit- und durchzuhalten."

Ein Blick nach Amerika zeige, daß dort auf den Werten Religion, Nation, Familie und ein zur Selbstbehauptung mächtiges Amerika eine geistige Revolution mit fast fundamentalistischen Zügen stattfinde.

Die politische Klasse Europas reagiere entsetzt, richte sich doch die amerikanische Entwicklung gegen den Gesamttrend, der sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa durchzusetzen beginne.

Der Fall Buttiglione habe klar gemacht, daß ein Katholik, der die bald tausend Jahre in der katholischen Kirche selbstverständlichen Thesen lebe und vertrete, deswegen für das Amt eines Kommissars "ungeeignet sei", weil diese Auffassungen nicht dem Lebensmodell des SPD-Abgeordneten Schulz entsprechen, von dem dieser möchte, daß es sich in Europa durchsetze. So werde tausendjährige europäische Kultur an den Rand gedrängt, andererseits aber der bevölkerungsreichste islamische Staat in die EU hereingelassen.

Rohrmosers konservative Bekenntnisse sind ein wichtiger Beitrag zur Diskussion um die Zukunft Europas.


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