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26.02.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. Februar 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

die Vergangenheit ist nicht vergessen, sie ist noch nicht einmal vergangen! Und wie lebendig sie ist, konnte ich wieder einmal feststellen, als mich ein Anruf erreichte, der wirklich aus der Vergangenheit kam. Denn es war eine Mitschülerin, die sich am Telefon meldete, mit der ich vor 80 Jahren in Königsberg die Schulbank gedrückt hatte und die mir sogar sagen konnte, auf welcher Bank ich damals gesessen hatte. Wie ich mich gefreut habe, können Sie sich wohl vorstellen. Wir haben so plachandert, als hätten wir gerade einmal Pause! Und dabei erinnerte sich Else an ihre Einsegnung in der Friedenskirche in der Königsberger Königstraße. Am selben Tag erhielt ich einen Brief von der Tochter des Pfarrers Ernst Czygan, der Else konfirmiert hat, und in dem Schreiben erinnerte sich nun Ingeborg Pottkin geborene Czygan an die Familie Baltrusch in Rossitten, bei der ihre Familie wie die meine während der Sommerferien wohnte. Und zur gleichen Zeit kam ein Suchschreiben von Erwin Reichert aus Bremen, der mir den Brief eines Namensvetters aus Amerika übermittelte. Dieser möchte gerne mit Verwandten in Verbindung treten, dabei fiel auch der Name Reichert in Zusammenhang mit Rossitten. Nun war einmal der Gerhard Reichert aus dem "Gasthof zur Linde" mein Jugendfreund, der leider schon früh fiel. Fast wurde ich von all den Erinnerungen überrollt ...

Es genügt ja manchmal nur ein Wort, und die Vergangenheit ist wieder da! So wie für Eva Maria Scharley der Name "Schultitten". Denn in dem im Kreis Pr. Eylau gelegenen Ort, der 1938 in Schrombehnen eingemeindet wurde, war ihre Großmutter Maria Krause geborene Brieskorn 1880 geboren und lebte dort bis 1944/45. Frau Scharley - damals Eva Maria Krause - wohnte mit ihren Eltern in Königsberg. Sie sah die Großmutter zum letzten Mal im Dezember 1944 auf dem Königsberger Hauptbahnhof. Die Familie war ausgebombt, und die Elfjährige fuhr mit ihrer Mutter in den Kreis Labiau, die Großmutter aber zurück nach Schrombehnen, der Bahnstation von Schultitten. Von da an hat die Familie nie etwas von der Großmutter gehört. Ist sie in ihrer Heimat geblieben, konnte sie fliehen, wann und wo ist sie gestorben? Vielleicht weiß noch jemand aus Schultitten / Schrombehnen etwas über das Schicksal von Maria Krause, die Enkelin würde sich sehr freuen. (Eva Maria Scharley, Wessenbergstraße 12 in 78462 Konstanz, Telefon 0 75 31 / 91 97 21.)

Für Marga Stahlschmidt ist es ein Kanon, der die Vergangenheit lebendig werden läßt. "Dona nobis pacem" - wenn diese Bitte im Frieden gesungen wird, steigt für die in Königsberg Geborene wieder das russische Gefangenenlager in Posen auf, in dem sie 1945 mit vielen Leidensgefährten interniert war. Marga - damals Goerke - war in der Baracke I untergebracht, die von zwei Rußlanddeutschen, Eva und Olga, geleitet wurde. Frau Stahlschmidt erinnert sich: "Nachdem man sich - mehr oder weniger - in die Aussichtslosigkeit des Lagerlebens geschickt hatte, bildete sich eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten. Eine Musikstudentin sammelte abends einige Frauen und Mädchen, die das Singen noch nicht verlernt hatten, um sich und übte einige Lieder mit ihnen ein. Ein unvergeßliches Bild. In die Dunkelheit hinein erklang es: Gib uns Frieden!, zog über die vielen Baracken hinweg, wo die Gefangenen hinter Stacheldraht saßen." Das ist die Erinnerung, die noch nicht ausgelöscht ist. Frau Stahlschmidt hat einmal an den ZDF-Moderator Dieter Thomas Heck geschrieben mit der Bitte, dieses Lied in seiner Sendung "Melodie für Millionen" zu bringen, bekam auch einen netten Antwortbrief, aber ihr Wunsch wurde leider bis heute nicht berücksichtigt. Den Kanon können wir hier auch nicht bringen, aber ihren Wunsch, der sich an ehemalige Lagerkameradinnen richtet, sich bei ihr zu melden. Es war ein sehr großes Lager, das auf einem ehemaligen Ausstellungsgelände errichtet war. Marga Goerke hat damals ihre Mitgefangenen zum Frühsport animiert. (Marga Stahlschmidt, Nordstraße 13 a in 57258 Freudenberg, Telefon 0 27 34 / 79 54.)

Ein Hoffnungsfunken, auch nach 60 Jahren etwas über das Schicksal eines Angehörigen zu erfahren, ist noch immer am Glimmen, das besagen die vielen Suchfragen. Manchmal entfacht bereits die Veröffentlichung des Wunsches ein kleines Hoffnungsfeuer. Unser Landsmann Winfried Brandes hat da auch schon den Blasebalg betätigt, denn er konnte Ingo Landsmann aus Münster, der nach seinem in der Sturmboot-Kompanie 902 am Dnjepr eingesetzten Onkel forscht, helfen. Ihm selber ist es aber bislang nicht gelungen, das Schicksal seines vermißten Vaters zu klären trotz aller nur möglichen Versuche. Sein Hoffnungsfunken: die Ostpreußische Familie! Inspektor Fritz Brandes, * 1. August 1909 auf Gut Koppeln, Kreis Pr. Holland war Verwalter des Gutes Köllmen, Kreis Mohrungen und stand in den Diensten seiner Durchlaucht Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten. Als Unteroffizier der Reserve trat er im Juli 1944 im Grenadier Ersatz Bataillon 2, Allenstein, eine Wehrübung an. Am 11. September 1944 wurde auf dem Truppenübungsplatz Stablack das Grenadier-Regiment 913 aufgestellt, das der 349. Volksgrenadier Division unterstellt war. Fritz Brandes wurde in die 6. Kompanie des Regiments versetzt. Der Verband kam bald in den Einsatzraum Schloßberg. Ab Mitte Oktober verlief der Gefechtsstreifen im Raum Sodargen, zwölf Kilometer östlich von Schloßberg. Der massive sowjetische Angriff zersprengte die Regimentsteile. Von da an wird Unteroffizier Brandes vermißt, als Datum gilt der 23. Oktober 1944. Nun die Frage: Gibt es noch Überlebende der genannten Truppenteile oder Zivilpersonen als Zeugen, die diese Gefechte miterlebt haben und über das Schicksal der 6. Kompanie - und über das von Fritz Brandes - Auskunft geben könnten? (Winfried Brandes, Libellenring 10 in 24955 Harrislee, Telefon / Fax 04 61 / 7 48 16.)

"Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen Kriegskameraden, der sich an meinen Großonkel Ernst Buchholz erinnert", fragt Katharina Koch, die "zwar kein Ostpreuße, sondern bloß ein halber Pommer" ist, aber doch auf unsere Ostpreußische Familie setzt. Ihr Großonkel wäre heute fast 94 Jahre alt, dürfte wohl nicht mehr leben, aber ist in allen Familiengeschichten eine feste Größe und ein sehr außergewöhnlicher Mensch gewesen. "Ich würde gerne etwas über sein Schicksal herausfinden, denn es sind ja auch meine Wurzeln," schreibt Frau Koch, die sehr genaue Angaben zur Person des Gesuchten machen kann. Ernst Fritz Paul Franz Buchholz, * 18. September 1911 in Millienhagen bei Stralsund, absolvierte in der Ostseestadt nach dem Abitur eine Banklehre, leistete seinen Wehrdienst in Rostock ab und blieb beim Militär. Den Oberfeldwebel bei der Flak soll es gegen Kriegsende hinter den Ural verschlagen haben, wo er 1945 in einem Feldlazarett verhungert sein soll. Aber 1947 erhielt seine Schwester Liselotte von ihm einen Brief, der auch das Datum desselben Jahres trug und aus dem hervorging, daß er sich nicht weit von seinem Geburtsort aufhielt. Er bat in dem Brief seine Familie inständig, nach dem Westen zu fliehen und nicht auf ihn zu warten. Das war sein letztes Lebenszeichen. Die Familie: Sein Vater Johann Ch. Th. Buchholz, * 1868, starb bereits 1914 noch vor der Geburt seines jüngsten Kindes. Die Mutter, Frieda Buchholz geborene Facklam, zog allein ihre fünf Kinder groß. Auguste (verheiratet mit Hermann Gültzow, Großmutter von Frau Koch), Willi, Hans, Ernst und Liselotte. Letztere hat bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren noch auf dem elterlichen Hof in Millienhagen gewohnt. Ihr Bruder Ernst hätte, wäre er leben geblieben, somit eine feste Anschrift gehabt. Er muß also irgendwann, irgendwo verstorben sein. Bleibt also die Frage: War jemand in den letzten Kriegstagen oder in den Jahren danach mit Ernst Buchholz zusammen und kann Hinweise auf sein Schicksal geben? Frau Koch würde sich über jede Auskunft freuen. (Katharina Koch, Waltershäuser Straße 17 in 99867 Gotha, Telefon 0 36 21 / 73 52 47.)

"Da ich an einem Stammbaum der Familie Schorowski arbeite, bin ich an allen Informationen zu dieser Familie interessiert," mailte uns Ilva Schorowski von der Insel Föhr. Aber da es wohl nicht wenige Träger dieses Namens allein in Ostpreußen gab, mußten wir schon nachfassen, um den engeren Familienkreis einzugrenzen. Und das kam dann dabei heraus: Die betreffende Familie Schorowski ist in Fleming, Kreis Rößel beheimatet. Die ältesten Angaben beziehen sich auf die Urgroßeltern der Schreiberin, Valentin Schorowski und Johanna geborene Kretschmann, Heirat 1895 in Fleming. Ihr Sohn Hugo Schorowski heiratete am 14. Mai 1934 in Noßberg die 1908 geborene Appolonia Sommer. Deren Eltern waren Johann Sommer, * 1867 in Groß-Klausitten, und Appolonia geborene Laskowski, * 1868 in Sperlings, Kreis Heilsberg, Heirat 1902 in Heilsberg. - Soweit die Angaben von Ilva Schorowski. Wer kann zu dieser Familie etwas sagen, vor allem zu weiteren Vorfahren und Verwandten? Besaßen die Schorowskis ein eigenes Wappen, wie die Fragestellerin vermutet? (Ilva Schorowski, Bohnackerum 2 in 25938 Midlum / Föhr, E-Mail: ferienhaus.schorowski@freenet.de .)

Ach ja, noch einmal zu unserm Landsmann Otto E. Reichert in den USA. Die Familie stammt aus dem Kreis Labiau und gehörte der Baptistengemeinde in Mehlauken (Liebenfelde) an. Sein Vater wurde in Domharthenen geboren. Die Familie kann ihre Ahnenlinie bis auf den Ururgroßvater Johann Gottlieb Reichert, * 1792 in Johndorf, Kreis Elchniederung verfolgen. Otto Reichert erinnert sich auch an die Reicherts in Rossitten. Er würde sich sicherlich freuen, wenn er von Verwandten oder Namensvettern Post bekäme und mehr über die ostpreußischen Reicherts erführe. Der 1954 nach Amerika ausgewanderte Otto Reichert hat seine Biographie geschrieben, die in deutscher wie in englischer Sprache erschien. (Otto Reichert, 1005 State Creek Rd, Wilder Ville, OR 97543-9097, U.S.A.)

"Ich weiß nicht, ob Sie noch die Ostpreußische Familie führen?" schreibt Georg Cziborr aus Kanada. Aber ja, lieber Landsmann, und wie!!! (Ich muß tatsächlich drei Ausrufungszeichen machen, denn im Augenblick bekomme ich soviel Anfragen, daß ich sie kaum in vertretbarer Zeit bearbeiten oder beantworten kann, deshalb bitte ich alle Einsender um Geduld!) Zum Glück ist sein Suchwunsch nur kurz und braucht auch nicht nachgefragt zu werden: "Ich, Georg Cziborr aus Königsberg, Neuer Graben 12, würde gerne von Freunden und Bekannten hören. Auch von Mitschülern der dritten Klasse (1943/44) des Gymnasiums in der Domschule". (Georg Cziborr, 11823 - 10 Ave. Edmonton, Alberta, T6J 7A6, Canada.)

Noch kürzer: Christian Gezork wünscht Informationen über die Heimatstadt seines Vaters, Lyck, wo dieser, Guenter Gezork, am 26. Januar 1935 als Sohn des Kraftwagenfahrers Kurt Guenter Gezork geboren wurde. Die Familie wohnte in der Bismarckstraße 21. Wer kannte die Familie, wer wohnte auch in dieser Straße? (Christian Gezork, Börsenstraße 72 a in 42657 Solingen. Telefon 02 12 / 8 72 35, E-Mail: cgezork@aol.com .)

Eure Ruth Geede

 

Ernst Buchholz: Wer in den letzten Kriegstagen oder in den Jahren danach mit ihm zusammen war und Hinweise auf sein Schicksal geben kann, wende sich an Katharina Koch, Waltershäuser Straße 17 in 99867 Gotha, Telefon (0 36 21) 73 52 47. Foto: Koch


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