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26.02.05 / Irrglaube / Inquisitor glaubt nicht an Hexen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. Februar 2005

Irrglaube
Inquisitor glaubt nicht an Hexen

Die Stimmen mehrerer, zahlreicher Männer, die sich schreiend verständigten, dazu das dumpfe Dröhnen von schnell dahingaloppierenden Pferden. Und in der Ferne glaubte Tobias, einige Schatten zu erkennen, die sich auf ihn zu bewegten. Abermals ergriff eine namenlose Furcht von ihm Besitz. Hastig führte er das Tier am Zügel in den Schutz einiger Büsche, die am Flußufer wuchsen ... Die Stimmen und Pferde kamen immer näher. Es waren Reiter, Reiter in dunklen Kleidern, Mänteln, die wie schwarze Flügel hinter ihnen herflatterten ... Etwas ... Unheimliches ging von ihnen aus ... Sie schienen etwas zu jagen. Als Pater Tobias dann sah, auf was sie Jagd machten, hätte er um ein Haar gellend aufgeschrien. Es war ein Mensch."

Eines Tages wird Pater Tobias, der das einflußreiche Amt eines Inquisitors bekleidet und jedoch nicht wirklich an Hexerei und Zauberei glaubt, von den Einwohnern eines Dorfes namens Buchenfeld gerufen. Eine Hexe treibe dort ihr Unwesen und ihr müsse der Prozeß gemacht werden. Tobias geht zunächst sachlich und aufgeklärt an die Sache heran, ist sich sicher, daß es sich wie meistens nur um eine Anschuldigung aus Neid, Rache oder Dummheit handele. Als er jedoch in die Augen der als Hexe bezichtigten, angeketteten, verwahrlosten Gestalt blickt, überkommt ihn eine Welle von Erinnerungen an seine Kindheit. Von diesem Moment an steht für ihn fest, daß er die junge Frau, unabhängig von der Beweislage, niemals der Hexerei schuldig sprechen wird.

Ein spannender, nun endlich als Taschenbuch erschienener historischer Roman, der durch die bildhaften Beschreibungen Wolfgang Hohlbeins die Phantasie des Lesers beflügelt. Der bekannte Fantasy-Autor hat mit "Der Inquisitor" einen gruseligen, Gänsehaut erregenden Roman geschaffen, der den Leser auf eine Reise ins finsterste Mittelalter, voll Irr- und Aberglauben führt, in dem die Beschuldigung, eine Hexe oder ein Hexer zu sein, für den Beschuldigten nicht selten den Tod auf dem Scheiterhaufen bedeutete. A. Ney

Wolfgang Hohlbein: "Der Inquisitor", Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, Historischer Roman, Taschenb., 461 Seiten, 7,90 Euro


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