19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.03.05 / Positive Sicht / Werke

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. März 2005

Positive Sicht
Werke von Ivo Hauptmann in Düsseldorf

Agnetendorf, Schreiberhau, das Haus Wiesenstein, wo sein berühmter Vater, der Dramatiker Gerhart Hauptmann, lebte, sind auf den Bildern von Ivo Hauptmann zu sehen, Motive aus dem Riesengebirge, Landschaften aus Schlesien. Eine Ausstellung im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus präsentiert bis zum 10. Mai Werke des Malers, die von seiner Enkelin und Nachlaßverwalterin Harriet Hauptmann ausgewählt und zur Verfügung gestellt wurden. Über ihren Großvater schreibt Harriet Hauptmann:

Ivo Hauptmann wird 1886 in Erkner bei Berlin geboren. Von Kindheit an malt und zeichnet er. Rasch erkennen seine Eltern, der Dramatiker Gerhart Hauptmann und seine Trau Marie, das Talent des Kindes. Als 14jähriger malt Ivo Hauptmann ein Selbstporträt, das den Vater endgültig davon überzeugt, dem Sohn eine Ausbildung als Maler zu ermöglichen. Das kleine Pastellbild hängt lebenslang im Arbeitszimmer Gerhart Hauptmanns.

Nach der Primareife schickt der Vater ihn nach Paris zu einem "Schnupperkurs" an die Academie Julian. Freunde des Vaters, Harry Graf Kessler und Ludwig v. Hofmann, begleiten Ivo zu Besuchen in die Ateliers von Bonnard, Vuillard, Denis und Maillol. 1903 / 04 studiert Ivo bei Lovis Corinth in Berlin an der Kunstschule Lewin-Funcke. Gleichzeitig bewirbt er sich um Aufnahme an die Kunstschule in Weimar. Hier studiert er vier Jahre bei Ludwig v. Hofmann. Er lernt Hans Arp kennen. Die beiden teilen sich ein Atelier und werden lebenslange Freunde. Im Weimarer Kreis um Kessler befreundet sich Ivo Hauptmann mit Henry van de Velde, Rysselberghe, Edvard Munch und nicht zuletzt mit Erica v. Scheel, seiner späteren Ehefrau. Nach Abschluß seines Studiums in Weimar geht Ivo Hauptmann wieder nach Paris an die Academie Ranson, wo er bei Bonnard, Denis, Serusier und de la Fresnaye lernt.

Bis 1912 lebt Hauptmann als freier Maler in Paris. Hier lernt er Paul Signac kennen, dessen Malerei er intensiv studiert und nach dessen Theorien er lange Zeit arbeitet. Ivo Hauptmann wohnt in Paris im Palais Biron zusammen mit Erica v. Scheel, Rainer Maria Rilke und dem Bildhauer Rodin. 1911 wird Ivo Hauptmann Mitglied der Societé des Indépendents und stellt in dem selben Jahr seine pointillistische "Schlafende" zusammen mit Gemälden von Signac und Groß aus.

Während seines Aufenthaltes in Frankreich unternimmt Hauptmann Studienreisen nach Dänemark, Holland und immer wieder ins Riesengebirge zum Vater, 1907 eine Griechenlandreise zusammen mit ihm. Gerhart Hauptmann, der die künstlerische Entwicklung seines Sohnes wohlwollend unterstützt, lädt den Sohn in seine jeweiligen Wohnorte. Arbeiten in Italien (Santa Margherita, Rapallo), an der Ostsee (Insel Hiddensee und Rügen), Nordsee (Hamburg und Insel Sylt), im Riesengebirge, aber auch in Dresden, dem Wohnort der Mutter, entstehen so mit Unterstützung des Vaters. 1912 heiraten Erica v. Scheel und Ivo Hauptmann, verlassen Paris und gehen nach Hamburg. Ivo Hauptmann kennt die Stadt seit Kindertagen und ist besonders fasziniert von dem Farbenspiel des Wassers und malt mit Vorliebe an der Elbe sowie der Ost- und Nordsee. Im Ersten Weltkrieg wird Ivo zum Militärdienst eingezogen. Nach seiner Rückkehr beschließt die junge Familie, nach Dresden überzusiedeln. Ivo Hauptmann wird Mitglied in der Dresdner Sezession und malt großformatige expressive Landschaftsdarstellungen.

Anfang der 30er Jahre bietet Otto Blumenfeld Ivo Hauptmann an, in seiner Kohlenfirma zu arbeiten. Um die Existenz zu sichern, nimmt er das Angebot an und die Familie übersiedelt 1935 nach Hamburg. Ivo Hauptmann bezeichnet sich nun selber als "der einzige malende Kohlenhändler Hamburgs". 1928 tritt er der "Hamburgischen Secession" bei und ist 1933 deren Zweiter Vorsitzender, als diese sich selbst auflöst, um der geforderten Ausweisung ihrer jüdischen Mitglieder zu entgehen. In der Zeit des Nationalsozialismus zieht sich die Familie zurück. Ivo Hauptmann beteiligt sich nur an kleineren Ausstellungen in Hamburger Galerien.

1946 stirbt Gerhart Hauptmann in Agnetendorf. Ivo hat seinen Vater 1942 zum letzten Male besucht. 1946 wird die "Hamburgische Secession" mit Ivo Hauptmann als Vorsitzendem neu gegründet. Aber die lose Künstlergemeinschaft der 20er Jahre läßt sich nicht mehr revitalisieren und löst sich wenige Jahre später endgültig auf.

In den 50er Jahren findet Ivo Hauptmann seinen ganz eigenen Malstil, der geprägt ist von der Vereinfachung der Form, der Leichtigkeit der Farben. Es entstehen Bilder, die eine positive Weltsicht vermitteln. 1973 verleiht ihm der Senat Hamburgs die Ehrenprofessur. Wenige Monate später stirbt er 87jährig. Harriet Hauptmann

Ivo Hauptmann: Der Maler im Atelier Foto: privat


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren