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12.03.05 / Der Mann mit den vielen Begabungen / Ein neues Buch über E.T.A. Hoffmann zeigt die Verästelungen in seinem reichen Werk

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

Der Mann mit den vielen Begabungen
Ein neues Buch über E.T.A. Hoffmann zeigt die Verästelungen in seinem reichen Werk

Daß es zuweilen etwas exentrisch in meinem Gehirnkasten zugeht, darüber freue ich mich eben nicht beim Besinnen - dies exentrische setzt mich offenbar herunter in den Augen aller, die um mich sind", schrieb Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann an seinen Freund Theodor Gottlieb von Hippel. Gewiß, exentrisch war dieser Mann mit den vielen Begabungen, dieser Komponist, der aus Verehrung für Mozart seinen dritten Vornamen in Amadeus abwandelte, der jedoch nur ein großes Werk, die Oper "Undine", hinterließ. Dieser seltsame Jurist, der um alles in der Welt ein bedeutender Komponist werden wollte, der hingegen als Schriftsteller schon zu Lebzeiten einen unendlich großen Leserkreis begeisterte.

Selbst heute, 183 Jahre nach seinem Tod, ist E.T.A. Hoffmann noch ein gern gelesener, vor allem aber auch zu erforschender Dichter.

Seine Werke werden in vielen Sprachen gelesen. Künstler, Komponisten, Dichter, ja selbst Krimi-Autoren fühlen sich von Hoffmanns Leben und Werk inspiriert. Ganz zu schweigen von Wissenschaftlern, die den Königsberger nach allen nur vorstellbaren Aspekten untersucht haben, von seiner Darstellung des Automaten-Menschen bis hin zu seinem Verhältnis zu dem Kapellmeister Kreisler, dem literarischen Doppelgänger Hoffmanns. Jetzt nun hat Hartmut Steinecke, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie an der Universität Paderborn und Mitherausgeber der E.T.A.-Hoffmann-Werkausgabe im Deutschen Klassiker Verlag, somit profunder Kenner des Hoffmannschen Werks, im Insel Verlag, Frankfurt / Main, ein Buch veröffentlicht, das die große Reihe der Publikationen über Hoffmann vervollständigt: Die Kunst der Fantasie - E.T.A. Hoffmanns Leben und Werk (645 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 32,90 Euro). Steinecke betont in seinem Vorwort, es handle sich keineswegs um eine neue Biographie (die von Rüdiger Safranksi und die von Eckart Kleßmann sind ohnehin kaum zu "toppen"), sondern ein Buch über das Werk Hoffmanns. Dabei behandelt Steinecke nicht nur das literarische und das musikalische Werk des Königsbergers, das in weiten Teilen bekannt sein dürfte. Er zeigt die vielfältigen Verästelungen in den literarischen Arbeiten auf, widmet sich natürlich auch der Musik, gibt aber ebenso dem zeichnerischen Werk und den juristischen Schriften genügend Spielraum. Das Buch, das zeitgleich mit den abschließenden Bänden der Werkausgabe erschienen ist, zeigt das Zusammenwirken der verschiedenen Erscheinungsformen von Hoffmanns Kunst auf.

Über E.T.A. Hoffmann haben sich die Geister seit jeher gestritten - entweder man mag ihn wie Ottilie v. Goethe oder man mag ihn nicht wie der Dichterfürst. Verstehen wird man ihn durch Steineckes Buch ein wenig besser, auch wenn die Lektüre für Laien mühselig ist. os

Hartmut Steineckes Hoffmann-Biographie aus dem Inselverlag: 645 Seiten mit zahlreichen sw Abbildungen, gebunden, 32,90 Euro


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