18.04.2024

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Suchen und finden
12.03.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

zuerst wieder mal eine Eil-Bitte. Unser Landsmann Klaus-Dieter Gehlhaar ist gerade dabei, einen Beitrag über einen herausragenden Königsberger Sportler zu schreiben. Es handelt sich um Paul Gehlhaar, den legendären Torwart von Hertha BSC Berlin. Er war bis zu seinem Wechsel nach Berlin Torwart beim VfB Königsberg. In den 30er Jahren spielte er zweimal in der Deutschen Fußballnationalmannschaft und wurde mit Hertha auch zweimal Deutscher Fußballmeister. Gibt es noch Königsberger, die sich an den VfB und an Paul Gehlhaar erinnern, Fotos von der Anlage in Maraunenhof und andere Aufnahmen aus der Geschichte des 1900 gegründeten "Vereins für Bewegungsspiele" oder andere Dokumente besitzen? Fotos von Paul Gehlhaar sind zum Glück bei seiner Tochter in Berlin vorhanden. Ich habe Herrn Gehlhaar bereits mit Frau Irmgard Sziddat in Verbindung bringen können, die durch ihre frühere Tätigkeit für den VfB noch Unterlagen besitzt. Aber jede persönliche Erinnerung, jedes noch im Privatbesitz befindliche Dokument ist wichtig. (Klaus-Dieter Gehlhaar, Dornbergstraße 7 in 91058 Erlangen, Telefon 0 91 31 / 60 36 47, Fax 0 91 31 / 77 17 61.)

Nun haben aber die großen Suchwünsche Vorrang, das Forschen nach Verwandten, Freunden, Bekannten, Kameraden und vor allem nach Zeitzeugen, denn da drängt die Zeit. Die erste Suche führt in den Kreis Mohrungen. Dort, auf dem Gut Pittehnen, ist Anna-Luise Abendroth geborene Scharfetter zu Hause. Jenseits der Passarge, in Klein-Schwenkitten, wohnte ihre Freundin Erika Göhler. Die Göhlers betrieben dort eine große Mühle. Erika Göhler, * 9. Oktober 1932, hatte noch drei Brüder: Arthur, Otto und Eduard. Otto ist gefallen, was aus den anderen Familienmitgliedern geworden ist, weiß Frau Abendroth nicht. Immerhin ist bekannt, daß die Göhlers nach der Flucht in Westdeutschland gelebt haben, wahrscheinlich in Berthelsdorf bei Freiburg. Frau Abendroth hat schon lange nach ihrer Freundin gesucht, bisher leider vergeblich. Vielleicht meldet sie sich jetzt oder jemand von der Familie Göhler? (Anna-Luise Abendroth, Holtwicker Straße 115 in 45721 Haltern am See, Telefon 0 23 64 / 10 85 62.)

Immer wieder hat sich Johann Dechant aus Schönleiten im Landkreis Regensburg gefragt, was wohl aus Irene Preuß, einer jungen Frau aus Ostpreußen, geworden ist, die 1946 bei der Familie Dechant als Haushälterin tätig war und wieder in ihre Heimat zurückkehren wollte. Aber die Suche wird sich etwas schwierig gestalten, denn als Heimatort der Irene Preuß wird Markräuten angegeben. Der Name erschien mir schon auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich für Ostpreußen, und tatsächlich kann ich ihn selbst im "Lange", dem fast 1.000 Seiten starken "Geographischen Ortsregister Ostpreußen", das auch Westpreußen erfaßt, nicht finden. Der Familienname weist schon auf Ostpreußen hin, aber wo wurde Irene Preuß am 2. Dezember 1922 geboren? Sie ist auf der Flucht im Raum Regensburg gelandet und hat dort im Frühling 1946 bei der Familie Dechant, Schönleiten 4, gearbeitet. Der Ort wurde später in die Gemeinde Regenstauf eingemeindet. Wo Frau Preuß sich dann aufgehalten hat, ist unbekannt. Das Gemeinderegister von Schönleiten verzeichnet ihre Abmeldung am 16. August 1946, Abreise mit Transport nach Ostpreußen. Frau Preuß verabschiedete sich noch bei der Familie Dechant mit dem Hinweis, daß sie jetzt in ihre Heimat fahre. Sie besäße dort einen Bauernhof von 30 Hektar. Johann Dechant hat diese kurze Episode nie vergessen. Der 82jährige fragt immer wieder, was aus "jenem braven Mädchen von damals" geworden ist. Vielleicht helfen unsere Leserinnen und Leser mit, dieses Rätsel zu entwirren? Wenn Irene Preuß mit einem Transport in ihre Heimat gefahren ist oder es jedenfalls wollte, müssen ja auch weitere Landsleute mit dabei gewesen sein. (Johann Dechant, Schönleiten 4, 93128 Post Regenstauf, Landkreis Regensburg.)

Oft ist ein einziges Wort, das in unserer Zeitung stand, Anlaß für eine Suchfrage. So für Ingrid Klose der Name "Dinterstraße" in dem Bericht über meinen "Abschied von Königsberg". Denn Frau Klose ist sozusagen ein "Nachbarskind" aus dieser Straße, aber ein mir leider unbekanntes, so daß ich kein Licht in ihre früheste Vergangenheit bringen kann, wie sie sich erhofft. Aber vielleicht helfen andere Königsberger, die auch dort gewohnt oder die Familie Wald gekannt haben. Ingrid - damals Tiedtke - kam schon als Baby zu der Schwester ihrer Mutter, Martel Wald, die mit ihrem Mann Albert und den Söhnen Harry und Gerd bis 1936 in der Dinterstraße wohnte. Danach verzog die Familie in die Katholische Kirchenstraße 1 / 2. Ingrid erfuhr erst bei der Einschulung, daß die Walds nicht ihre richtigen Eltern waren und sie einen anderen Namen trug. Als ihre Mutter, die als Krankenschwester in der Universitäts-Nervenklinik tätig war, 1942 heiratete, nahm sie ihre Tochter zu sich. Die Familie zog nach Ziechenau. Über ihren richtigen Vater hat Ingrids Mutter nie gesprochen. Nun hofft Frau Klose, daß sich ehemalige Nachbarn aus der Dinterstraße an die Familie Wald und vielleicht auch an die kleine Ingrid erinnern und etwas über die damaligen Verhältnisse berichten können. (Ingrid Klose, Zehnthofstraße 10 in 75175 Pforzheim, E-Mail: klose.horst@web.de .)

"Wie mag es wohl Ida Nickel aus Saalfeld ergangen sein?" fragt Friedrich Kurreck, der nun im späten Alter stärker als je zuvor an seine Jugendzeit denkt. Das geht uns allen so, lieber Landsmann, und das ist gut so, denn die schönen Stunden, die man einmal erlebt hat, können auch einen dunklen Abend vergolden. Und zu seinen schönsten Erinnerungen gehören die gemeinsamen Ruderfahrten nach Deutsch- Eylau. Der Vater von Ida Nickel war Geschäftsführer eines Sägewerkes. Sie hatte noch drei Geschwister, der Bruder war Kanzleivorsteher bei Rechtsanwalt Keßler, eine Schwester war im Modehaus Max Gerdewischke beschäftigt, die andere bei einem Rechtsanwalt. Die Wege von Ida und Friedrich trennten sich, als Herr Kurreck am 1. Juli 1936 eine Stelle bei der Kreissparkasse Deutsch Krone antrat. Die Familie Nickel soll später in das nördliche Ostpreußen gezogen sein. "Ich war bis Ende April 1945 im Samland eingesetzt und könnte vielleicht dazu beigetragen haben, daß sich auch die Familie Nickel über Pillau retten konnte", meint Herr Kurreck. Wer kann Auskunft über den Verbleib von Ida Nickel und ihrer Familie geben? (Friedrich Kurreck, Liebigstraße 25 in 63069 Offenbach / Main.)

Freunde findet man auch im späteren Leben, vor allem, wenn es eine gute Mittlerin gibt: die gemeinsame Heimat. Solch eine Freundschaft, basierend auf der gemeinsamen Arbeit für Ostpreußen, hat mich mit meinem Königsberger Landsmann Hans-Jürgen Preuß verbunden. Die sich auch auf unsere Ostpreußische Familie übertragen hat, denn Hans-Jürgen Preuß war nicht nur ein engagierter und fachlich versierter Referent auf allen Familien-Seminaren im Ostheim in Bad Pyrmont, sondern auch ein verläßlicher Ratgeber und Informant für unsere Kolumne. Er weilt nun nicht mehr unter uns, denn am 20. Februar schloß er nach langer, mit großer Geduld und Kraft durch tiefe Gläubigkeit ertragenen Krankheit die Augen. Ich bin dankbar, daß wir ihn noch vor einem Vierteljahr auf unserm letzten Familien-Seminar erleben durften, wo er uns trotz seines geschwächten Gesundheitszustandes mit einem ausgefeilten Masuren-Vortrag erfreute und über das Mutterhaus der Diakonissen und das ihnen zu Ehren errichtete Denkmal auf Altenberg bei Wetzlar sprechen konnte, für das er sich so engagiert hatte und dessen Vollendung er noch erleben durfte. Für uns bleibt eine kaum schließbare Lücke. Seine masurische Frau Friederike, der unser aller Mitgefühl gilt, wird aber das gemeinsame ostpreußische Erbe bewahren und weitertragen.

Eure Ruth Geede


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