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12.03.05 / Nachruf für Hans Linke / Ein Brückenbauer mit internationaler Reputation starb

© Preußische Allgemeine Zeitung / 12. März 2005

Nachruf für Hans Linke
Ein Brückenbauer mit internationaler Reputation starb

Hans Linke wurde am 20. November 1920 in Johannisburg als Sohn eines Landwirtes geboren. Nach der Schulzeit begann er eine Ausbildung beim Katasteramt in seiner Heimatstadt. Die Lehrzeit wurde durch die Einberufung zum RAD und zur Wehrmacht unterbrochen. Die Fronterfahrung als junger Offizier ließ in Hans Linke die Erkenntnis reifen, daß der Schlüssel für eine Verständigung der Völker in einer aktiven Jugendarbeit liegt. Kaum aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft entlassen, begann er 1948 mit der Jugendarbeit. 1953 gründete er im westfälischen Kamen die ostpreußische Jugendgruppe "Kant" und begann ohne Unterstützung von offizieller Seite mit der Pflege von deutschen Flüchtlingsfriedhöfen in Dänemark. Dort waren, als die letzten internierten Deutschen 1949 Dänemark verlassen durften, über 20.000 Tote zurückgeblieben. Diesen verstorbenen ostdeutschen Landsleuten eine würdige Ruhestätte zu verschaffen, war das besondere Anliegen der Arbeit von Hans Linke. 1960 wurde die Arbeit auf Soldatengräber in allen Teilen Dänemarks ausgeweitet. Hierbei handelte es sich um eine Pionierleistung, da der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aufgrund des Mißtrauens gegen alles Deutsche bis 1963 in Dänemark nicht offiziell tätig werden durfte. Ebenfalls 1953 rief Hans Linke am Gymnasium in Kamen einen Wettbewerb ins Leben. Es handelte sich um den Schülerwettbewerb "Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn", der später in die Obhut des Landes NRW übernommen wurde und bis heute existiert. Auch die Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern haben dem Vorbild nachgeeifert und die Konzeption übernommen. Allein in NRW haben über die Jahrzehnte hinweg 2,4 Millionen Schüler an dem Wettbewerb teilgenommen und sich mit den deutschen Ostgebieten, ihrer Geschichte und ihren Menschen beschäftigt. Auch in der Bundesführung der Landsmannschaft Ostpreußen war man auf die besonderen Fähigkeiten Hans Linkes aufmerksam geworden. Als in den 60er Jahren die Neuorganisation der Jugendarbeit anstand, war es Hans Linke, der die ostpreußischen Gruppen in der Deutschen Jugend des Ostens und in den Heimatkreisgemeinschaften in der neuen "Gemeinschaft Junges Ostpreußen" zusammenführte. Dadurch wurde der Grundstein für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit in der LO gelegt, die Hans Linke als Vorsitzender der Gemeinschaft Junger Ostpreußen und Vertreter der Jugend im Bundesvorstand rund 25 Jahre wie kein zweiter geprägt hat. Diesen herausragenden Einsatz für das Allgemeinwohl hat der Major der Reserve neben seiner verantwortlichen beruflichen Tätigkeit als Leiter des Katastrophenschutzamtes beim Oberkreisdirektor in Unna erbracht.

Nach 124 Jugendlagern auf 102 Kriegsgräberstätten mit 2.625 Teilnehmern beendete die Jugendgruppe Kant nach 38 Jahren 1990 ihre Arbeit in Dänemark, um ihre Aktivitäten nach der Öffnung der Grenzen nach Ostpreußen zu verlagern. 1990 bildete sich unter der Leitung von Hans Linke aus ehemaligen Mitarbeitern der Jugendlager in Dänemark und aus den ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaften die "Arbeitsgemeinschaft für die Kriegsgräberarbeit der ostpreußischen Jugend". Sie setzt die Kriegsgräberarbeit der Gruppe "Kant" fort und verfolgt das Ziel der Wiederherrichtung und Pflege der Kriegsgräber der beiden Weltkriege in dem heute polnischen, russischen und litauischen Teil von Ostpreußen. Für den Volksbund hat die Arbeitsgemeinschaft seit 1991 24 Jugendlager mit fast 1.000 Teilnehmern durchgeführt. Die Gruppen sind jeweils zur Hälfte mit deutschen, polnischen, russischen und litauischen Jugendlichen besetzt und leisten somit einen wichtigen Beitrag für das friedliche Miteinander der Völker in einem zusammenwachsenden Europa. Ergänzend führt die Arbeitsgemeinschaft für die Teilnehmer an den Jugendlagern staatspolitische Seminare in der Jugend- und Bildungstagesstätte der Landsmannschaft Ostpreußen in Bad Pyrmont durch, die sich mit der Vergangenheit und Gegenwart Ostpreußens, dieses geschichtsträchtigen Landes zwischen Weichsel und Memel, beschäftigen. Das letzte Seminar hatte Ende Oktober 2004 unter der Leitung von Hans Linke stattgefunden. In Linkes Vaterstadt Johannisburg wurde unter seiner Federführung 2002 mit Hilfe des Volksbundes, der Kreisgemeinschaft, des Deutschen Vereins Rosch und der Stadt ein Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg wiederhergestellt und zu einem Erinnerungspark umgestaltet. Dabei wurde auch die dazugehörige Friedhofskapelle renoviert.

Das einzigartige Lebenswerk Hans Linkes wurde durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt. Bereits 1973 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen der LO ausgezeichnet. 1974 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1986 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1999 ehrte ihn der BdV Landesverband NRW mit seiner höchsten Auszeichnung, der Ernst-Moritz-Arndt-Plakette. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verlieh ihm 2002 für 50 Jahre ununterbrochener Kriegsgräberarbeit seine höchste Auszeichnung, die Kant-Medaille. Die Landsmannschaft Ostpreußen ehrte ihn 2002 mit der Verleihung der Ottomar-Schreiber-Plakette.

Hans Linke starb in den Sielen. Für 2005 hatte er wiederum einen internationalen Gräbereinsatz in Ostpreußen geplant. Für September war erneut ein Begegnungsseminar für junge Polen, Russen, Litauer und Deutsche in Bad Pyrmont vorgesehen, die an der diesjährigen Gräberarbeit mitwirken. Der Unterzeichner war in der Seminarwoche mit zwei Referaten eingeplant.

Wer wird die völkerverbindende und friedensstiftende Arbeit Hans Linkes fortsetzen? Vermutlich ist er unersetzbar.

Hans Linke hat in allen Situationen seines Lebens vorbildlich gewirkt. Er hat eine gute Spur zurückgelassen.

Wir trauern um einen großen Ostpreußen. Seinen Weggefährten bleibt er unvergessen.

Wilhelm v. Gottberg

Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen


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