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26.03.05 / Die Bombe der Mullahs / Teheran kommt seinem Ziel näher 

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. März 2005

Die Bombe der Mullahs
Teheran kommt seinem Ziel näher 
von Jürgen Liminski

Nun ist es amtlich. Die Mullahs verfügen über Marschflugkörper mit einer Reichweite von 3.000 Kilometern, die zudem atomar bestückt werden können. Verkauft wurden ihnen die Raketen von der Ukraine vor vier Jahren. Das bestätigte jetzt der ukrainische Generalstaatsanwalt auf Anweisung des neuen Präsidenten Juschtschenko.

An der atomaren Bestückung arbeitet Teheran - indirekt mit russischer Hilfe, denn Moskau liefert spaltbares Uran. Und spätestens im Herbst sollen, ebenfalls mit russischer Hilfe, zwei Satelliten auf eine Erdumlaufbahn geschossen werden. Einer von ihnen, er heißt Mesbah, kann israelische Militäreinrichtungen beobachten und als Frühwarnstation dienen, sollten die Israelis versuchen, einen Schlag gegen das iranische Atomprogramm auszuführen.

Die Sanduhr läuft ab. Nach der Installation der Satelliten wird es schwierig, einen Präventivschlag zu führen. Das wissen auch die Europäer. Die Troika der Mittelmächte Frankreich, Großbritannien und Deutschland vollzieht nun einen Schwenk. Von den endlosen Verhandlungen und der Hinhaltetaktik Teherans entnervt, denken sie an Sanktionen der Uno. Washington hält sich zurück. Bedroht sind Israel, die Türkei und Teile Europas. Insgeheim hofft man wohl auf Israel. Aber die iranischen Anlagen sind weit zerstreut, vielfach unterirdisch. Mit einem Schlag allein wäre es nicht getan.

Ratlosigkeit macht sich breit. Die Appeasement-Politik der Europäer, ihr blindes Vertrauen in die Mullahs hat nur den Radikalen genutzt. Man wird sich auf ein Szenario der Abschreckung einstellen müssen. Wie weit das bei Fanatikern trägt, ist offen.

Mesbah bedeutet so viel wie Morgenröte. Für die Mullahs ist das nukleare Dispositiv der Beginn einer neuen Ära. Der Islam zieht gleich. Radikale Muslime verengen letztlich ihre Weltsicht immer auf die religiöse Perspektive. Für sie ist das Buch des aus Algerien stammenden und den dortigen Islamisten nahestehenden Mohammad Yacine Kassab ein Leitfaden. Es trägt den Titel "Geopolitik des Islam" und darin ist zu lesen: "Alle haben die Bombe. Für die Christen sind es die Amerikaner, die Franzosen, die Briten. Für die orthodoxen Christen die Russen. Für die Juden ist es Israel. Für die Hinduisten ist es Indien. Für die Taoisten sind es die Japaner, für die Konfuzianer die Chinesen. Alle haben die Bombe, nur der Islam nicht." Die pakistanische Bombe zählt nicht, General Musharaf ist für sie ein Abtrünniger.

Vielleicht muß die "Geopolitik des Islam" aber schon im Sommer aktualisiert und erweitert werden. Der Besitz der Bombe wäre für die Mullarchie ein ungeheurer Triumph mit unabschätzbarer politischer Sprengkraft - zunächst in den Köpfen der Islamisten und damit in der ganzen islamischen Welt. Das würde zu Unruhen führen in prowestlichen Regimen und auch die Demokratisierungsbestrebungen wegfegen.

Wenn Berlin und Paris wenigstens erkennen würden, daß sie von den Mullahs an der anti-amerikanischen Nase herumgeführt worden sind, dann bestünde Hoffnung auf ein geeintes und damit auch strategisches Vorgehen. Jetzt soll die Uno es richten.

Das ist eine Art Kapitulation, der Gipfel der Hilflosigkeit. Aber die Uno kann wenigstens einen Rahmen der Legitimierung für das weitere Vorgehen liefern.

Die Bombe in islamisch-radikaler Hand, das ist vor allem für Israel und Washington gleich in mehrfacher Hinsicht nicht akzeptabel. Der Sommer wird also vermutlich sehr spannend.


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