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02.04.05 / Für eine Überraschung gut? / Bürger wollen Wulff als CDU-Kanzlerkandidaten, doch der verweigert sich

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. April 2005

Für eine Überraschung gut?
Bürger wollen Wulff als CDU-Kanzlerkandidaten, doch der verweigert sich

Trotz oder gerade wegen einer Krise nach der nächsten für Gerhard Schröder kommt der nächste Bundeskanzler vielleicht doch wieder aus Niedersachsen, allerdings wäre sein Name ein anderer. Nach Umfragen von TNS Infratest, n-tv und der PAZ wünscht sich ein Großteil der Wähler nämlich nicht Angela Merkel als Kanzlerkandidatin für den Wahlkampf 2006. Favorit der Befragten bei TNS Infratest war stattdessen der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff.

Lange Zeit galt der gebürtige Osnabrücker nur als blasser Schatten von Ex-Bundeskanzler Kohl. Außer in Fragen der Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone, die am Mittwoch nach Redaktionsschluß am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg entschieden wurden, widersprach Wulff Kohl selten. Doch seit 2003 macht der 45jährige als Ministerpräsident von Niedersachsen von sich reden. Auch daß er das Amt erst im dritten Anlauf für sich gewann - 1994 und 1998 unterlag er jeweils als CDU-Spitzenkandidat dem damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder -, scheint heute keinen mehr zu interessieren. Wulff macht seine Sache trotz unangenehmen Sparkurses in den Augen der Wähler gut. Er bringt sein Land nach vorne und ist dabei auch noch bürgernah, ohne sich medienwirksam dem Volk anzubiedern. Dieses Verhalten zeigt nun seine Wirkung: 34 Prozent sehen laut TNS Infratest Wulff als idealen Kanzlerkandiaten für CDU/CSU. Bei den über 60jährigen lag die Zustimmung sogar bei 46 Prozent. Nur 22 Prozent halten hingegen Angela Merkel für die geeignetste Herausforderin von Bundeskanzler Schröder. Edmund Stoiber (17 Prozent) und Roland Koch (11 Prozent) folgen auf den hinteren Plätzen.

Obwohl immer mehr Wähler Wulff als Kanzlerkandidat sehen möchten, drängt dieser auf eine baldige Benennung von Angela Merkel als offizielle Kanzlerkandidatin. "Der Platz von Ministerpräsident Christian Wulff ist und bleibt Niedersachsen", läßt er zur Untermauerung seines Nicht-Interesses den Sprecher seiner Staatskanzlei verkünden.

Wulff ist also loyal gegenüber Merkel. Ist er damit auch loyal gegenüber seiner Partei? Schließlich sollte diese doch die besten Voraussetzungen für den Wahlkampf 2006 haben, und diese hätte sie laut Umfragen eben mit ihm und nicht mit Angela Merkel. Doch Wulff bleibt hart und ignoriert Behauptungen, daß er bei einem Scheitern der Partei-Chefin 2010 als Kanzlerkandidat zur Verfügung stünde. Auch Spekulationen, er würde bei einem erneuten Wahlsieg von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen - also einem "Versagen" Angela Merkels - ihre Position in der CDU einnehmen, widerspricht er.

Ob es in der Frage um den Kanzlerkandidaten der Union noch unerwartete Wendungen gibt, hängt von Wulff ab, da er für Merkel die einzige ernstzunehmende Konkurrenz darstellt. Aber: Warum sollte sich Wulff auf einen Schnellschuß einlassen? Streit und ein Risiko für seine Karriere wären absehbar. Rebecca Bellano


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