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02.04.05 / Nur ein "Mißverständnis"? / Wochenzeitung Das Parlament verharmlost die Vertreibung der Deutschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 02. April 2005

Nur ein "Mißverständnis"?
Wochenzeitung Das Parlament verharmlost die Vertreibung der Deutschen

Die Rezensionsseiten "Das politische Buch" in der Wochenzeitung Das Parlament sind immer wieder für Überraschungen gut: Wenn man meint, die dort verbreitete "political correctness", die bis heute anhaltende Umerziehungspolitik, ließe sich nicht mehr steigern, so wird man unversehens eines Besseren, beziehungsweise Schlechteren, belehrt. Hier wird ideologische Geschichtspolitik betrieben, die zugleich eine ganz bestimmte Erinnerungspolitik für die Vergangenheit und Deutungspolitik für die Gegenwart und Zukunft sein soll. Bewerkstelligt wird diese Strategie seit langem im Parlament (ohne daß die Opposition dies bemerken, geschweige sich darüber empört zeigen würde) durch eine höchst einseitige Auswahl von Autoren und Rezensenten - wie dies ja in allen Publikationen des mittlerweile linksreaktionär-opportunistischen Zeitgeistes der Fall ist.

Die unablässige Indoktrination der "politischen Korrektheit" hat offenbar dazu geführt, daß jetzt selbst "Betroffene" Geschichtsfälschungen verinnerlicht haben und diese verbreiten. Neuester Fall ist in zwei Rezensionen im Parlament (Nr. 12 vom 21. März 2005) zu lesen. Titel einer Rezension der vierbändigen polnisch-deutschen Dokumentation über die Vertreibung der Deutschen: "Eine große Geste der Versöhnung". Inhalt dieser Versöhnungsgeste: Es sei richtig, daß hier "der Begriff der Vertreibung bewußt vermieden" worden sei; "er erscheint zu eng für eine Beschreibung von Geschehnissen, durch die Menschen hin- und hergeschoben, repatriiert, in die Verbannung geschickt oder zur Zwangsarbeit verurteilt wurden, wo sie ausreisen mußten, aber auch vertrieben wurden". Begründung und Ziel dieser Geschichtsklitterung, und hier zitiert der Autor indirekt die Kulturstaatsministerin Weiß, die diese Dokumentation der Öffentlichkeit vorstellte: Es sei notwendig, "eine über die nationalen Blickwinkel hinausgehende Perspektive zu gewinnen und zwar bei Polen und bei Deutschen, ohne das eigene nationale Geschichtsbild aufzugeben".

Zugleich begrüßt es der Autor, daß in dieser Dokumentation "mit der immer noch zählebigen Legende aufgeräumt" werde, Opfer von Vertreibung "seien nur die Deutschen gewesen". Schließlich hätte Polen durch seine "Westverschiebung" ebenfalls Vertriebene aufzuweisen. Verschwiegen wird dabei stets - und bis heute -, daß es sich hier um diejenigen Polen handelte, die in das von Polen in seinem unprovozierten Angriffskrieg gegen Rußland 1920 eroberte und annektierte russische Gebiet übersiedelten und es nach 18 Jahren militärischer Besetzung 1939 wieder verlassen mußten. Sie vertrieben dann nach 1945 über zwölf Millionen Deutsche, die ihre Provinzen zum Teil seit über einem halben Jahrtausend ausgebaut und kultiviert hatten. So werden hier "Vertrieben" und Vertriebene mit deutscher politischer und williger redaktioneller Hilfe entgegen allen geschichtlichen Tatsachen einander gleichgesetzt.

Dieselbe Perspektive findet sich im Lob des Buches "Der Verlust - Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert". Daß dieses Buch mit dem wiederum die Vertreibung relativierenden und verharmlosenden Titel vom Osteuropa-Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung (SZ), Thomas Urban, stammt, dürfte nicht erstaunen. Auch nicht, daß von "wechselseitigen Mißverständnissen" zwischen Polen und Deutschen die Rede ist - war die Vertreibung also nur ein "Mißverständnis"? Und auch hier stimmt der Rezensent zu, daß von Urban "statt des immer noch umstrittenen Begriffs ‚Vertreibung' die Formulierung ‚Verlust der Heimat' benutzt wird". Der Begriff "Vertreibung" ist - aus Sicht der SZ wie anderer linker Publikationen - deshalb "umstritten", weil er die Wahrheit benennt, auf die Täterschaft hinweist und nicht nur auf ein späteres, subjektives Empfinden ("Verlust").

Völlig daneben liegt der Verfasser mit seiner Unterstellung: "Nicht nur in Vertriebenenkreisen wird bis heute in Deutschland nicht nach den Ursachen gefragt", warum die Vertreibung stattgefunden habe, und daß "die Ursache in der Entfesselung des Krieges durch Hitler liegt, wird verdrängt". Das stimmt mitnichten. Verdrängt, ja total tabuisiert wird hingegen der Anteil Polens seit 1919 an der deutsch-polnischen Konfliktgeschichte. Dieser Anteil ist aus unserem "kollektiven Gedächtnis" gänzlich verschwunden. Wie das geschieht, zeigt die redaktionelle Bildunterschrift zu einem Foto für diese Rezension: "Ein halbwegs gutes Ende: Vertriebene kommen im Sommer 1945 in Berlin an." Über ein so schönes Ende werden sich die Vertriebenen aber nachträglich freuen!

Und es ist leider keine Ironie, wenn der Rezensent und frühere Oberschulrat zum Schluß fordert: "Das Buch sollte ab sofort einen festen Platz in der politischen Bildungsarbeit zum Thema Deutschland-Polen erhalten." Werner Chrome


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