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09.04.05 / In Feindesland / Absurde Befehle der Alliierten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. April 2005

In Feindesland
Absurde Befehle der Alliierten

Halte dein Mitleid! Wir dürfen den Deutschen keineswegs glauben. Sie sind Meister in der Propaganda geworden. Der Deutsche kennt alle Lügen auswendig. Dies ist eine Waffe, die ihnen blieb, und gewissermaßen ist es auch die gefährlichste Waffe. Vergiß nicht, Deutschland ist noch immer Feindesland." Dieser Text aus einer Broschüre der amerikanischen Militärverwaltung in Deutschland aus dem Jahre 1946 zeigt, wie die offizielle Seite auch nach Kriegsende über die Fraternisierung mit dem Feind dachte. Volker Koop, von 1987 bis 1994 Sprecher des Bundesverteidigungsministers, geht in "Das Recht der Sieger - Absurde alliierte Befehle im Nachkriegsdeutschland" auf die Lage nach dem Krieg ein. Hierbei bezeichnet er die Alliierten auch als "Besatzer" und die Deutschen als "Besiegte" und führt damals herrschende Willkür vor. Eingriffe in das alltägliche Leben oder besser sogar Überleben der Deutschen waren an der Tagesordnung. Forderungen nach Möbeln, Kölnisch Wasser oder sogar Kühlschränken wurden trotz des Mangels der Einheimischen in den zerbombten Städten mit Nachdruck gestellt. Die Menschen in der sowjetischen Besatzungszone Berlins hatten plötzlich nach Moskauer Ortszeit zu arbeiten, in der französischen Zone durften Deutsche in den Straßenbahnen nur noch die hinteren Eingangstüren benutzen und die Amerikaner ließen Stadträte aus "erzieherischen" Gründen Leichen mit bloßen Händen umbetten. Straßenschilder wurden in der Sprache der Besatzer abgefaßt und sogar eine Rechtschreibreform war vorgesehen. So wurde eine grundsätzliche Kleinschreibung vorgeschlagen, v sollte je nach Aussprache durch f oder w, x und wie x ausgesprochenes chs durch ks, qu durch kw und ph durch f ersetzt werden. Anfragen an die Behörden mußten in der Sprache der Besatzer abgefaßt sein. Besonders die Franzosen waren hierbei sehr streng.

Auf der Suche nach "absurden" Befehlen waren für den Autor die Archive der Briten am wenigsten ergiebig, die Amerikaner dafür weniger streng in der wirklichen Umsetzung ihrer Verordnungen, doch letztendlich gilt, so der Autor, "Absurdistan war überall". R. B.

Volker Koop: "Das Recht der Sieger", be.bra, Berlin 2004, geb., 176 Seiten, 19,90 Euro


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