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09.04.05 / Süßes Vergnügen / Junge Frau betört Riga mit Backkunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. April 2005

Süßes Vergnügen
Junge Frau betört Riga mit Backkunst

Ende des 19. Jahrhunderts fahren die junge Madelaine und ihre Mutter auf einem Schiff von Chile nach Hamburg zurück. Sie waren vor einigen Jahren mit dem Vater nach Valparaiso ausgewandert, um der Armut in Hamburg zu entkommen. In den Salpeterminen kommt der Vater ums Leben. Vor der französischen Küste gerät das Schiff in einen Sturm und sinkt. Kurz bevor Madelaine die Kräfte versagen, zieht Rudolph Terschak sie an ein Klavier, das ebenfalls über Bord gegangen war und an das sie sich nun beide klammern. Die wenigen Überlebenden werden von französischen Fischern gerettet.

Unter den Schiffbrüchigen ist auch der wohlhabende Schweizer Zuckerbäcker Urs Martieli. Er fühlt sich von Anfang an zu Madelaine hingezogen und nimmt sie mit nach Hamburg. Dort angekommen, bietet Urs der jungen Frau eine Ausbildung in seiner Hamburger Filiale zur Zuckerbäckerin an. Sie geht auf das Angebot ein, würde ihr sonst doch nur ein Leben in Armut bleiben. In kurzer Zeit zeigt sich ihr Talent zur Herstellung von komplizierten Torten, Trüffeln und Pralinen. Nach einem Zwischenfall mit ihrem Lehrmeister Kloß flieht Madelaine nach Riga, wo Martieli eine weitere Filiale mit Café eröffnet hat. Der ist überglücklich und überträgt Madelaine die Leitung des Cafés. Mit viel Geschick und Phantasie beweist sie ihre Backkünste. Das Café wird zu einem beliebten Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft. Madelaines Glück scheint vollkommen zu sein, als sie auf ihre große Liebe trifft, den ungarischen Grafen Andras Mazary. Aber sie hat Neider, die ihr den gesellschaftlichen und beruflichen Aufstieg nicht gönnen. Eines Tages erhält Madelaine einen Erpresserbrief. Bei der Übergabe des Geldes taucht überraschend ihr Lebensretter Rudolph Terschak auf. Er rettet sie ein zweites Mal aus einer gefährlichen Lage. Nur diesmal verlangt er für seine Hilfe eine tödliche Gegenleistung. Madelaine muß eine kluge Entscheidung treffen, denn es könnte ihre Liebe zu Andras gefährden.

"Das Schokoladenmädchen" von Katryn Berlinger ist kein schwülstiger Liebesroman oder gar nur ein Buch über Torten, Pralinen und Schokolade. Die Handlung ist unterhaltsam in das Riga der Jahrhundertwende mit seinen sozialen Mißständen und aufkommenden wirtschaftlichen und politischen Unruhen eingebettet und gewährt nicht zuletzt auch einen Einblick in das Mit- und Gegeneinander von Letten, Russen und Deutschen. B. Mußfeldt

Katryn Berlinger, "Das Schokoladenmädchen", Knaur, München, broschiert, 444 Seiten, 7,90 Euro


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