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09.04.05 / Die Deutschen haben mehr gewußt / Provozierende These eines US-Historikers wird nicht überzeugend belegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. April 2005

Die Deutschen haben mehr gewußt
Provozierende These eines US-Historikers wird nicht überzeugend belegt

Hingeschaut und weggesehen - Hitler und sein Volk" heißt der provozierende Titel des rechtzeitig 60 Jahre nach Kriegsende als Taschenbuch herausgekommenen Buches von Robert Gellately. Dem Professor für "Geschichte des Holocaust" an der US-amerikanischen Clark University ist allerdings immerhin zugute zu halten, daß er sich von der aufsehenserregenden These von Daniel Johna Goldhagen distanziert, die Deutschen seien schon immer berüchtigte Antisemiten gewesen. Seine These, die Deutschen hätten viel mehr gewußt, als sie später zugaben, ist allerdings auch ziemlich gewagt. Seine Versuche durchaus interessant, aber nicht spektakulär.

So führt er unter anderem an, daß zahlreiche Zeitungen über den Aufbau von Konzentrationslagern wie beispielsweise Dachau ausführlich berichteten. Sogar Illustrierte schickten Reporter vor Ort, um der Bevölkerung in Wort und Bild zu belegen, daß dort vor allem Kommunisten "durch die heilende Wirkung produktiver Arbeit und straffer Disziplin zu brauchbaren Mitgliedern des nationalsozialistischen Staates erzogen" würden. Gleichzeitig betont er aber, daß die "Erziehungsanstalten" autark waren, und nicht, wie von vielen erhofft, Arbeitsplätze für die Anwohner boten, also keiner von ihnen sah, was wirklich darin geschah.

Auch die Behauptung, daß die Deutschen ein Volk von Denunzianten gewesen sei, überzeugt nicht wirklich. Natürlich haben viele die Möglichkeit genutzt, ihren homosexuellen Nachbarn endlich ans Messer zu liefern oder die Affäre ihrer ungeliebten Nachbarin mit einem Polen anzuzeigen, doch ist dies keinesfalls eine typisch deutsche Eigenschaft, Blicke in andere Diktaturen beweisen dies.

Robert Gellately wundert sich, warum selbst ausgewiesene Hitler-Gegner immer wieder betonen, dieser habe auch gutes bewirkt, indem er die Arbeitslosigkeit gesenkt und Deutschland wieder stark gemacht habe. Robert Gellately löst dieses scheinbare Paradoxon teilweise mit seiner Beweisführung selber auf, ohne sich dessen immer bewußt zu sein. R. Bellano

Robert Gellately: "Hingeschaut und weggesehen - Hitler und sein Volk", dtv, München, 456 Seiten, 14,50 Euro


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