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09.04.05 / Der Tag an dem Königsberg fiel / Auch Rauschen und Palmnicken wurden wenige Tage später eingenommen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 09. April 2005

Der Tag an dem Königsberg fiel
Auch Rauschen und Palmnicken wurden wenige Tage später eingenommen

Am 9. April 1945 kapitulierte Königsberg (vergleiche Seite 20). Die Rote Armee eroberte am 13. April 1945 Thierenberg, am 14. April Rauschen und Brüsterort sowie am 15. April Palmnicken. Nachdem Königsbergs Festungskommandant General Otto Lasch sich in sowjetische Kriegsgefangenschaft begeben hatte, übernahm General Dietrich von Saucken am 10. April den Befehl über die 2. und 4. Armee als AOK (Armeeoberkommando) Ostpreußen.

Im Westen fielen am 9. April Meschede und Georgenthal in US-amerikanische Hand. Am 10. April eroberte die 9. US-Armee Hannover und überquerte die Reichsautobahn nach Braunschweig, Wanne-Eickel, Siegburg und Bochum. Im Ruhrgebiet wurde Gelsenkirchen erobert und Essen besetzt. Am 11. April erreichten US-Truppen im Süden von Magdeburg die Elbe. Am 12. April wurden Braunschweig, Neustadt, Weimar, Heilbronn und Celle von den Westalliierten genommen. Nachdem britische Truppen bereits am Vortage in Arnheim eingedrungen waren, wurde die Stadt am 14. April erobert. Die 2. britische Armee stieß über Uelzen weiter nach Bremen vor. Den US-Amerikanern gelang es, den Ruhrkessel, in dem die Masse der von Generalfeldmarschall Walter Model kommandierten Heeresgruppe B seit dem Monatsanfang eingeschlossenen war, zu spalten. Auch bei Dessau erreichten sie nun die Elbe. Einheiten der 3. US-Armee nahmen Gera. Auch Bayreuth fiel in US-amerikanische Hand. Am 15. April erreichten die Kanadier nahe der Emsmündung die Nordsee. Die US-Amerikaner eroberten Merseburg und Leuna. Einheiten der französischen 1. Armee säuberten Kehl, überrannten Offenburg und stießen in Richtung Baden-Baden zu den Außenbezirken von Lahr vor.

Im Süden setzten sich die Sowjets in Wien durch. Am 13. April vollendeten Truppen der 3. und 2. Ukrainischen Front die Eroberung der Hauptstadt. Adolf Hitler reagierte auf den Verlust noch am selben Tag mit dem Tagesbefehl an die Soldaten an der Ostfront "Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch ..."

Am 12. April starb US-Präsident Franklin D. Roosevelt in Warm Springs im US-Bundesstaat Georgia an einer Gehirnblutung. Noch am selben Tag wurde der bisherige Vizepräsident Harry S. Truman als sein Nachfolger vereidigt. Wenn der neue US-Präsident auch weniger stalinfreundlich als sein Vorgänger war, so erfüllte sich doch nicht die Hoffnung der deutschen Reichsführung, daß der Machtwechsel in den Vereinigten Staaten von Roosevelt zu Truman eine ähnlich kriegsentscheidende Bedeutung haben würde wie seinerzeit der Wechsel in Rußland von Zarin Elisabeth I. zu Zar Peter III. während des Siebenjährigen Krieges.

Die Kriegsmarine verlor am 10. April die "Admiral Scheer". Abwechselnd bei den Kampfgruppen Thiele und Rogge war der Schwere Kreuzer der "Deutschland"-Klasse ab dem vorausgegangenen Oktober zum Fronteinsatz gegen die vorrückenden Sowjets eingesetzt worden. Vom 22. bis 24. November wurde er bei der Halbinsel Sworbe eingesetzt. Ähnliche Einsätze zur Unterstützung und Entlastung des Heeres folgten bei Memel und Cranz. Insbesondere mit der Beschießung sowjetischer Panzer leisteten die Matrosen auf den den Deutschen verbliebenen schweren Einheiten in der Ostsee ihren Heereskameraden an der Ostseeküste gute Dienste. Im März griff das Schwesterschiff der "Admiral Graf Spee" in die Kämpfe bei Dienow und Swinemünde ein. Dem deutschen Brückenkopf bei Wollin gewährte es Deckung. Um nicht mehr länger aufschiebbare Instandsetzungsarbeiten durchzuführen, vor allem um die ausgeschossenen 28-Zentimeter-Seelenrohre auszuwechseln, wurde das Schiff zur Deutschen Werft nach Kiel befohlen. Auf der Fahrt dorthin wurden noch in Pillau rund 200 Verwundete und 800 Flüchtlinge auf- und mitgenommen. Im Ausrüstungsbassin der Werft machte das Kriegsschiff fest. In der Nacht vom 9. zum 10. April griffen britische Bomberverbände zwischen 21.33 Uhr und 23.08 Uhr die Fördestadt und ihre Hafenanlagen an. Ein Reihenwurf von fünf schweren Bomben ging dicht neben dem ehemaligen Panzerschiff nieder, explodierte unter Wasser und riß den Rumpf unterhalb der Wasserlinie auf. Schnell kränkte das Schiff, legte sich auf die Seite und kenterte dann. Mit etwa 120 Grad Schlagseite blieb es auf dem nicht tiefen Bassinboden liegen. Von den eingeschlossenen Besatzungsmitgliedern konnte ein Teil befreit werden, nachdem mit Schneidbrennern Öffnungen in den Schiffsboden gebrannt worden waren. Nach dem Waffenstillstand wurde das Wrack ausgeschlachtet und das gewonnene Material nach England abtransportiert. Ein Teil des Mittelschiffs blieb bis Anfang der 50er Jahre übrig. Im Zuge der Zuschüttung des Beckens ging es in Trümmerschutt und aufgespültem Sand unter. Das so gewonnene Grundstück wurde einer Nutzung als Parkplatz des Marinearsenals zugeführt. So hatte es die "Admiral Scheer", die lange in der Flotte als "glückhaftes Schiff" galt, weil sie fast den gesamten Krieg über von schweren Schäden und Verlusten verschont geblieben war, schließlich doch noch erwischt. E. B.


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