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16.04.05 / Spaß um jeden Preis / Wie das Fernsehen die Menschen verändert, erklärt der ehemalige ZDF-Intendant Stolte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 16. April 2005

Spaß um jeden Preis
Wie das Fernsehen die Menschen verändert, erklärt der ehemalige ZDF-Intendant Stolte

Dieter Stolte, ehemaliger Intendant des ZDF, berichtet in "Wie das Fernsehen das Menschenbild beeinflußt" über die Quotenjagd der Fernsehsender und welche Konsequenzen diese für den Zuschauer mit sich bringt.

Das informative Buch wiederholt zwar viele bekannte Tatsachen, gibt dem Leser aber auch viele Denkanstöße und zeigt ihm bis dato unbeachtete Zusammenhänge auf.

Das Durcheinander von Vorurteilen über das Fernsehen, eigenen Eindrücken und Meinungen von Bekannten wird quasi entwirrt und zu einem klaren übersichtlichen Bild zusammengepuzzelt. "Die Moral ist nicht der entscheidende Punkt ... es geht um den Verlust der Realität, um den Verlust an Ernst in der sogenannten ,Spaßgesellschaft' ... jede Information wird in der Form der Unterhaltung dargeboten, wird zum Entertainment, zum so genannten ,Infotainment' ... ,Spaßgesellschaft' bedeutet Spaß um jeden Preis, auch um den zerbrochener Tabus und verletzter Menschenwürde."

Dieter Stolte macht den Leser nachdenklich, in dem er ihm das eigene Fernsehverhalten bewußt macht und ihn dazu bringt, es kritisch zu betrachten. "In einer Zeit, da man an jedem Ort und Örtchen mit versteckten und nicht versteckten Kameras zu rechnen hat und in der das Volk bei Talk- und Quizshows vor die Studiokameras drängt, muß man sich fragen, wie die Präsenz von Kameras insgesamt das Leben der Menschen und die Menschen selbst verändert hat." Der Autor verteufelt mit diesem Buch auf keinen Fall das Fernsehen, im Gegenteil, er weist jedoch daraufhin, daß man sich als anspruchsvoller Fernsehkonsument ein "facettenreiches", gutes Fernsehen aus all den Sendern "selbst zusammensuchen" müsse.

Stolte sieht im Fernsehen als solches einerseits eine Chance und andererseits eine Gefahr, "die Gefahr, welche in dem Moment entsteht, wenn der Zuschauer alle Informations- und Kulturprogramme wegschaltet" und das Fernsehen ausschließlich als Unterhaltungsmedium nutzt oder gar "mißbraucht", das Fernsehgerät lediglich noch die Aufgabe der "Berieselungsanlage" erfüllt.

Diese Buch enthält unter anderem den indirekten Hinweis, daß man in der verantwortungsvollen Position als Eltern oder Großeltern sorgfältig selektieren müsse, welche Sendungen und Filme die Kinder sehen oder eben besser nicht sehen sollten und ob es nicht von Vorteil wäre, das Fernsehprogramm der lieben Kleinen öfter mal auf Anspruch und Informationsgehalt zu überprüfen.

Ein kluges Buch, das jedermann nachdenklich stimmen wird, bei der Selbstanalyse, ob man das Fernsehen mehr zur "Entspannung", "Information" oder lediglich zur "Berieselung" nutzt. Ob man eher zu der Kategorie "aktiver" oder "passiver" Zuschauer zählt und ob beziehungsweise wie das Fernsehen uns in unserem Handeln und unserem Leben beeinflußt. A. Ney

Dieter Stolte: "Wie das Fernsehen das Menschenbild beeinflußt", C.H.Beck, München 2004, geb. 204 Seiten, 19,90 Euro


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