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30.04.05 / Ostpreußen ist nicht vergessen / "Schlösser und Gutshäuser" im Foyer der Moosbacher Volksbank

© Preußische Allgemeine Zeitung / 30. April 2005

Ostpreußen ist nicht vergessen
"Schlösser und Gutshäuser" im Foyer der Moosbacher Volksbank

Rund 150 Vernissagengäste konnten Volksbank-Direktor Klaus Saffenreuther und Rosemarie Sieglinde Winkler, die Vorsitzende der Kreisgruppe der Ostpreußen, Westpreußen und Pommern, zur Ausstellungseröffnung "Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen" im Foyer der Mosbacher Volksbank begrüßen. 21 Schlösser und Gutshäuser, die Kurfürst Friedrich III. während seiner mehrwöchigen Krönungsreise im Jahre 1701 besuchte, werden in der Schau des Berliner Architekten Wulf Dieter Wagner in Wort, Grundriß und Foto vorgestellt. Gekonnt verstand Dr. Henrich Heitmann in seiner Einführung die Brücke zwischen Gestern und Heute zu schlagen.

Grußworte sprachen der "bekennende Ostpreuße" und SPD-Landtagsabgeordnete Gerd Teßmer sowie Stadtrat Volker Wesch als OB-Stellverteter. Musikalische Impressionen aus der Heimat vieler Gäste steuerten Gerhard Kern (Gesang) und Tatjana Hubert (Keyboard) bei. Mit dem "Ännchen von Tharau", so Rosemarie Sieglinde Winkler, hätten sie sogar ein ostpreußisch-württembergisches Lied gewählt, stamme der Text doch von Johann Gottfried von Herder, die Melodie von Friedrich Silcher. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, Handwerk, Schulen, Geschäfts- und öffentlichem Leben konnte Volksbank-Vorstandsmitglied Andreas Siebert namentlich im Publikum begrüßen: Die Kreisräte repräsentierte Gabriele von Gemmingen, die Bürgermeister Peter Keller aus Binau, die Stadträte Werner Baier. Hätten die einst geschickt ins ostpreußische Landschaftsbild hineinkomponierten Schlösser und Herrenhäuser eine ganz besondere Rolle für die Entwicklung ihrer Epoche gespielt, so sei mittlerweile ein Großteil dieser Architektur verloren gegangen, bedauerte Siebert. Deshalb komme der Ausstellung, die auch Familiengeschichten und die Schicksale einzelner Menschen lebendig mache, eine so bedeutende Rolle zu; ermögliche sie dem Betrachter doch, einzutauchen in eine spannende und erlebnisreiche Epoche preußischer Geschichte und Architektur. "Das Paradies lag in Ostpreußen", bekannte Rosemarie Sieglinde Winkler zu Beginn ihrer Begrüßung - und ergänzte: "für jene, die mit der Seele zu schauen vermögen". Eigene Jugenderinnerungen verband sie mit ihren neueren Eindrücken der schönen, weiten Landschaft im Osten, die sie auf vielen ihrer späteren Reisen dorthin gesammelt habe.

Daß Ostpreußen noch nicht vergessen ist, das bewies der Rednerin die hohe Zahl der versammelten Vernissagengäste. Als ein schwermütiges Land, bewohnt von hart arbeitenden, aber wortkargen Menschen, so charakterisierte MdL Gerd Teßmer in seinem Grußwort Ostpreußen. Nach der Vertreibung hätten viele im Odenwald eine neue Heimat gefunden - und diesem mit ihrem Fleiß gut getan. Volker Wesch sah in den Majolika-Manufakturen Parallelen zwischen Ostpreußen und Mosbach. Denn dank des besonderen Tons seien auch in Ostpreußen zwei Majolika-Manufakturen gegründet worden. Mit ihren heimatgeschichtlichen Sammlungen hätten auch weitere Landsmannschaften bereits in den Siebzigerjahren das Mosbacher Stadtmuseum bereichert.

"Was verbindet die Ostpreußen heute noch?" Dieser Frage ging Dr. Henrich Heitmann in seiner Einführungsrede nach. Da es keine preußische Nationalität gebe, sah der Redner eher in der gemeinsamen Gesinnung die Antwort, in dem Anerkennen eines gemeinsamen Wertesystems. Das weitläufige Agrarland, das nur dünn besiedelt war und kaum Bodenschätze besaß, habe seine Bewohner vor ganz besondere Herausforderungen gestellt, wußte der Redner. Der Glaube an eine Ordnung und Autorität habe gleichermaßen die Untertanen wie die Vertreter des Staates verbunden. Dr. Heitmann sah in Preußen den ersten Rechtsstaat verwirklicht. Er habe zwar keine individualistische Selbstverwirklichung gestattet, aber auch keine selbstherrliche Willkür von Seiten der Gutsherren. Besonders tat es dem Redner weh, daß der Begriff "Gutsherrenart" mittlerweile nicht mehr positiv besetzt sei. Auch ohne die historischen Veränderungen habe zwischenzeitlich die Agrarindustrialisierung das alte Ostpreußen sehr verändert, davon zeigte sich Dr. Heitmann überzeugt. Man müsse zwar wissen, woher man komme, solle dann aber den Blick nach vorn richten, betonte er. Hierbei könnten die in Preußen gelebten Werte und Tugenden sehr wohl noch für Orientierung sorgen. RSW

Eine Idee, eine Einstellung die verbindet - Preußen: Gäste und Initiatoren der Ausstellung. Foto: privat


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