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07.05.05 / Sieger auf Trophäenjagd / Wie die preußischen Schlösser und Gärten im Zweiten Weltkrieg geschützt wurden / Teil III

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Mai 2005

Sieger auf Trophäenjagd
Wie die preußischen Schlösser und Gärten im Zweiten Weltkrieg geschützt wurden / Teil III

Der verhältnismäßig geringe Zerstörungsgrad in Potsdam-Sanssouci wurde in der DDR als Verdienst der sowjetischen "Befreier" herausgestrichen.

In einer Darstellung aus den 80er Jahren hieß es: "Die Sowjetarmee hatte nach der Befreiung die Potsdamer Schlösser und Gärten unter ihren Schutz gestellt und für ihre Erhaltung gesorgt. Sie wurden im Mai 1946 von der Sowjetischen Militäradministration an die Provin- zialverwaltung Mark Brandenburg übergeben. Am 1. Juli 1946 öffneten sich die Parktore für die deutsche Bevölkerung, lediglich Schloß Cecilienhof, Marmorpalais und Neuer Garten verblieben noch bis 1952 bzw. 1953 unter sowjetischer Verwaltung. Wertvolle Museumsgegenstände, die 1945 sichergestellt und in der UdSSR aufbewahrt und restauriert worden waren, übergab die sowjetische Regierung im Herbst 1958 an die Staatlichen Schlösser und Gärten. Die Bewahrung der Schlösser und Gärten durch sowjetische Soldaten und Offiziere ist - wie die Rettung der Dresdner Kunstschätze - ein bleibendes Zeugnis humanistischer Gesinnung." Das war nicht einmal die halbe Wahrheit. Richtig ist immerhin, daß die russische Armee mutwillige Zerstörungen weitgehend unterließ. Sie hatte Besseres vor.

Trophäenbrigaden gingen ans Werk. 1943 hatte die Sowjetführung beschlossen, eigene Kriegsverluste durch Beutezüge in Deutschland zu kompensieren. Anwohner beobachteten, daß aus dem abgesperrten Sanssouci zahllose Kisten abtransportiert wurden. Das Neue Palais wurde zum Sammellager für die Trophäen aus Potsdam und aus anderen Depots in der Sowjetischen Besatzungszone. Darunter befanden sich auch Kulturgüter aus Königsberg, die hierher verbracht worden waren. Sowjetische Kulturexperten betreuten den Beutezug. Sie waren pietätvoll genug, gegen private Räubereien der Soldaten vorzugehen und auf den Abtransport von Skulpturen, Kandelabern und Gobelins, die von der Architektur nicht ohne Beschädigung hätten abgetrennt werden können, zu verzichten.

Das Neue Palais war 1946 fast leergeräumt. Der Raub ging auch noch weiter, nachdem die Anlagen offiziell an die deutschen Behörden zurückübergeben worden waren. Teile des Palais wurde von den Sowjets weiter genutzt, um Kisten mit Raubgut zu verpacken. Stalin plante in Moskau ein großes Trophäenmuseum, das aber dann doch nicht gebaut wurde. Im Februar 1946 trat Ernst Gall unter russischem Druck von seinem Amt als Direktor der Schlösserverwaltung zurück. Weil er in Berlin um sein Leben fürchtete, ging er nach Bayern, wo er bis 1953 der Schlösserverwaltung vorstand.

Die US-Regierung hatte im November 1945 die amerikanischen Kunstschutzoffiziere angewiesen, aus dem Depot in Wiesbaden 200 wertvolle Gemälde auszuwählen und zur Verschiffung in die USA vorzubereiten. Die Offiziere verfaßten einen Protest, das sogenannte "Wiesbadener Manifest", in dem sie diesen Vorgang mit den Nazi-Methoden verglichen. Bis 1949 kehrten die Gemälde nach Deutschland zurück. Allerdings waren vor dem "Manifest" schon zahlreiche Kunstwerke von amerikanischen Armeeangehörigen gestohlen worden. Die Wiesbadener Bestände gingen später an die Schlösser in West-Berlin zurück. Grundlage dafür war das Gesetz zur Errichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

1955 beschloß die Sowjetregierung, die Dresdner Gemäldesammlung zurückzugeben. Später folgten Bestände aus Berlin und Potsdam. Es herrschte Kalter Krieg, Ost und West rangen um die Sympathien der Deutschen. Insgesamt wurden rund 300 Güterwaggons mit Kunsttrophäen in die DDR zurückgeschickt. Weil viele Gegenstände durch unsachgemäße Lagerung in der Sowjetunion beschädigt worden waren, wurden sie zuvor restauriert. Noch immer befindet sich vieles, was rechtens nach Berlin und Potsdam gehört, bei den Siegern von 1945. Thorsten Hinz


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