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07.05.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Mai 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

daß man nie die Hoffnung aufgeben soll, doch noch etwas über Schicksale zu erfahren, die von der Zeit spurenlos ausgelöscht schienen - das ist ein Anliegen unserer Ostpreußischen Familie, und Frau Felicitas Dreyer kann es bestätigen. Zwar ist die Lösung nicht durch unsern Leserkreis erfolgt, aber doch über unsere Zeitung, denn wir hatten kürzlich den Hinweis auf den Kirchlichen Suchdienst in Stuttgart gegeben. An den wandte sich Frau Dreyer, nachdem sie jahrzehntelang vergeblich über verschiedene Institutionen geforscht hatte. Es ging um ihren Vater, der am 10. April 1945 in russische Gefangenschaft gekommen war. Kollegen sollen ausgesagt haben, daß er bald verstorben sei. Nun erhielt sie aus Stuttgart den Bescheid: "Ihr Vater ist am 15. April 1945 auf der Schichau-Werft in Königsberg verstorben." Es ist sogar der Name des Mannes angegeben, der den Tod gemeldet hat, wohl ein Kollege ihres Vaters. "Ist es nicht wie ein Wunder, 60 Jahre nach Kriegsende noch solch eine Nachricht zu erhalten?" fragt Frau Dreyer. In ihrem Lebensumkreis stieß sie allerdings auf wenig Verständnis. "Was hast du nun davon?" wurde sie gefragt. Wir aber wissen, daß diese Gewißheit nun eine große Beruhigung für Frau Dreyer bedeutet und fühlen mit ihr.

Es gibt eben Lösungen von Fragen, die man mehr als ein halbes Leben lang mit sich herumgetragen hat, und darauf hoffen auch die Frauen und Männer, die an uns schreiben. Wie Herr Michael Nagel, der schon verzweifelt aufgeben wollte, weil er in seiner Familiengeschichte einfach nicht vorankam. Aber nun stieß er auf uns, und das schildert er so: "Leider waren meine Großeltern gestorben, aber ich erinnerte mich, Gott sei Dank, daß sie so eine Zeitung gehabt hatten - aber welche? Mein Opa leitete viele Jahre einen Chor in Hameln, der etwas mit Flüchtlingen zu tun hatte. Also nachgefragt, und es stellte sich heraus, daß es sich um den Chor der Landsmannschaft Ostpreußen handelte, später dann Ost- und Westpreußenchor. So war es dann nicht mehr weit, den Weg zur gesuchten Zeitung zu finden. Sie ahnen sicher, von welcher ich spreche! Zwei Tage später hielt ich das erste Exemplar der PAZ / Das Ostpreußenblatt in der Hand. Sie können sich kaum vorstellen, wie meine Augen zu leuchten begannen, als ich die ersten Zeilen der "Ostpreußischen Familie" gelesen hatte. Hoffnung keimte auf, doch noch etwas mehr über die Lebensumstände meiner Vorfahren in Königsberg zu erfahren."

Ja, lieber Herr Nagel, und wir hoffen, daß sich nun aus diesem Keim eine kräftige Pflanze entwickelt! Zuerst geht es einmal um den kleinen Ort Kohlhof, einen ehemaligen Gutshof am nördlichen Stadtrand von Königsberg. Es ist der Geburtsort von Herrn Nagels Großmutter, Elisabeth Maria Schwibbe, * 1908. Der Enkel möchte mehr über Kohlhof wissen und hofft, daß sich noch jemand an den Ort und die betreffende Königsberger Kirchengemeinde erinnert, vielleicht sogar noch Fotos von damals besitzt! Hier bin ich optimistisch, denn es wurde schon mehrmals in unserer Familienkolumne Kohlhof erwähnt. - Das gilt auch für die nächste Frage von Herrn Nagel. Die letzte Wohnung seiner Großeltern und seines Vaters in Königsberg befand sich in der Ponarther Bergstraße Nummer 4. Kann sich jemand an diese Straße und vielleicht sogar an die Familie Nagel erinnern? Darüber würde sich auch sein heute 73jähriger Vater freuen. - Die dritte Frage ist schon schwieriger, sie bezieht sich auf Herrn Nagels Urgroßmutter aus Königsberg, Heidemannstraße 3, III. Stock. Sie hieß Kidszun - nachdem ihr Mann (Nagel) im Ersten Weltkrieg gefallen war, heiratete sie noch einmal. Mit ihrem zweiten Ehemann hatte sie einen Sohn, der wahrscheinlich Horst hieß. Flüchtlinge aus Königsberg sollen berichtet haben, daß alle drei in einem Schrebergarten von Russen erschossen wurden. Wer weiß etwas über diese Familie? - Die letzte Frage bezieht sich auf die Flucht der Familie Nagel, die von Hela aus mit der "Ubena" nach Kopenhagen führte, übrigens die letzte Fahrt des Schiffes. Im Lager Aalborg will Großvater Kurt Nagel eine Art Theatergruppe geleitet haben. Vielleicht erinnern sich ehemalige Lagerinsassen an Kurt Nagel, dem bereits in Königsberg beide Beine amputiert worden waren? So ich bin gewiß, daß Herr Nagel einige Zuschriften bekommen wird. (Michael Nagel, Am Mühlenweg 4 in 27432 Bremervörde, Mobil-Telefon 01 60 / 6 90 41 10.)

Der Wunsch der Königsbergerin Bärbel Witte dürfte sich nur schwer erfüllen lassen, denn sie sucht noch unbekannte Fotos der von ihr so hochverehrten Dichterin Agnes Miegel. Ich selber habe die Fotos, die ich privat besaß oder die mir aus dem Leserkreis zugesandt wurden, der Agnes-Miegel-Gesellschaft übergeben, und das werden auch die meisten getan haben. Trotzdem will ich gerne Ihren Wunsch, liebe Frau Witte, veröffentlichen. Vielleicht findet sich doch noch dieses oder jenes Foto aus Privatbesitz, wie Sie meinen auch von ehemaligen Nachbarn und Mitbewohnern des Hauses Hornstraße 7 in Königsberg. Frau Witte würde Kopien anfertigen und die Originale sofort zurücksenden. (Bärbel Witte, Schulweg 5 in 30916 Isernhagen, Telefon 0 51 36 / 39 42.)

Eure Ruth Geede


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